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Der Dunkle Turm 6 - Susannah

Titel: Der Dunkle Turm 6 - Susannah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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brummte der Alte.
    Eddie stieg ins Boot. Roland hielt kurz inne, um sich dreimal an die Kehle zu tippen. Eddie, der schon früher erlebt hatte, wie Roland dieses Ritual vollführte, bevor er offene Wasserflächen überquerte, nahm sich vor, ihn irgendwann einmal nach der Bedeutung zu fragen. Aber dazu kam er nie; bevor diese Frage ihm wieder einfiel, war der Tod zwischen sie getreten.
     
     
    5
     
    Das kleine Boot bewegte sich so still und elegant übers Wasser, wie es ein Motorboot überhaupt konnte, und glitt unter einem Sommerhimmel in klarstem Blau auf dem eigenen Spiegelbild dahin. Hinter ihnen verschmutzte die schwarze Rauchwolke dieses Blau, stieg immer höher und breitete sich dabei aus. Dutzende von Leuten, die meisten in Shorts oder Badekleidung, standen an den Ufern des kleinen Sees und sahen zu der Rauchsäule hinüber, wobei sie die Hand schützend über die Augen hielten. Nur wenige (falls überhaupt jemand) bemerkten die stetige und völlig unspektakuläre Vorbeifahrt des Motorboots.
    »Das ist der Keywadin Pond, falls es euch interessiert«, sagte John. Er deutete nach vorn, wo ein weiterer grauer Bootssteg in den See hinausragte. Daneben stand ein hübsches kleines Bootshaus, weiß mit Grün abgesetzt, dessen nach oben schwenkbares Tor offen stand. Als sie sich ihm näherten, sahen Roland und Eddie darin ein Kanu und einen Kajak vertäut liegen, die im leicht bewegten Wasser auf- und abtanzten.
    »Das Bootshaus gehört mir«, fügte der Mann im Flanellhemd hinzu. Das Boot in Bootshaus kam auf eine Weise heraus, die sich mit bloßen Buchstaben unmöglich wiedergeben ließ – Bwot wäre vermutlich am ähnlichsten gewesen –, aber beiden Männern vertraut war. So wurde dieses Wort auch in der Calla ausgesprochen.
    »Sieht gepflegt aus«, sagte Eddie. Hauptsächlich, um irgendwas zu sagen.
    »Oh, haja«, sagte John. »Ich übernehm Verwalteraufgaben, richte Sommerlager her und arbeite als Zimmerer. Wär schlecht fürs Geschäft, wenn ich ein baufälliges Bootshaus hätte, was?«
    Eddie lächelte. »Vermutlich.«
    »Mein Haus ist ungefähr eine halbe Meile vom Wasser entfernt. Übrigens, ich heiße John Cullum.« Er streckte Roland die Rechte hin, während er mit der anderen Hand weiter geradeaus von der aufsteigenden Rauchsäule wegfuhr und auf das Bootshaus zuhielt.
    Roland ergriff die Hand, die sich angenehm rau anfühlte. »Ich hin Roland Deschain von Gilead. Lange Tage und angenehme Nächte, John.«
    Auch Eddie streckte John nun die Hand hin. »Eddie Dean aus Brooklyn. Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
    John schüttelte ihm bereitwillig die Hand, studierte Eddie dabei aber aufmerksam. Als er dessen Hand wieder losließ, sagte er: »Junger Mann, ist eben irgendwas passiert? Oder irre ich mich da?«
    »Weiß nicht«, sagte Eddie. Nicht ganz ehrlich.
    »Sie waren schon lange nicht mehr in Brooklyn, Sohn, hab ich Recht?«
    »War nicht in Morehouse oder irgendeinem Haus«, sagte Eddie Dean und fügte dann rasch hinzu, bevor er etwas davon vergaß: »Mia hat Susannah eingesperrt. Sie im Jahr 1999 weggesperrt. Suze kann zwar in den Dogan rein, aber das nutzt ihr nichts. Mia hat die Regler blockiert. Dagegen ist Suze machtlos. Sie ist gekidnappt worden. Sie… sie…«
    Er verstummte. Für kurze Zeit war alles so klar gewesen – wie ein Traum im Augenblick des Aufwachens. Dann, wie es mit Träumen so oft passierte, war alles verblasst. Er wusste nicht einmal, ob das tatsächlich eine Nachricht von Susannah oder bloße Einbildung gewesen war.
    Junger Mann, ist eben irgendwas passiert?
    Also hatte Cullum es auch gespürt. Folglich war es keine Einbildung gewesen. Eher irgendeine Art Fühlungnahme.
    John wartete ab, und als Eddie nichts weiter sagte, wandte er sich an Roland. »Schwatzt Ihr Kumpel oft so merkwürdiges Zeug?«
    »Nicht oft, nein. Sai… Mister, meine ich. Mister Cullum, ich danke Euch, dass Ihr uns geholfen habt, als wir Hilfe brauchten. Ich danke Euch groß-groß. Euch um einen weiteren Gefallen zu bitten wäre gewaltig unverschämt, aber…«
    »Aber Sie werden’s tun. Haja, das hab ich mir schon gedacht.« John nahm eine winzige Kurskorrektur vor, um das kleine Bootshaus mit seinem aufgesperrten quadratischen Maul genau zu treffen. Roland schätzte, dass sie es in fünf Minuten erreichen würden. Das passte ihm recht gut. Er hatte nicht groß etwas dagegen, mit diesem kleinen motorgetriebenen Boot zu fahren (obwohl es mit drei erwachsenen Männern besetzt ziemlich tief im Wasser lag),

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