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Der Dunkle Turm 7 - Der Turm

Titel: Der Dunkle Turm 7 - Der Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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mehr geschehen, weil die freigesetzten Brecher sich zerstreut haben und keine Kinder mehr als Nahrung für ihre einzigartig begabten Köpfe brauchen.
    Und jetzt seht euch das an! Endlich passiert das, worauf die Lady diesen ganzen Tag lang gewartet hat, und am Tag davor, und am Tag vor diesem, an dem Ted Brautigan, Dinky Earnshaw und einige andere (nicht jedoch Sheemie, der hat die Lichtung am Ende des Pfades betreten, sagt LEIDER) von ihr Abschied genommen haben. Die Tür des Dogans geht auf, und ein Mann tritt heraus. Als Erstes fällt ihr auf, dass er nicht mehr hinkt. Dann bemerkt sie die neuen Jeans, das neue Hemd. Flotte Klamotten, aber sonst ist er für dieses kalte Wetter so ungenügend gekleidet wie sie. In den Armen hält der Neuankömmling ein Pelztier mit hochgestellten Ohren. Soweit ist alles in Ordnung, aber der Junge, der das Tier tragen sollte, der fehlt. Kein Junge, worauf sich ihr Herz sofort mit Kummer füllt. Aber nicht mit Überraschung, hat sie es doch bereits geahnt, genau wie jener Mann (jener harte Mann) es gespürt hätte, wenn sie den Pfad verlassen hätte.
    Sie rutscht auf Händen und Beinstümpfen von ihrem Sitz, hievt sich von dem hölzernen Gehsteig auf die Straße hinunter. Dort hebt sie eine Hand über den Kopf und winkt. »Roland!«, ruft sie. »He, Revolvermann! Ich bin hier drüben!«
    Er sieht sie und erwidert ihr Winken. Dann bückt er sich und setzt das Tier ab. Oy rast wie der Blitz auf sie zu, mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren, rennt mit dem Tempo und der geballten, sprungbereiten Eleganz eines Wiesels auf einer verharschten Schneedecke. Als er noch zwei Meter von ihr entfernt ist (mindestens zwei Meter), springt er so in die Luft, dass sein Schatten über den Schotter der Straße fliegt. Susannah bekommt ihn zu fassen, wie ein Footballspieler sich einen jesusmäßigen Pass aus der Luft schnappt. Die Wucht seines Aufpralls presst ihr den Atem aus der Lunge und lässt sie in einer kleinen Staubwolke umkippen, aber der erste Atemzug, den sie danach tut, kommt als Lachen wieder heraus. Sie lacht weiter, während er mit seinen kurzen Vorderläufen auf ihrer Brust und den kurzen Hinterläufen auf ihrem Bauch steht, die Ohren spitzt, freudig mit dem Ringelschwanz wedelt und ihr die Wangen, die Nase, die Augen leckt.
    »Schluss jetzt!«, ruft sie. »Lass das, Schätzchen, bevor du mich noch umbringst!«
    Sie hört diese Worte, so leichthin gemeint, und ihr Lachen verstummt. Oy springt von ihr herunter, bleibt sitzen, reckt die Schnauze ins leere Blau des Himmels und stößt ein lang gezogenes Heulen aus, das ihr alles sagen würde, was sie wissen muss, wenn sie es nicht schon zuvor gewusst hätte. Oy verfügt nämlich über eloquentere Ausdrucksmittel als die wenigen Wörter, die er sprechen kann. Susannah setzt sich auf, klopft sich kleine Staubwolken aus dem Hemd und sieht dann einen Schatten über sich fallen. Sie hebt den Blick, kann aber Rolands Gesicht nicht gleich erkennen. Sein Kopf ist unmittelbar vor der Sonne, die ihn mit einer blendend hellen Corona umgibt. Seine Gesichtszüge bleiben in tiefem Schatten verborgen.
    Aber er streckt ihr die Hände hin.
    Irgendwie will sie die Hände nicht ergreifen, und ist das nicht verständlich? Irgendwie würde sie die Sache am liebsten hier beenden, ihn allein ins Ödland schicken. Unabhängig davon, was Eddie wollte. Unabhängig davon, was auch Jake bestimmt gewollt hätte. Diese dunkle Gestalt mit dem hellen Strahlenkranz um den Kopf hat sie aus einem überwiegend behaglichen Leben gezerrt (o ja, sie hatte ihre Gespenster, die ihr zusetzten – und auch zumindest einen bösartigen Dämon –, aber wer von uns hätte die nicht?). Er hat sie erst mit Liebe, dann mit Schmerz, dann mit Grauen und Verlust bekannt gemacht. Mit anderen Worten: Ihre Situation hat sich stetig verschlimmert. Es war seine unheilvoll talentierte Hand, die schuld an ihrem Kummer war, die Hand dieses staubigen fahrenden Ritters, der in seinen alten Stiefeln und mit je einer alten Todesmaschine an den Seiten aus der alten Welt getreten ist. Dies sind melodramatische Gedanken, purpurrote Bilder, und die Odetta von früher, Stammgast im The Hungry I und ganz allgemein ein steiler Zahn, hätte zweifellos über sie gelacht. Aber sie hat sich verändert, er hat sie verändert, und ihrer Überzeugung nach hat niemand ein größeres Anrecht auf melodramatische Gedanken und purpurrote Bilder als Susannah, Tochter des Dan.
    Irgendwie wollte sie ihn abweisen, nicht um

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