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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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kaum auf die Worte, die er aussprach, denn… ja! Das Flimmern wurde deutlicher und hatte fast die Umrisse einer Frau. Natürlich konnte er es sich nur einbilden, aber…
    Aber in diesem Augenblick glitt das Flimmern weiter in den Schatten zurück, als wäre ihr klar geworden, dass er sie gesehen hatte. Roland sah flüchtig den schwingenden Saum eines alten schwarzen Kleids, der gleich wieder verschwand.
    Einerlei. Er war nicht gekommen, um sie zu sehen, sondern um ihr eine einzige Warnung zu geben… und das war zweifellos eine mehr, als Rolands oder Cuthberts Vater ihr gegeben hätte.
    »Rhea!« Seine Stimme erschallte im schroffen alten Ton, streng und gebieterisch. Zwei gelbe Blätter fielen vom Baum herab, als hätte seine Stimme sie gelöst, eines fiel in sein schwarzes Haar. Aus der Hütte drang nur eine abwartende, gespannte Stille… und dann das disharmonische, schrille Miauen einer Katze.
    »Rhea Niemandstochter! Ich habe dir etwas zurückgebracht, Weib! Etwas, was du verloren haben musst!« Aus der Hemdentasche holte er den zusammengelegten Brief heraus und warf ihn auf den steinigen Boden. »Heute war ich dein Freund, Rhea – wenn er seine Adressatin erreicht hätte, hättest du mit deinem Leben dafür bezahlt.«
    Er wartete ab. Ein weiteres Blatt fiel vom Baum herab. Es landete in Rushers Mähne.
    »Hör mich wohl an, Rhea Niemandstochter, und versteh mich wohl. Ich bin unter dem Namen Will Dearborn hierher gekommen, aber Dearborn ist nicht mein Name, und es ist der Bund, dem ich diene. Mehr noch, allem, was hinter dem Bund steht –’s ist die Macht des Weißen. Du hast den Weg unseres Ka gekreuzt, und ich warne dich nur dies eine Mal: Kreuze ihn nicht noch einmal. Hast du das verstanden?«
    Nur diese abwartende Stille.
    »Du wirst dem Jungen, der deinen bösartigen Unfug von hier fortgebracht hat, kein Haar krümmen, oder du stirbst. Sprich nicht ein Wort von dem, was du weißt oder zu wissen glaubst, zu irgendjemandem – nicht zu Cordelia Delgado, nicht zu Jonas, nicht zu Rimer und auch nicht zu Thorin –, oder du stirbst. Wahre deinen Frieden, und wir wahren den unseren. Brich ihn, und wir bringen dich zum Schweigen. Hast du verstanden?«
    Immer noch Stille. Schmutzige Fenster sahen ihn wie Augen an. Ein Windstoß ließ noch mehr Blätter ringsum herabregnen und die Strohpuppe auf ihrer Holzstange garstig knirschen. Roland musste kurz an den Koch Hax denken, wie dieser am Ende seines Stricks baumelte.
    »Hast du verstanden?«
    Keine Antwort. Jetzt konnte er durch die offene Tür nicht einmal mehr das Flimmern sehen.
    »Nun gut«, sagte Roland. »Schweigen bedeutet Zustimmung.« Er dirigierte sein Pferd herum. Dabei hob er leicht den Kopf und sah etwas Grünes über sich zwischen den gelben Blättern dahingleiten. Ein leises Zischeln ertönte.
    »Roland, pass auf! Schlange!«, schrie Cuthbert, aber er hatte das zweite Wort noch nicht ausgesprochen, da hatte Roland schon einen seiner Revolver gezogen.
    Er ließ sich seitlich im Sattel kippen und klammerte sich mit dem linken Bein und Absatz fest, während Rusher tänzelte und sich aufbäumte. Er feuerte dreimal; das Donnern der großen Waffe raste durch die Stille und wurde von den nahen Hügeln zurückgeworfen. Mit jedem Schuss wurde die Schlange wieder in die Höhe geschleudert; ihr Blut bildete rote Pünktchen vor dem Hintergrund eines blauen Himmels und gelber Blätter. Die letzte Kugel riss ihr den Kopf ab, und als die Schlange endgültig herabfiel, landete sie in zwei Teilen auf dem Boden. Aus der Hütte ertönte ein derart grässliches Heulen des Kummers und der Wut, dass Rolands Rückgrat sich in eine Säule aus Eis verwandelte.
    »Du Dreckskerl!«, kreischte eine Frauenstimme aus dem Schatten. »O du Mordbube! Mein Freund! Mein Freund!«
    »Wenn er dein Freund war, hättest du ihn nicht auf mich hetzen sollen«, sagte Roland. »Vergiss das nicht, Rhea Niemandstochter.«
    Die Stimme stieß einen letzten Schrei aus und verstummte.
    Roland ritt zu Cuthbert zurück und steckte die Waffe ein. Berts Augen waren rund und fassungslos. »Roland, was für Schüsse! Ihr Götter, was für Schüsse!«
    »Gehen wir.«
    »Aber wir wissen doch noch immer nicht, woher sie es gewusst hat!«
    »Glaubst du, das würde sie uns verraten?« Rolands Stimme bebte ein kleines bisschen. Wie die Schlange aus dem Baum gekommen war, einfach so auf ihn zu… Er konnte immer noch kaum glauben, dass er nicht tot war. Den Göttern sei Dank für seine Hand, die sich der

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