Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
die Vision von Wachstum gewesen, welche ihm kurz vor dem Ende seiner Zeit mit dem Mann in Schwarz zuteil geworden war, denn was er hier gesehen hatte, war keine Vision gewesen), und der geringe Rest seiner Aufmerksamkeit hatte die Tatsache registriert, daß es sich bei dem Land, das er gesehen hatte, weder um eine Wüste noch um ein Meer gehandelt hatte, sondern um einen grünen Ort unvorstellbarer Üppigkeit, mit Wasserflächen, die den Gedanken an einen Sumpf in ihm erweckten, aber…
    Wie wenig von deiner Aufmerksamkeit geblieben ist, spottete die Stimme von Cort gehässig. Du hast mehr gesehen!
    Ja.
    Er hatte Weiß gesehen.
    Weiße Ränder.
    Bravo, Roland! schrie Cort in seinem Verstand, und Roland schien einen Hieb der harten, schwieligen Hand zu spüren. Er zuckte zusammen.
    Er hatte durch ein Fenster gesehen.
    Der Revolvermann stand unter Anstrengung auf, streckte die Hand aus, spürte Kälte und brennende Linien dünner Hitze auf der Handfläche. Er machte die Tür wieder auf.
     
     

    6
     
    Der Anblick, den er erwartet hatte – die Erde aus einer gräßlichen, unvorstellbaren Höhe – war verschwunden. Er sah Worte, die er nicht verstand. Er verstand sie fast; es war, als wären die Großbuchstaben verzerrt worden…
    Über den Worten war das Bild eines Gefährts ohne Pferde, eines Motorfahrzeugs, wie sie angeblich die Welt erfüllt hatten, bevor diese sich weitergedreht gehabt hatte. Plötzlich dachte er an die Worte, die Jake gesprochen hatte, als ihn der Revolvermann im Rasthaus hypnotisierte.
    Dieses Gefährt ohne Pferde, neben dem eine lachende Frau mit einer Pelzstola stand, konnte das sein, was Jake in dieser seltsamen anderen Welt überfahren hatte.
    Dies ist jene andere Welt, dachte der Revolvermann.
    Plötzlich geschah etwas mit dem Anblick…
    Er veränderte sich nicht; er bewegte sich. Der Revolvermann schwankte auf den Füßen, er verspürte Schwindel und einen Anflug von Übelkeit. Die Worte und das Bild senkten sich, und jetzt sah er einen Korridor mit einer doppelten Sitzreihe auf der anderen Seite. Einige waren frei, aber auf den meisten saßen Männer mit seltsamer Kleidung. Er vermutete, daß es Anzüge waren, aber er hatte dergleichen vorher noch niemals gesehen. Auch die Sachen um ihre Hälse konnten Binder oder Krawatten sein, aber auch solche hatte er noch nie gesehen. Und soweit er das erkennen konnte, war keiner von ihnen bewaffnet; er sah weder Dolche noch Schwerter, geschweige denn eine Feuerwaffe. Was waren das für vertrauensselige Schafe? Einige lasen mit winzigen Worten bedecktes Papier – die Worte hier und da von Bildern unterbrochen –, während andere mit Stiften, wie sie der Revolvermann noch nie gesehen hatte, auf Papier schrieben. Aber die Stifte bedeuteten ihm wenig. Es war das Papier. Er lebte in einer Welt, in der Gold und Papier in etwa denselben Wert hatten. Er hatte in seinem ganzen Leben noch nicht soviel Papier gesehen. In diesem Augenblick riß ein Mann ein gelbes Blatt von dem Block auf seinem Schoß ab und knüllte es zu einem Ball zusammen, obwohl er erst die obere Hälfte der einen Seite und die andere noch überhaupt nicht beschrieben hatte. Dem Revolvermann war nicht so übel, daß er nicht eine Regung des Entsetzens angesichts solch unnatürlicher Verschwendung verspürt hätte.
    Hinter den Männern befand sich eine gekrümmte weiße Wand und eine Fensterreihe. Einige waren von einer Art weißer Schiebeläden versperrt, aber hinter anderen konnte er blauen Himmel erkennen.
    Jetzt näherte sich eine Frau dem Durchgang, eine Frau, die eine Art Uniform trug, aber keine, wie Roland sie je gesehen hatte. Sie war hellrot, und ein Teil davon bestand aus einer Hose. Er konnte die Stelle sehen, wo ihre Beine sich zum Schritt vereinigten. Das hatte er bei einer Frau, die nicht entkleidet war, noch niemals erblickt.
    Sie kam der Tür so nahe, daß Roland glaubte, sie würde hindurchschreiten; er torkelte einen Schritt rückwärts und hatte Glück, daß er nicht fiel. Sie betrachtete ihn mit der einstudierten Höflichkeit einer Frau, die Dienerin und zugleich ihr eigener Herr ist. Das interessierte den Revolvermann nicht. Ihn interessierte, daß sich ihr Ausdruck nicht veränderte. Man erwartete nicht, daß eine Frau – oder überhaupt jemand – einen schmutzigen, schwankenden, erschöpften Mann so ansah, der überkreuzte Revolvergurte an den Hüften hatte, einen blutgetränkten Lappen um die rechte Hand und Jeans an, die aussahen, als wären sie mit einer

Weitere Kostenlose Bücher