Der Dunkle Turm 4 - Glas
das ist eine gute Sache. Wir werden sie kommen hören. Wir müssen die Größe ihrer Gruppe abschätzen. Klar?«
Beide nickten.
»Wenn Jonas seine Zuversicht noch hat, wird er bald eintreffen, und zwar mit einer kleinen Gruppe – alle Bewaffneten, die er in kürzester Zeit zusammentrommeln konnte –, und er wird die Glaskugel bei sich haben. In dem Fall locken wir sie in einen Hinterhalt, töten alle und nehmen den Regenbogen des Zauberers an uns.«
Alain und Cuthbert saßen stumm auf ihren Pferden und hörten aufmerksam zu. Der Wind wehte in Böen, und Roland hielt seinen Hut mit der Hand fest, damit er nicht wegflog. »Wenn er damit rechnet, dass wir weiterhin Ärger machen, wird er wahrscheinlich eher später und mit einer größeren Gruppe von Reitern kommen. In dem Fall lassen wir sie vorbei… und wenn der Wind unser Freund ist und weiter günstig weht, folgen wir ihnen.«
Cuthbert fing an zu grinsen. »O Roland«, sagte er. »Dein Vater wäre stolz auf dich. Erst vierzehn, aber gerissen wie der Teufel!«
»Fünfzehn beim nächsten Mondaufgang«, sagte Roland ernst. »Wenn wir es auf diese Weise machen, werden wir wahrscheinlich ihre Nachzügler töten müssen. Achtet auf mein Zeichen, ja?«
»Wir werden als Teil ihrer Gruppe zum Hanging Rock reiten?«, fragte Alain. Er war schon immer ein paar Schritte langsamer als Cuthbert gewesen, aber das störte Roland nicht; manchmal war Zuverlässigkeit wichtiger als Schnelligkeit. »Ist es das?«
»Wenn die Karten so ausgegeben werden, ja.«
»Wenn sie die rosa Glaskugel bei sich haben, solltest du hoffen, dass sie uns nicht verrät«, sagte Alain.
Cuthbert sah überrascht drein. Roland biss sich auf die Unterlippe und dachte, dass Alain manchmal doch verdammt schnell war. Dieser unangenehme kleine Gedanke war ihm auf jeden Fall vor Cuthbert gekommen… und vor Roland.
»Wir werden heute Morgen auf vieles hoffen müssen, aber wir spielen unsere Karten so, wie sie aufgedeckt werden.«
Sie stiegen ab, setzten sich neben ihren Pferden am Rand des Grases und sprachen kaum ein Wort. Roland sah den silbernen Staubwolken nach, die einander über den Wüstenboden jagten, und dachte an Susan. Er stellte sich vor, dass sie verheiratet wären und irgendwo auf einer Pachtfarm südlich von Gilead lebten. Bis dahin würde Farson besiegt, der seltsame Niedergang der Welt rückgängig gemacht worden (der kindliche Teil von ihm ging einfach davon aus, dass das passieren würde, wenn John Farson sein verdientes Ende gefunden hatte) und seine Tage als Revolvermann vorüber sein. Kein Jahr war vergangen, seit er sich das Recht verdient hatte, die Sechsschüsser zu tragen, die nun an seinen Seiten hingen – und die großen Revolver seines Vaters zu tragen, wenn Steven Deschain beschloss, sie ihm weiterzugeben –, und schon war er ihrer überdrüssig. Susans Küsse hatten sein Herz sanfter gemacht und irgendwie seine Sinne geschärft; hatten ein anderes Leben in den Bereich des Möglichen gerückt. Möglicherweise ein besseres. Eines mit einem Haus, Kindern und…
»Sie kommen«, sagte Alain und riss Roland damit aus dessen Träumerei.
Der Revolvermann stand sofort auf, Rushers Zügel in einer Hand. Cuthbert stand nervös daneben. »Große oder kleine Gruppe. Kannst du das sagen?«
Alain schaute nach Südosten und hatte die Hände mit den Handflächen nach oben ausgestreckt. Roland sah hinter Alains Schulter, wie der Alte Stern gerade am Horizont unterging. Nur noch eine Stunde bis zur Morgendämmerung demnach.
»Kann ich noch nicht sagen«, sagte Alain.
»Kannst du wenigstens sagen, ob die Kugel…«
»Nein. Sei still, Roland, lass mich horchen!«
Roland und Cuthbert standen nervös neben Alain und beobachteten ihn, während sie gleichzeitig die Ohren spitzten, ob sie den Hufschlag der Pferde, das Quietschen von Rädern oder das Murmeln von Männern im Wind hören konnten. Die Zeit verging. Der Wind ließ nicht etwa nach, während der Alte Stern verschwand und die Dämmerung heraufzog, sondern wehte nun heftiger als zuvor. Roland sah zu Cuthbert, der seine Schleuder in die Hand genommen hatte und unruhig mit der Schlaufe spielte. Bert zuckte die Achseln.
»Es ist eine kleine Gruppe«, sagte Alain plötzlich. »Kann einer von euch sie fühlen?«
Sie schüttelten den Kopf.
»Nicht mehr als zehn, vielleicht nur sechs.«
»Götter!«, murmelte Roland und schwenkte eine Faust zum Himmel. Er konnte nicht anders. »Und die Kugel?«
»Kann ich nicht fühlen«, sagte
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