Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
und humorlos. BUCHSTÄBLICH deinen Hals riskiert, Mann, dachte er.
    Schweigen senkte sich über sie. Mittlerweile atmete Odetta gleichmäßig. Als der Revolvermann seine Warnung wiederholen wollte, Eddie solle auf der Hut sein, und verkünden wollte, er würde schlafen gehen (laut genug, daß die Herrin es hören konnte, sollte sie nur schauspielern), hatte Eddie das gesagt, was den Verstand des Revolvermanns wie ein einziger plötzlicher Blitz erleuchtet hatte, was ihm wenigstens teilweise begreiflich machte, was er so dringend wissen mußte.
    Am Ende, als sie durchgekommen waren.
    Sie hatte sich am Ende verwandelt.
    Und er hatte etwas gesehen, etwas…
    »Ich sag’ dir was«, sagte Eddie düster und stocherte mit einer aufgeschnittenen Schere des nächtlichen Fangs im Feuer, »als du sie durchgebracht hast, habe ich mich wie ein Schizo gefühlt.«
    »Warum?«
    Eddie dachte nach, dann zuckte er die Achseln. Es war zu schwer zu erklären, oder vielleicht war er einfach zu müde. »Ist nicht so wichtig.«
    »Warum?«
    Eddie schaute Roland an und sah, daß er eine ernste Frage aus einem ernsten Grund stellte – oder es jedenfalls glaubte –, und nahm sich eine Minute Zeit zum Nachdenken. »Das ist wirklich schwer zu beschreiben, Mann. Es lag daran, daß ich diese Tür gesehen habe. Das hat mich ausflippen lassen. Wenn man sieht, wie sich jemand in dieser Tür bewegt, dann ist es, als würde man sich mit ihm bewegen. Du weißt, wovon ich spreche.«
    Roland nickte.
    »Nun, ich habe es angesehen wie einen Film – vergiß das, es ist nicht wichtig –, und zwar bis zum Ende. Dann hast du sie auf diese Seite der Tür herumgedreht, und ich habe mich zum erstenmal selbst angesehen. Es war wie…« Er suchte, fand aber kein Wort. »Weiß nicht. Schätze, es hätte sein sollen, als würde man in einen Spiegel sehen, aber es war nicht so, weil… weil es war, als würde man eine andere Person sehen. Als würde einem das Innerste nach außen gekehrt. Als wäre man gleichzeitig an zwei Plätzen. Scheiße, ich weiß nicht.«
    Aber der Revolvermann war wie vom Donner gerührt. Das hatte er gespürt, als sie durchgekommen waren; das war mit ihr geschehen, nein, nicht nur mit ihr, mit ihnen: Einen Augenblick hatten sich Detta und Odetta angesehen, nicht wie man sein Spiegelbild in einem Spiegel betrachten würde, sondern als zwei verschiedene Personen; der Spiegel war zu einer Fensterscheibe geworden, und einen Augenblick hatte Detta Odetta und Odetta Detta gesehen, und beide waren gleichermaßen entsetzt gewesen.
    Sie wissen es beide, dachte der Revolvermann grimmig. Sie mögen es vorher nicht gewußt haben, aber jetzt wissen sie es. Sie können versuchen, es vor sich selbst zu verbergen, aber sie haben einen Augenblick lang gesehen, sie wissen es, und dieses Wissen muß noch da sein.
    »Roland?«
    »Was?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, daß du nicht mit offenen Augen eingeschlafen bist. Einen Augenblick hat es so ausgesehen, weißt du, als wärst du weit fort.«
    »Wenn, dann bin ich jetzt wieder da«, sagte der Revolvermann. »Ich werde mich hinlegen. Vergiß nicht, was ich dir gesagt habe, Eddie. Sei auf der Hut.«
    »Ich werde aufpassen«, sagte Eddie, aber Roland wußte, ob krank oder nicht, er war derjenige, der heute nacht aufpassen mußte.
    Alles andere hatte danach seinen Lauf genommen.
     
     

7
     
    Nach dem Zwischenfall schliefen Eddie und Detta Walker schließlich wieder ein (sie schlief weniger, vielmehr verfiel sie in einen erschöpften Zustand der Bewußtlosigkeit, ihr Kopf sank in den beengenden Fesseln auf eine Seite).
    Der Revolvermann jedoch blieb wach.
    Ich werde die beiden zum Kampf miteinander anstacheln müssen, dachte er, aber er brauchte keinen von Eddies ›Seelenklempnern‹, um zu wissen, daß ein solcher Kampf bis zum Tod gehen mochte. Wenn die Helle, Odetta, siegreich blieb, konnte noch alles gut werden. Und wenn die Dunkle gewann, war mit ihr sicher alles verloren.
    Doch er spürte, was wirklich getan werden mußte, war kein Töten, sondern ein Vereinigen. Er hatte in Detta Walkers Gossenbenehmen bereits vieles gesehen, das für ihn – für sie – wertvoll sein konnte, und er wollte sie – aber er wollte sie unter Kontrolle. Es war ein weiter Weg. Detta dachte, daß er und Eddie Monster einer Art waren, die sie Blassewichsah nannte. Das war nur eine gefährliche Täuschung, aber unterwegs würden echte Monster lauern; die Monsterhummer waren nicht die ersten, und sie würden nicht die

Weitere Kostenlose Bücher