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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Sonderprämie. Wenn er nicht Recht behielt, würde man sie wahrscheinlich so hoch und unbarmherzig aufknüpfen, dass ihnen der Kopf abgerissen wurde, sobald sie nach dem Herunterklappen der Falltür das Ende des Stricks erreichten.
    »Wir werden sie so leicht erwischen wie Vögel am Boden«, sagte Jonas. »Die Anklage lautet auf Verrat, drei junge Männer, alle hochgeboren, im Sold von John Farson. Schockierende Neuigkeiten. Was könnte deutlicher Zeugnis ablegen von den schlimmen Zeiten, in denen wir leben?«
    »Ein Wort von Verrat, und schon ist der Mob zur Stelle?«
    Jonas schenkte Latigo ein frostiges Lächeln. »Als Begriff mag Verrat ein bisschen über den Horizont des gemeinen Volks hinausgehen, auch wenn der Mob betrunken ist und die Rädelsführer vom Pferdezüchterverband gekauft und bezahlt wurden. Aber Mord… besonders der an einem viel geliebten Bürgermeister…«
    Depape sah mit erschrockenem Blick zur Schwester des Bürgermeisters.
    »Was für ein Jammer das sein wird«, sagte die Dame und seufzte. »Ich könnte mich veranlasst sehen, den Pöbel persönlich anzuführen.«
    Depape glaubte, dass er endlich begriff, was Eldred zu ihr hinzog: Die Frau war ebenso kaltblütig wie Jonas selbst.
    »Noch etwas«, sagte Latigo. »Ein Stück aus dem Besitz des Guten Mannes wurde Ihrer Obhut anvertraut. Eine bestimmte Glaskugel.«
    Jonas nickte. »Ja, wahrhaftig. Ein schönes Stück.«
    »Soweit ich weiß, haben Sie die Kugel bei der hiesigen bruja gelassen.«
    »Ja.«
    »Sie sollten sie wiederholen. Und zwar bald.«
    »Erzählen Sie Ihrem Großvater nicht, wie man Eier aussaugt«, sagte Jonas leicht angesäuert. »Ich warte, bis die Bengel kaltgestellt sind.«
    »Haben Sie das Ding schon einmal selbst gesehen, Sai Latigo?«, murmelte Reynolds neugierig.
    »Nicht aus der Nähe, aber ich kenne Männer, die sie gesehen haben.« Latigo machte eine Pause. »Einer ist verrückt geworden und musste erschossen werden. Ich habe nur ein anderes Mal jemanden in einer solchen Verfassung gesehen, und zwar vor dreißig Jahren am Rande der großen Wüste. Es war ein Hüttenbewohner, der von einem tollwütigen Kojoten gebissen worden war.«
    »Gesegnet sei die Schildkröte«, murmelte Reynolds und klopfte sich dreimal an die Kehle. Er hatte eine Todesangst vor der Tollwut.
    »Sie werden überhaupt nichts mehr segnen, wenn der Regenbogen des Zauberers Sie gepackt hat«, sagte Latigo grimmig und wandte sich wieder an Jonas. »Sie sollten, wenn Sie die Kugel zurückfordern, noch vorsichtiger sein als bei der Übergabe. Inzwischen ist das alte Hexenweib wahrscheinlich völlig unter ihren Bann geraten.«
    »Ich wollte eigentlich Rimer und Avery schicken. Avery ist zwar keine große Leuchte, aber Rimer dafür ein umso härterer Bursche.«
    »Das wird leider nicht gehen«, sagte Latigo.
    »Nicht?«, sagte Jonas. Sein Griff um Corals Bein wurde fester. Er lächelte Latigo unangenehm an. »Vielleicht könnten Sie Ihrem bescheidenen Diener auch mitteilen, warum es nicht gehen wird?«
    Es war Coral, die antwortete. »Weil«, sagte sie, »wenn das Stück vom Regenbogen des Zauberers, das Rhea verwahrt, zurückgebracht wird, ist der Kanzler voll und ganz damit beschäftigt, meinen Bruder zu dessen letzter Ruhestätte zu begleiten.«
    »Was redet sie da, Eldred?«, fragte Depape.
    »Dass Rimer ebenfalls sterben wird«, sagte Jonas. Er grinste. »Noch so ein gemeines Verbrechen, das man John Farsons elenden Spionen ankreiden wird.«
    Coral lächelte in süßer Eintracht, legte eine Hand auf die von Jonas, schob diese höher an ihrem Oberschenkel hinauf und wandte sich dann wieder dem Strickzeug zu.
     
     
    2
     
    Das Mädchen, obschon jung, war verheiratet.
    Der Junge, obschon hübsch anzusehen, war unausgeglichen.
    Sie traf ihn eines Abends an einer entlegenen Stelle, um ihm zu sagen, dass ihre Affäre, so stürmisch sie auch gewesen sei, ein Ende haben müsse. Er antwortete, dass sie niemals enden werde, nicht anders stehe es in den Gestirnen geschrieben. Sie sagte ihm, das möge ja sein, aber die Sternbilder hätten sich an einem bestimmten Punkt eben geändert. Vielleicht begann er zu weinen. Vielleicht lachte sie – wahrscheinlich aus Nervosität. Aus welchem Grund auch immer, dieses Lachen kam zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Er nahm einen Stein und schlug ihr damit den Schädel ein. Und als er dann wieder zur Vernunft kam und begriff, was er getan hatte, setzte er sich mit dem Rücken an einen Granitfelsen, zog ihren armen,

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