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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mußte denken, wenn der Revolvermann Odetta aus seiner Zeit geholt haben würde, 1987, hätte der Rollstuhl wahrscheinlich gute sechzig Pfund weniger gewogen.
    Detta kicherte, schneuzte, blinzelte Blut aus den Augen.
    »Also so was auch, de Jungs hammich gekippt«, sagte sie.
    »Verklag uns doch«, murmelte Eddie. »Ruf deinen Anwalt an.«
    »‘n habt euch völlich verausgabt, mich wieder rauf zu bringn. Muß zehn Minuten gedauert ham.«
    Der Revolvermann nahm ein Stück von seinem Hemd – mittlerweile war soviel weg, daß es auf den Rest auch nicht mehr ankam – und streckte die Hand aus, um das Blut von der Platzwunde auf der Stirn abzuwischen. Sie schnappte nach ihm, und dem heftigen Klick, mit dem ihre Zähne zusammenschlugen, entnahm Eddie, daß der Revolvermann, wäre er nur etwas langsamer gewesen, wieder einen Finger verloren hätte.
    Sie gackerte und sah ihn mit tückisch lustigen Augen an, aber ganz hinten in diesen Augen sah der Revolvermann auch Angst. Sie hatte Angst vor ihm. Angst, weil er der Wirklich Böse Mann war.
    Warum war er der Wirklich Böse Mann? Möglicherweise weil sie auf einer tieferen Ebene spürte, daß er genau über sie Bescheid wußte.
    »Fast habbich dich gehabt, Blaßfleisch«, sagte sie. »Diesmal habbich dich fast gehabt.« Und kicherte wie eine Hexe.
    »Halt ihren Kopf«, sagte der Revolvermann gleichgültig. »Sie beißt wie ein Frettchen.«
    Eddie hielt ihn, während der Revolvermann sorgfältig die Wunde säuberte. Sie war nicht groß und sah nicht tief aus, aber der Revolvermann ging kein Risiko ein; er schritt langsam zum Wasser hinunter, tränkte das Stück Hemd mit Salzwasser und kam wieder zurück.
    Sie fing an zu schreien, während er näher kam.
    »Faß mich nicht mittem Ding da an! Faß mich nich’ mittem Wasser an, wo de giftigen Dinger rauskommn! Hau ab! Hau ab!«
    »Halt ihren Kopf«, sagte Roland mit derselben gelassenen Stimme. Sie warf ihn von einer Seite auf die andere. »Ich will kein Risiko eingehen.«
    Eddie hielt ihn… und drückte fest zu, als sie ihn befreien wollte. Sie merkte, daß es ihm ernst war, und hörte sofort auf und zeigte keine Angst vor dem nassen Tuch mehr. Also war es nur Getue gewesen.
    Sie lächelte Roland an, während er die Wunde wusch und sorgfältig die letzten klebenden Sandkörner entfernte.
    »Du siehst sogar mehr als fertich aus«, stellte Detta fest. »Siehst krank aus, Blaßfleisch. Glaub nich’, daßde fürne weite Reise gerüstet bist. Glaub nich’, daßde so was schaffn kannst.«
    Eddie studierte die rudimentären Kontrollen des Rollstuhls. Er hatte eine Notbremse, die beide Reifen blockierte. Detta hatte die rechte Hand dorthin geschoben und geduldig gewartet, bis sie der Meinung war, daß Eddie genügend Geschwindigkeit hatte, dann hatte sie die Bremse gezogen und sich selbst absichtlich herausgekippt. Warum? Um sie zu behindern, das war alles. Es gab keinen Grund, so etwas zu tun, aber eine Frau wie Detta, dachte Eddie, brauchte auch keinen Grund. Eine Frau wie Detta war bereit, solche Sachen aus reiner Boshaftigkeit zu tun.
    Roland lockerte ihre Fesseln ein wenig, damit das Blut ungehindert zirkulieren konnte, dann fesselte er ihre Hand so, daß sie nicht an die Bremse herankam.
    »Is’ schon recht, Mister Man«, sagte Detta und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln mit zu vielen Zähnen. »Macht sowieso nix. ‘s gibt annere Wege, euch Jungs aufzuhaltn. Alle Artn von Wegn.«
    »Gehen wir«, sagte der Revolvermann tonlos.
    »Alles klar mit dir, Mann?« fragte Eddie. Der Revolvermann sah sehr blaß aus.
    »Ja. Gehen wir.«
    Sie schritten weiter den Strand entlang.
     
     

10
     
    Der Revolvermann bestand darauf, eine Stunde lang selbst zu schieben, und Eddie ließ es widerwillig zu. Roland brachte sie durch die erste Sandfalle, aber Eddie mußte ihm schon bei der zweiten helfen, den Rollstuhl zu befreien. Der Revolvermann rang keuchend nach Luft, große Schweißperlen standen ihm auf der Stirn.
    Eddie ließ ihn noch ein Stück weitergehen, und Roland war geschickt genug, einen Weg um die Stellen herum zu finden, wo der Sand so locker war, daß die Reifen darin steckengeblieben wären, aber schließlich steckte der Stuhl wieder fest, und Eddie konnte es nur einige Augenblicke ertragen, Roland dabei zuzusehen, wie er sich keuchend und mit fliegender Brust abmühte, ihn freizubekommen, während die Hexe (so nannte er sie bei sich) vor Lachen heulte und den Körper sogar zurückwarf, um ihm die Aufgabe schwerer zu

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