Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 3 - Tot

Titel: Der Dunkle Turm 3 - Tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
FOLGE DESSEN KANN ICH NICHT OHNE WEITERES ZWISCHEN TATSACHEN UND ABERGLAUBEN UNTERSCHEIDEN. TATSÄCHLICH SCHEINT ES ZUM GEGEBENEN ZEITPUNKT RECHT WENIG UNTERSCHIEDE ZWISCHEN BEIDEN ZU GEBEN. ES IST SEHR ALBERN, DASS DAS SO IST – UND DARÜBER HINAUS UNHÖFLICH –, UND ICH BIN SICHER, AUCH DAS HAT MIT ZU MEINER SEELISCHEN MALAISE BEIGETRAGEN.«
    Diese Verkündigung erinnerte Eddie an etwas, das Roland vor nicht allzu langer Zeit gesagt hatte. Was konnte das gewesen sein? Er strengte sein Gedächtnis an, fand aber nichts… nur eine vage Erinnerung an den Revolvermann, der in einem gereizten Tonfall sprach, welcher sich gar nicht mit seiner sonstigen Art vertrug.
    »PATRICIA SCHLUCHZTE UNUNTERBROCHEN, EIN VERHALTEN, DAS ICH UNHÖFLICH UND UNERFREULICH ZUGLEICH FAND. ICH GLAUBE, SIE WAR NICHT NUR VERRÜCKT, SONDERN AUCH EINSAM. OBWOHL DER KABELBRAND, DER DAS PROBLEM URSPRÜNGLICH ERZEUGTE, SCHNELL GELÖSCHT WURDE, KAM ES WEITERHIN ZU LOGISCHEN FEHLFOLGERUNGEN, DA SCHALTKREISE ÜBERLASTET WURDEN UND SUBSPEICHER AUSFIELEN. ICH HABE MIR ÜBERLEGT, OB ICH ZULASSEN SOLLTE, DASS DIESE FEHLFUNKTIONEN SYSTEMWEIT ÜBERGRIFFEN, BESCHLOSS ABER STATT DESSEN, DIE PROBLEMZONE EINZUGRENZEN. WISST IHR, ICH HATTE GERÜCHTE GEHÖRT, WONACH WIEDER EIN REVOLVERMANN DURCH DIE WELT ZOG. ICH KONNTE DIESE GESCHICHTE KAUM GLAUBEN, UND DOCH SEHE ICH JETZT SELBST, DASS ES KLUG WAR ZU WARTEN.«
    Roland regte sich auf seinem Sitz. »Was für Gerüchte hast du gehört, Blaine? Und von wem hast du sie gehört?«
    Aber Blaine beschloß, diese Frage nicht zu beantworten.
    »SCHLIESSLICH STÖRTE MICH IHR UNABLÄSSIGES FLENNEN SO SEHR, DASS ICH DIE SPEICHER GELÖSCHT HABE, DIE IHRE REFLEXE KONTROLLIERTEN. ICH HABE SIE SOZUSAGEN BESCHNITTEN. SIE REAGIERTE DARAUF, INDEM SIE SICH IN DEN FLUSS GESTÜRZT HAT. SEE YOU LATER PATRICIA-GATOR.«
    War einsam, konnte nicht aufhören zu weinen, hat sich ertränkt, und dieses irre mechanische Arschloch kann nichts anderes als Witze darüber reißen, dachte Susannah. Ihr wurde fast schlecht vor Wut. Wäre Blaine ein richtiger Mensch gewesen, nicht nur eine Handvoll Schaltkreise unter einer Stadt, die schon weit hinter ihnen lag, hätte sie versucht, ihm ein paar frische Narben ins Gesicht zu kratzen, die ihn an Patricia erinnerten. Du willst was Interessantes, Wichser? Ich würde dir was Interessantes zeigen, darauf kannst du dich verlassen.
    »SAGT MIR EIN RÄTSEL«, bat Blaine.
    »Noch nicht«, antwortete Eddie. »Du hast immer noch nicht meine Frage beantwortet.« Er gab Blaine die Möglichkeit zu antworten, und als die Computerstimme stumm blieb, fuhr er fort. »Wenn es um Selbstmord geht, räume ich jedem das Recht zur freien Entscheidung ein. Aber warum willst du uns mitnehmen? Ich meine, wo liegt der Sinn?«
    »Weil er es eben will«, sagte der kleine Blaine mit seinem furchtsamen Stimmchen.
    »WEIL ICH ES EBEN WILL«, sagte Blaine. »DAS IST DER EINZIGE GRUND, DEN ICH HABE, UND SONST BRAUCHE ICH KEINEN. UND NUN ZUM GESCHÄFT. ICH WILL EIN PAAR RÄTSEL, UND ICH WILL SIE AUF DER STELLE. WENN IHR EUCH WEIGERT, WARTE ICH NICHT BIS TOPEKA – DANN MACHE ICH UNS ALLEN HIER UND JETZT EIN ENDE.«
    Eddie, Susannah und Jake drehten sich zu Roland um, der mit im Schoß verschränkten Händen auf seinem Sitz saß und die Streckenkarte vorne im Abteil betrachtete.
    »Leck mich«, sagte Roland. Er sprach nicht mit erhobener Stimme. Er hätte Blaine sagen können, daß ein bißchen Way-Gog wirklich ganz nett wäre.
    Aus den Deckenlautsprechern war ein kurzes, erschrockenes Stöhnen zu hören – der kleine Blaine.
    »WAS HAST DU GESAGT?« In ihrer völligen Fassungslosigkeit hatte die Stimme des großen Blaine wieder große Ähnlichkeit mit der seines unvermuteten Zwillingsbruders.
    »Ich habe gesagt: Leck mich«, sagte Roland gelassen, »aber wenn dich das überfordert, Blaine, kann ich es auch noch einmal deutlich sagen. Nein. Die Antwort lautet nein.«
     
     
    10
     
    Es erfolgte lange, lange Zeit keine Antwort von keinem der beiden Blaines, und als der große Blaine schließlich antwortete, antwortete er nicht mit Worten. Statt dessen verloren Wände, Boden und Decke wieder ihre Festigkeit und Farbe. Innerhalb von zehn Sekunden hatte die Baronskabine wieder aufgehört zu existieren. Der Mono flog jetzt durch die Gebirgskette, die sie am Horizont gesehen hatten: Eisengraue Gipfel rasten mit mörderischer Geschwindigkeit auf sie zu und stürzten dann in leblose Täler ab, wo Rieseninsekten krabbelten wie an Land

Weitere Kostenlose Bücher