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Der Dunkle Turm 2 - Drei

Titel: Der Dunkle Turm 2 - Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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wenn der Gefangene ins Gefängnis kam, hatte er keine Möglichkeit, die Medizin zu bekommen, die sein von der Infektion befallener, sterbender Körper brauchte.
    Er muß durch den Zoll kommen, dachte Roland. Er muß. Und er muß mit seinem Bruder zu diesem Mann namens Balazar gehen. Das gehörte nicht zum Plan, und dem Bruder würde es nicht gefallen, aber er muß es tun.
    Denn ein Mann, der mit Drogen handelte, würde auch einen Mann kennen oder ein Mann sein, der die Kranken heilte. Ein Mann, der sich anhören würde, was nicht in Ordnung war, und dann… vielleicht.
    Er muß durch den Zoll kommen, dachte der Revolvermann.
    Die Antwort war so groß und einfach, so nahe, daß er sie beinahe überhaupt nicht gesehen hätte. Die Droge, die der Gefangene schmuggeln wollte, machte es so schwierig, durch den Zoll zu kommen, natürlich; es könnte eine Art Orakel geben, das zu Rate gezogen wurde, wenn Leute verdächtig schienen. Ansonsten, erkannte Roland, würde die Zollzeremonie die Einfachheit selbst sein, so. wie in seiner Welt das Überqueren einer Grenze in befreundetes Land. Man machte das Ehrenzeichen für den Herrscher dieses Landes – eine einfache vereinbarte Geste – und durfte passieren.
    Er konnte Gegenstände von der Welt des Gefangenen in seine eigene nehmen. Der Tun-Fisch-Belegte hatte das bewiesen. Er würde die Beutel mit den Drogen nehmen, wie er den Belegten genommen hatte. Der Gefangene würde durch den Zoll gehen. Und dann würde Roland ihm die Beutel mit der Droge zurückgeben.
    Kannst du das?
    Ah, das war eine Frage, die hinreichend beunruhigend war, ihn vom Anblick des Wassers unter sich abzulenken. Sie flogen über einem offenbar riesigen Meer und wendeten jetzt wieder in Richtung Küste. Während sie das taten, kam das Wasser immer näher. Die Himmelskutsche kam herunter (Eddies Blick war flüchtig, nebensächlich; der des Revolvermanns so gebannt wie der eines Kindes, das seinen ersten Schnee fallen sieht). Er konnte Gegenstände mit in seine Welt nehmen, das wußte er. Aber sie wieder zurückbringen? Das war etwas, das er bisher noch nicht wußte. Er würde es herausfinden müssen.
    Der Revolvermann griff in die Tasche des Gefangenen und schloß die Finger des Gefangenen um eine Münze.
    Roland ging durch die Tür zurück.
     
     

    4
     
    Die Vögel flogen weg, als er sich aufrichtete. Dieses Mal hatten sie es nicht gewagt, so nahe heranzukommen. Er hatte Schmerzen, war benommen und fiebrig; doch es war erstaunlich, wie sehr ihn selbst die wenige Nahrung belebt hatte.
    Er betrachtete die Münze, die er dieses Mal mit herübergebracht hatte. Sie sah wie Silber aus, aber die rötliche Färbung am Rand deutete darauf hin, daß sie in Wirklichkeit aus einem gewöhnlicheren Metall bestand. Auf der einen Seite war das Profil eines Mannes, das Adel, Mut und Starrsinn ausdrückte. Sein Haar, das am Schädelansatz gelockt und im Nacken gebunden war, deutete auch auf Eitelkeit hin. Er drehte die Münze herum und sah etwas so Verblüffendes, daß er mit rostiger, krächzender Stimme aufschrie.
    Auf der Rückseite war ein Adler, das Muster seiner eigenen Flagge in jenen fernen Zeiten, als es noch Königreiche und Flaggen, die sie symbolisierten, gegeben hatte.
    Die Zeit ist knapp. Geh zurück. Spute dich.
    Aber er verweilte noch einen Augenblick nachdenklich. In seinem eigenen Kopf fiel ihm das Nachdenken schwerer – der Gefangene war alles andere als rein, aber er war zumindest vorläufig ein reineres Behältnis als er selbst.
    Mit der Münze beide Wege zu versuchen, war nur ein Teil des Experiments, nicht?
    Er nahm eine Patrone aus dem Gurt und legte sie zu der Münze in seiner Hand.
    Roland trat wieder durch die Tür zurück.
     
     

    5
     
    Die Münze des Gefangenen war noch da, sie lag fest in der Hand in der Tasche. Er mußte nicht nach vorne kommen, um nach der Patrone zu sehen; er wußte, daß sie die Reise nicht geschafft hatte.
    Er kam dennoch kurz nach vorne, denn eines mußte er wissen. Mußte er sehen.
    Daher drehte er sich um, als wollte er das kleine Papierding auf der Sitzlehne hinter sich zurechtrücken (bei allen Göttern, die jemals waren, überall in dieser Welt war Papier), und sah durch die Tür. Er sah seinen eigenen Körper, der wie zuvor niedergesunken war, doch nun troff frisches Blut aus einer Schnittwunde an der Wange – das mußte durch einen Stein passiert sein, als er sich selbst verlassen hatte und herübergekommen war.
    Die Patrone, die er zusammen mit der Münze

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