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Der Dunkle Turm 4 - Glas

Titel: Der Dunkle Turm 4 - Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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Blick war auf die Kugel gerichtet. Er konnte spüren, wie sich ihr Licht tiefer und immer tiefer in sein Gehirn fraß. Es war ein gutes Gefühl, wie ein wärmendes Feuer in einer kalten Nacht. »Sie ist allein. Sieht so aus, als würde sie warten.«
    »Aye.« Rhea gestikulierte über der Kugel – eine knappe Handbewegung wie beim Abstauben –, und das rosa Licht erlosch. Jonas stieß einen leisen, protestierenden Schrei aus, aber das änderte nichts; die Kugel war wieder dunkel. Er wollte die Hände ausstrecken und der Alten sagen, dass sie das Licht zurückkehren lassen solle – sie falls erforderlich anflehen –, und hielt sich nur durch reine Willenskraft zurück. Als Belohnung kam er langsam wieder zu Verstand. Er erinnerte sich, dass Rheas Gesten so sinnlos waren wie die Puppen in einer Aufführung von Kasper und Grete. Die Kugel machte, was sie wollte, nicht was Rhea wollte.
    Währenddessen sah ihn die hässliche Alte mit auf perverse Weise listigen und klaren Augen an. »Worauf wartet sie, was meint Ihr?«, fragte sie.
    Sie konnte nur auf eines warten, dachte Jonas mit wachsendem Unbehagen. Die Jungs. Die drei bartlosen Hurensöhne aus Innerwelt. Und wenn sie nicht bei ihr waren, konnte es gut sein, dass sie sich irgendwo voraus aufhielten und ebenfalls warteten.
    Auf ihn warteten. Möglicherweise sogar auf…
    »Hör mir zu«, sagte er. »Ich werde nur einmal fragen, und du solltest mir wahrheitsgemäß antworten. Wissen sie von diesem Ding? Wissen die drei Jungs von dem Regenbogen?«
    Sie wandte den Blick von ihm ab. Das war eine in einer Hinsicht ausreichende Antwort, in anderer nicht. Dort oben auf dem Hügel war es viel zu lange nach ihrem Willen gegangen; sie musste lernen, wer hier unten der Boss war. Er beugte sich wieder hinunter und packte sie an der Schulter. Es war schrecklich – als würde er einen bloßen Knochen halten, der irgendwie noch lebte –, aber er zwang sich trotzdem, nicht loszulassen. Und zu drücken. Sie stöhnte und wand sich, aber er hielt sie fest.
    »Sag es mir, du alte Schlampe! Mach dein verdammtes Maul auf!«
    »Sie könnten davon wissen«, winselte sie. »Das Mädchen hätte etwas gesehen haben können in der Nacht, als sie zu mir kam – argh, lasst los, Ihr bringt mich um!«
    »Wenn ich dich umbringen wollte, wärst du schon längst tot.« Er warf noch einen sehnsüchtigen Blick auf die Kugel. Dann richtete er sich wieder im Sattel auf, hielt die hohlen Hände an den Mund und rief: »Clay! Anhalten!« Als Reynolds und Renfrew die Zügel anzogen, hob Jonas eine Hand, damit auch die vaqs hinter ihm stehen blieben.
    Der Wind flüsterte im Gras, beugte es, ließ es wogen und peitschte Wirbel süßlichen Dufts auf. Jonas sah nach vorn in die Dunkelheit, obwohl er wusste, dass es vergeblich war, nach ihnen Ausschau zu halten. Sie konnten überall sein, und wenn es um einen Hinterhalt ging, wollte Jonas keine Unbekannten in seiner Gleichung haben. Keine einzige.
    Er ritt zu Clay und Renfrew, die ihn neugierig erwarteten. Renfrew sah ungeduldig aus. »Wo liegt das Problem? Die Dämmerung ist nicht mehr fern. Wir sollten voranmachen.«
    »Kennen Sie die Hütten im Bösen Gras?«
    »Aye, die meisten. Warum…«
    »Kennen Sie eine mit einer roten Tür?«
    Renfrew nickte und zeigte nach Norden. »Die Hütte des alten Sooney. Hatte eine Art religiöser Bekehrung – ein Traum oder eine Vision oder so was. Darum hat er die Tür seiner Hütte rot gestrichen. Die letzten fünf Jahre hat er bei den Manni gewohnt.« Wenigstens fragte er nicht mehr, warum; er hatte wohl etwas in Jonas’ Gesicht gesehen, wodurch ihm die Lust aufs Fragen vergangen war.
    Jonas hob die Hand, betrachtete kurz den eintätowierten blauen Sarg, drehte sich dann um und rief Quint. »Sie haben das Kommando«, sagte Jonas zu ihm.
    Quint zog die struppigen Brauen hoch. »Ich?«
    »Yar. Aber Sie reiten nicht weiter – unsere Pläne haben sich geändert.«
    »Was…«
    »Hören Sie zu, und machen Sie den Mund nicht noch mal auf, es sei denn, Sie haben etwas nicht verstanden. Wenden Sie diesen verdammten schwarzen Karren. Lassen Sie ihn von Ihren Männern sichern, und reiten Sie dorthin zurück, von wo wir gekommen sind. Stoßen Sie zu Lengyll und seinen Männern. Sagen Sie ihnen, Jonas befehle, dass alle warten sollen, wo sie sind, bis er und Reynolds und Renfrew kommen. Klar?«
    Quint nickte. Er schaute bestürzt drein, sagte aber nichts mehr.
    »Gut. An die Arbeit. Und sagen Sie der Hexe, sie soll ihr Spielzeug

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