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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Alain. Er hörte sich fast an, als schliefe er. »Aber sie haben sie bestimmt bei sich, glaubst du nicht auch?«
    Ja, Roland glaubte es auch. Eine kleine Gruppe, sechs oder acht, die wahrscheinlich die Kugel dabeihatten. Es war perfekt.
    »Macht euch fertig, Jungs«, sagte er. »Wir packen sie.«
     
     
    9
     
    Jonas’ Gruppe kam auf der Schräge und durch das Böse Gras gut voran. Die Leitsterne standen funkelnd am Herbsthimmel, und Renfrew kannte sie alle. Er hatte eine Knotenschnur, um zwischen den beiden zu messen, die er die »Zwillinge« nannte, und ließ die Gruppe etwa alle zwanzig Minuten Halt machen, um sie zu benutzen. Jonas hatte nicht den leisesten Zweifel, dass der alte Cowboy sie pfeilgerade in Richtung des Hanging Rock aus dem Bösen Gras herausbringen würde.
    Etwa eine halbe Stunde nachdem sie in das Böse Gras hineingeritten waren, kam Quint an seine Seite. »Diese alte Dame, die will Euch sehen, Sai. Sie sagt, es ist wichtig.«
    »Ach, tatsächlich?«, sagte Jonas.
    »Aye.« Quint sprach mit gedämpfter Stimme weiter. »Die Kugel auf ihrem Schoß ist ganz leuchtend.«
    »Wirklich? Ich sag Ihnen was, Quint – leisten Sie meinen alten Kumpels Gesellschaft, während ich mich darum kümmere.« Er ließ sich zurückfallen, bis er neben dem schwarzen Karren trabte. Rhea schaute zu ihm auf, und einen Moment lang glaubte er in dem rosa Schein, dass ihr Gesicht das eines jungen Mädchens war.
    »So«, sagte sie. »Da seid Ihr ja, großer Junge. Ich dachte mir schon, dass Ihr schleunigst auftauchen würdet.« Sie gackerte, und als sie das Gesicht in ihre verkniffenen Lachfalten legte, sah Jonas sie wieder, wie sie wirklich war – so gut wie ausgelutscht von dem Ding auf ihrem Schoß. Dann sah er es selbst an – und war verloren. Er konnte spüren, wie dieses rosa Leuchten in die tiefsten Durchgänge und Höhlen seines Verstands strahlte und sie ausleuchtete, wie sie noch niemals ausgeleuchtet worden waren. Nicht einmal Coral hatte ihn mit ihren schmutzigsten Praktiken je derart ausleuchten können.
    »Das gefällt Euch, was?«, lachte und gurrte sie gleichermaßen. »Aye, so ist es, so wäre es bei jedem, so ein hübsches Leuchten ist es! Aber was seht Ihr, Sai Jonas?«
    Jonas bückte sich, hielt sich mit einer Hand am Sattelknauf fest, und das Haar hing ihm wie ein Schleier herab, als er in die Kugel sah. Zuerst sah er nur das köstliche Lippenrosa, doch dann teilte es sich. Nun sah er eine von hohem Gras umgebene Hütte. Eine Hütte, wie sie nur einem Eremiten gefallen konnte. Die Tür – mit abblätternder, aber immer noch leuchtend roter Farbe bemalt – stand offen. Und dort saß auf einer Steinstufe, die Hände im Schoß, Decken zu ihren Füßen und das Haar offen auf den Schultern…
    »Hol mich der Teufel!«, flüsterte Jonas. Er hatte sich jetzt so weit aus dem Sattel gebeugt, dass er wie ein Kunstreiter bei einer Zirkusvorstellung aussah, und seine Augen schienen verschwunden zu sein; an ihrer Stelle waren nur noch rosa Höhlen zu erkennen.
    Rhea gackerte entzückt. »Aye, Thorins Feinsliebchen, das sie nie wurde! Dearborns Liebchen!« Das Gackern verstummte abrupt. »Liebchen des jungen Stechers, der meinen Ermot getötet hat. Und dafür wird er bezahlen, aye, das wird er. Seht genauer hin, Sai Jonas! Seht genauer hin!«
    Er gehorchte. Alles war jetzt klar, und er dachte, dass er es schon früher hätte sehen müssen. Was die Tante dieses Mädchens befürchtet hatte, stimmte alles. Rhea hatte es gewusst; warum sie niemandem gesagt hatte, dass das Mädchen mit einem der Jungs von Innerwelt vögelte, wusste Jonas allerdings nicht. Und Susan hatte mehr getan, als nur mit Will Dearborn zu vögeln; sie hatte ihm zur Flucht verholfen, ihm und seinen Kumpanen, und wahrscheinlich hatte sie dabei gleich auch die beiden Männer des Gesetzes für ihn getötet.
    Die Gestalt in der Kugel schwamm näher. Ihm wurde etwas schwindlig, als er es sah, aber es war ein angenehmes Schwindelgefühl. Hinter dem Mädchen wurde die Hütte von einer Lampe beleuchtet, die auf die kleinste Flamme heruntergedreht worden war. Zuerst dachte Jonas, jemand würde in der Ecke schlafen, aber auf den zweiten Blick sah er, dass es sich nur um einen Haufen Felle handelte, die nur wie eine menschliche Gestalt wirkten.
    »Könnt Ihr die Jungs sehen?«, fragte Rhea scheinbar aus weiter Ferne. »Könnt Ihr sie sehen, M’lord Sai?«
    »Nein«, sagte er, und auch seine Stimme schien nun aus derselben weiten Ferne zu kommen. Sein

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