Der Dunkle Turm 2 - Drei
Ding drehte sich mit hochgezogenen Brauen zu ihm herum. »Sie glauben, ich gehe nicht, wenn ich gehen will?«
»Ich glaube, wenn Sie gehen und dies ist schlechter Stoff, dann fliege ich morgen zurück. Dann stecken Sie echt in der Scheiße.«
Das teigige Ding drehte sich mürrisch herum. Es setzte sich auf den einzigen Sessel des Zimmers, während Eddie den Umschlag aufriß und eine kleine Menge brauner Substanz herausschüttete. Sah böse aus. Er sah das teigige Ding an.
»Ich weiß, wie es aussieht; sieht wie Scheiße aus, aber das ist nur der Verschnitt«, sagte das teigige Ding. »Ist gut.«
Eddie riß ein Blatt Papier vom Notizblock auf dem Tisch und trennte eine winzige Menge des braunen Pulvers von dem Häufchen ab. Er tauchte den Finger hinein und rieb ihn dann an der Zungenspitze. Eine Sekunde später spie er ins Waschbecken.
»Möchten Sie sterben? Ist es das? Verspüren Sie einen Todeswunsch?«
»Mehr ist nicht.« Das teigige Ding sah mürrischer denn je aus.
»Ich habe eine Reservierung für morgen«, sagte Eddie. Das war eine Lüge, aber er glaubte nicht, daß das teigige Ding über die Mittel verfügte, es nachzuprüfen. »TWA. Habe ich selbst gemacht, falls sich der Kontaktmann als Scheißer, wie Sie einer sind, erweisen sollte. Mir ist es egal. Eigentlich bin ich sogar erleichtert. Ich bin nicht für solche Unternehmen geschaffen.«
Das teigige Ding saß da und überlegte. Eddie saß da und konzentrierte sich darauf, sich nicht zu bewegen. Er wollte sich bewegen; er wollte ruckein und juckeln, zippeln und zappeln, hoppeln und flippen, er wollte seine Kratzer kratzen und seine Knöchel knöcheln lassen. Er spürte sogar, daß seine Augen zu dem Häufchen braunen Pulvers sehen wollten, obwohl er wußte, daß es Gift war. Er hatte sich morgens um zehn einen Schuß gesetzt; seither waren ebenso viele Stunden verstrichen. Aber wenn er etwas davon tat, würde sich die Situation ändern. Das teigige Ding tat mehr als nachdenken; es beobachtete ihn und versuchte, ihn einzuschätzen.
»Ich könnte vielleicht etwas auftreiben«, sagte es schließlich.
»Warum versuchen Sie es dann nicht?« sagte Eddie. »Aber um elf werde ich das Licht ausmachen und das BITTE NICHT STÖREN-Schild vor die Tür hängen, und wenn danach noch jemand klopft, werde ich den Portier anrufen und ihm sagen, daß mich jemand belästigt und er den Wächter schicken soll.«
»Sie sind ein Pisser«, sagte das Ding.
»Nein«, sagte Eddie. »Sie hatten einen Pisser erwartet. Ich bin aber mit zugeknöpftem Reißverschluß gekommen. Sie sind vor elf wieder da, und zwar mit etwas, das ich nehmen kann – muß nichts Besonderes sein –, sonst werden Sie ein toter Scheißer sein.«
7
Das teigige Ding war lange vor elf wieder da; er war um halb zehn zurück. Eddie vermutete, daß er den anderen Stoff die ganze Zeit im Auto gehabt hatte.
Dieses Mal etwas mehr Pulver. Nicht weiß, aber immerhin blaß elfenbeinfarben, was Anlaß zu gelinder Hoffnung gab.
Eddie kostete. Schien in Ordnung zu sein. Sogar besser als in Ordnung. Ziemlich gut sogar. Er rollte einen Geldschein und schnupfte.
»Also dann, bis Sonntag«, sagte das teigige Ding unwirsch und stand auf.
»Warten Sie«, sagte Eddie, als wäre er derjenige mit der Waffe. In gewisser Weise war er das auch. Balazar war die Waffe. Emilio Balazar war ein großkalibriges Schießeisen in New Yorks wunderbarer Welt der Drogen.
»Warten?« Das teigige Ding drehte sich um und sah Eddie an, als wäre es der Meinung, Eddie müsse verrückt sein. »Worauf?«
»Nun, ich habe gerade über Sie nachgedacht«, sagte Eddie. »Wenn ich von dem, was ich mir gerade eingepfiffen habe, echt krank werde, ist es aus. Wenn ich sterbe, ist es selbstverständlich aus. Ich habe nur gerade gedacht, wenn mir nur ein wenig übel wird, gebe ich Ihnen vielleicht eine zweite Chance. Sie wissen schon, wie in der Geschichte, in der der Junge die Lampe reibt und ihm drei Wünsche gewährt werden.«
»Es wird Sie nicht krank machen. Das ist China White.«
»Wenn das China White ist«, sagte Eddie, »dann bin ich Dwight Gooden.«
»Wer?«
»Vergessen Sie’s.«
Das teigige Ding setzte sich. Eddie saß mit einem kleinen Häufchen weißen Pulvers neben sich am Tisch des Hotelzimmers (das D-Con oder was immer es gewesen war, war schon längst das Klo runtergespült worden). Im Fernsehen wurden die Braves von den Mets zu Hackfleisch gemacht, dank WTBS und der großen Parabolantenne auf dem Dach des
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