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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gehalten, dass Patricks Magie stark genug sein könnte, um es auch aus dem Gedächtnis des Revolvermanns zu löschen.
    »Susannah, dein Gesicht! Was ist mit deinem …«
    »Still, Roland, wenn du mich liebst.«
    Der Revolvermann schwieg. Susannah widmete sich wieder ganz Patrick und sprach weiter: ruhig, aber eindringlich. Patrick hörte zu, und während er das tat, sah sie, wie Verständnis in seinem Blick heraufdämmerte.
    Roland legte unaufgefordert Holz nach, und bald war es in ihrem kleinen Lager unter den Sternen recht hell.
    Patrick schrieb eine Frage, die er zweckmäßigerweise links neben das bereits gemalte Fragezeichen setzte:
     
    Wie hoch?
     
    Susannah nahm Roland am Ellbogen und stellte ihn vor Patrick hin. Der Revolvermann war ungefähr eins neunzig groß. Sie ließ sich kurz von ihm hochheben und hielt dann eine Hand etwa vier Fingerbreit über seinen Kopf. Patrick nickte lächelnd.
    »Und sieh dir das hier an, das muss draufstehen«, sagte sie, als sie wieder unten war, und zog einen Zweig aus dem kleinen Stapel Feuerholz. Sie brach ihn über dem Knie ab, damit eine Spitze entstand, mit der sie auf dem Boden schreiben konnte. Obwohl sie sich gut an die Symbole erinnern konnte, hielt sie es für besser, nicht allzu intensiv über sie nachzudenken. Sie ahnte, dass sie vollkommen richtig sein mussten, weil die Tür, die er ihr zeichnen sollte, sich sonst zu irgendeinem unerwünschten Ort oder auch gar nicht öffnen würde. Als sie in der Erd- und Ascheschicht am Lagerfeuer zu zeichnen begann, arbeitete sie deshalb so rasch, wie Patrick es hätte tun können, und unterließ es, auch nur ein einziges Symbol noch einmal anzusehen, wenn es fertig war. Hätte sie es bei einem getan, hätte sie bestimmt auch alle anderen kontrolliert, und dabei wäre ihr dann bestimmt irgendetwas falsch vorgekommen, und die Unsicherheit hätte sie gelähmt. Detta – die rotzfreche, unanständige Detta, die sich mehr als einmal als ihre Retterin erwiesen hatte – wäre vielleicht nach vorn gekommen und hätte die Arbeit für sie zu Ende gebracht, aber darauf konnte sie sich nicht verlassen. Im tiefsten Herzensgrund traute sie Detta noch immer zu, im entscheidenden Augenblick alles zu sabotieren – allein wegen der schwarzen Freude, die ihr das machen würde. Auch Roland traute sie nicht vorbehaltlos, weil es gut sein konnte, dass er sie aus Gründen, die er selbst nicht völlig verstand, bei sich behalten wollte.
    Deshalb zeichnete sie hastig in Erde und Asche, ohne sich anzusehen, was sie bereits geschrieben hatte, und dies waren die Symbole, die aus der hastenden Spitze ihres primitiven Schreibgeräts flossen:
     

     
    »Nichtgefunden«, sagte Roland flüsternd. »Susannah, was … wie …«
    »Still«, sagte sie wieder.
    Patrick beugte sich über den Block und fing zu zeichnen an.
     
     

16
     
    Sie sah sich unentwegt nach einer Tür um, aber der Lichtkreis ihres Feuers war sehr klein, auch nachdem Roland es hell angefacht hatte. Zumindest klein im Vergleich zur endlos weiten Dunkelheit der Prärie. Sie konnte keine entdecken. Als sie sich Roland zuwandte, sah sie die unausgesprochene Frage in seinem Blick, also zeigte sie ihm – während Patrick weiterarbeitete – ihr Porträt, das der Junge gezeichnet hatte. Dabei deutete sie auf die Stelle, wo das Geschwür gewuchert hatte. Erst als Roland sich das Blatt dicht vor die Augen hielt, konnte er schwache Radierspuren erkennen. Patrick hatte die wenigen Spuren, die er hinterlassen hatte, so geschickt verwischt, dass Roland sie tatsächlich nur bei schärfstem Hinsehen entdeckte; das war nicht viel anders, als suchte man nach mehreren Regentagen eine alte Fährte.
    »Kein Wunder, dass der Alte diese Radierdinger abgeschnitten hat«, sagte er und gab ihr das Bild zurück.
    »Ganz mein Gedanke.«
    Von dort aus war sie mit einem Sprung bei ihrer wahrhaft intuitiven Idee: Wenn Patrick etwas (zumindest in dieser Welt) durch Radieren auslöschen konnte, dann konnte er umgekehrt durch Zeichnen vielleicht auch etwas erschaffen. Als sie die Bannockherde erwähnte, die ihr auf rätselhafte Weise näher erschienen war, rieb Roland sich die Stirn wie ein Mann, der schlimme Kopfschmerzen hatte.
    »Das hätte auch ich sehen müssen. Und erkennen, was es bedeutet. Susannah, ich werde alt.«
    Sie beachtete diese Äußerung – die sie nicht zum ersten Mal hörte – nicht weiter und erzählte ihm von ihren Träumen, in denen Eddie und Jake vorkamen, wobei sie darauf achtete, die

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