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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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gesehen, aber die alten weißen Zickzacklinien seiner Narben ließen bei ihm stets eine gewisse Übelkeit hochkommen.
    »Na ja… ich wusste, dass wir das Zimmer der Lady benutzen, ich wusste nur nicht, dass die Lady dabei ist.«
    »Ist sie.« Jonas warf das Handtuch ins Bad, ging zum Bett und nahm dort sein Hemd, das an einem der Pfosten am Fußende hing. Hinter ihm schaute Coral auf, betrachtete seinen nackten Rücken mit einem kurzen, gierigen Blick und widmete sich dann wieder ihrer Arbeit. Jonas zog das Hemd an. »Wie sieht es auf dem Citgo-Gelände aus, Clay?«
    »Ruhig. Aber es wird ziemlich laut werden, wenn gewisse junge vagabundos ihre Nasen dort reinstecken.«
    »Wie viele sind draußen, und wie haben sie sich verteilt?«
    »Zehn tagsüber. Ein Dutzend nachts. Roy und ich sind bei jeder Schicht einmal draußen, aber wie gesagt, es ist ruhig gewesen.«
    Jonas nickte, war aber nicht glücklich. Er hatte sowohl die Hoffnung gehegt, die Jungs in der Zwischenzeit zum Citgo-Gelände locken zu können, als auch die, sie zu einer Konfrontation zu zwingen, indem er ihre Unterkunft verwüstete und ihre Tauben abmurkste. Aber bis jetzt versteckten sie sich noch immer hinter ihrem verdammten Hügel. Er kam sich vor wie ein Mann mit drei jungen Stieren in der Arena. Er hat ein rotes Tuch, dieser Möchtegern-Torero, und winkt damit wie verrückt, und trotzdem wollen die toros nicht angreifen. Warum?
    »Die Verlegungsaktion? Wie läuft die?«
    »Wie am Schnürchen«, sagte Reynolds. »Vier Tankwagen pro Nacht, in Paaren, die letzten vier Nächte. Renfrew hat die Aufsicht, der von der Lazy Susan. Möchtest du immer noch ein halbes Dutzend Wagen als Köder zurücklassen?«
    »Yar«, sagte Jonas, und da klopfte es auf einmal an der Tür.
    Depape zuckte zusammen. »Ist das…«
    »Nein«, sagte Jonas. »Unser Freund im schwarzen Gewand hat die Zelte abgebrochen. Vielleicht geht er den Truppen des Guten Mannes vor der großen Schlacht Trost spenden.«
    Darüber lachte Depape bellend. Die Frau im Nachthemd, die am Fenster saß, sah hinunter auf ihr Strickzeug und sagte nichts.
    »Es ist offen!«, rief Jonas.
    Der Mann, der eintrat, trug den sombrero, den serape und die sandalias eines Farmers oder vaquero, aber sein Gesicht war blass, und die Haarlocke, die unter der Krempe des sombrero hervorlugte, war blond. Es war Latigo. Ein harter Mann, kein Zweifel, aber dennoch deutlich angenehmer als der lachende Mann in dem schwarzen Talar.
    »Schön, Sie zu sehen, meine Herren«, sagte er, trat ein und schloss die Tür hinter sich. Sein Gesicht – unbeugsam, finster – war das eines Mannes, der seit Jahren nichts Gutes mehr gesehen hat. Vielleicht seit seiner Geburt. »Jonas? Geht’s Ihnen gut? Macht unsere Sache Fortschritte?«
    »Das tut es, und das tut sie«, sagte Jonas. Er streckte die Hand aus. Latigo schüttelte sie rasch und trocken. Depape und Reynolds kamen nicht in den Genuss dieser Gunst, stattdessen sah er Coral an.
    »Lange Tage und angenehme Nächte, Lady.«
    »Und mögen sie Euch doppelt vergönnt sein, Sai Latigo«, sagte sie, ohne von ihrem Strickzeug aufzuschauen.
    Latigo setzte sich auf die Bettkante, holte einen Tabaksbeutel aus seinem serape und drehte sich eine Zigarette.
    »Ich werde nicht lange bleiben«, sagte er. Er sprach im brüsken, abgehackten Tonfall der nördlichen Innerwelt, wo – hatte Depape jedenfalls gehört – Rentierficken immer noch die beliebteste Sportart war. Aber nur, wenn man nicht so schnell rennen konnte wie seine Schwester, genauer gesagt. »Es wäre nicht klug. Ich passe nicht recht hierher, wenn man genau hinsieht.«
    »Nein«, sagte Reynolds, der sich amüsiert anhörte. »Das stimmt.«
    Latigo warf ihm einen scharfen Blick zu, dann widmete er sich wieder Jonas. »Der größte Teil meiner Leute lagert dreißig Räder von hier, im Wald westlich dieses Eyebolt Canyon… Was ist das eigentlich für ein widerliches Geräusch in dem Canyon? Es verstört die Pferde.«
    »Eine Schwachstelle«, sagte Jonas.
    »Sie macht auch den Männern Angst, wenn sie zu dicht rangehen«, sagte Reynolds. »Am besten halten Sie sich davon fern, Hauptmann.«
    »Wie viele sind es?«, fragte Jonas.
    »Hundert. Und gut bewaffnet.«
    »Das waren Lord Perths Männer dem Vernehmen nach auch.«
    »Seien Sie kein Esel.«
    »Haben sie Kampferfahrung?«
    »Genug, um zu wissen, was es ist«, sagte Latigo, und Jonas wusste, dass er log. Farson hatte seine Veteranen in ihren Schlupflöchern in den Bergen

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