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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Streifen. Der Boden der Lichtung war nicht schwarz wie die Krume im Wald, sondern seltsam pulverig und grau. Er war mit Knochen übersät, und nach einem Moment ging Eddie auf, daß das, was er für graue Erde gehalten hatte, ebenfalls Knochen waren – alte Knochen, die zu Staub zerfielen.
    Wesen bewegten sich in diesem Staub. Diese Wesen gaben die quietschenden, tschirpenden Laute von sich. Vier… nein, fünf, alles in allem. Kleine Metallmechanismen, der größte etwa so groß wie ein Colliewelpe. Es waren Roboter, wurde Eddie klar. Sie waren einander recht ähnlich, und ebenso glichen sie irgendwie dem Bären, dem sie zweifelsohne nur auf eine Art und Weise gedient hatten – und jedes hatte eine winzige Radarschüssel auf dem Kopf, die sich rasch drehte.
    Noch mehr Denkerkappen, dachte Eddie. Mein Gott, was ist das eigentlich für eine Welt?
    Der größte dieser Mechanismen sah ein wenig wie der Traktor von Tonka aus, den Eddie zu seinem sechsten oder siebten Geburtstag bekommen hatte; die Ketten wirbelten winzige graue Wölkchen aus Knochenstaub auf, wenn sie dahinrollten. Ein anderer sah wie eine Edelstahlratte aus. Ein dritter schien eine Schlange zu sein, die aus gelenklosen Edelstahlsegmenten bestand – sie wand sich und schlängelte sich dahin. Sie hatten auf der anderen Seite des Bachs einen ungefähren Kreis gebildet und liefen immerzu in einer tiefen Furche herum, die sie in den Boden gegraben hatten. Wenn er sie ansah, mußte er an Cartoons in alten Stapeln der Saturday Evening Post denken, die seine Mutter aus unerfindlichen Gründen aufgehoben und in der Diele ihrer Wohnung gestapelt hatte. Diese Cartoons zeigten zigarettenrauchende, entnervte Männer, die Furchen in den Teppichboden liefen, während ihre Frauen im Kreißsaal lagen.
    Als sich seine Augen an die einfache Geographie der Lichtung gewöhnt hatten, sah Eddie, daß es wesentlich mehr als fünf dieser bunt zusammengewürfelten Freaks waren. Er konnte noch mindestens ein Dutzend andere sehen, und wahrscheinlich waren hinter den Gebeinen der alten Opfer des Bären noch mehr verborgen. Der Unterschied war, daß die anderen sich nicht bewegten. Die Angehörigen des mechanischen kleinen Gefolges des Bären waren nacheinander Stück für Stück gestorben, bis im Lauf vieler Jahre nur noch diese Fünfergruppe übriggeblieben war… und die hörten sich mit ihrem Quietschen und Tschirpen und rostigen Scheppern auch nicht gerade gesund an. Besonders die Schlange hatte ein schleppendes, verkrüppeltes Aussehen, wie sie der mechanischen Ratte im Kreis herum folgte. Ab und zu holte der Mechanismus hinter ihr – ein Stahlklotz auf mechanischen Stummelbeinchen – die Schlange ein und gab ihr einen Schubs, als wollte er ihr sagen, daß sie sich verdammt noch mal beeilen sollte.
    Eddie fragte sich, was sie für eine Aufgabe gehabt hatten. Ganz sicher nicht Schutz; der Bär war so konstruiert gewesen, daß er sich selbst beschützen konnte, und Eddie vermutete, wäre der olle Shardik in der Blüte seiner Jahre auf sie gestoßen, hätte er sie im Handumdrehen durchgekaut und wieder ausgespuckt. Vielleicht waren diese kleinen Roboter sein Wartungstrupp oder seine Kundschafter gewesen oder seine Boten. Er vermutete, sie könnten gefährlich sein, aber nur zum Selbstschutz… oder zum Schutz ihres Meisters. Sie machten keinen kämpferischen Eindruck.
    Sie hatten sogar etwas Erbarmenswertes an sich. Der Großteil der Mannschaft war außer Betrieb, der Meister tot, und Eddie glaubte, daß sie das irgendwie wußten. Sie verströmten keine Bedrohung, sondern eine seltsame, nichtmenschliche Traurigkeit. Sie waren alt und fast verbraucht und krabbelten und schlängelten sich ihren ängstlichen Weg durch die Sorgenfurche, die sie in diese gottverlassene Lichtung gegraben hatten. Eddie war beinahe, als könnte er den wirren Strom ihrer Gedanken lesen: Meine Güte, meine Güte, was jetzt? Was haben wir noch für einen Lebenszweck, da Er nicht mehr ist? Und wer wird sich um uns kümmern, da Er nicht mehr ist? Meine Güte, meine Güte, meine Güte…
    Eddie spürte ein Ziehen am Bein und hätte fast vor Schreck und Überraschung aufgeschrien. Er drehte sich herum, spannte Rolands Revolver und sah Susannah, die mit großen Augen zu ihm aufsah. Eddie atmete tief durch und ließ den Hahn langsam zurücksinken. Er kniete nieder, legte Susannah die Hände auf die Schultern, küßte sie auf die Wange und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich hätte dir um ein Haar eine Kugel in

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