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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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bekommst.«
    »Ich bekomme keinen Hitzschlag. Alles in Ordnung.« Der Revolvermann nickte.
    »Wir gehen zu den Bergen, nicht?«
    »Ja.«
    Sie traten hinaus in die unbarmherzig sengende Sonne. Jake, dessen Kopf sich auf Höhe der Ellbogen des Revolvermannes befand, marschierte ein Stück voraus und rechts von ihm, die wildlederverstärkten Ecken des Wasserschlauchs hingen ihm fast bis zu den Schienbeinen herab. Der Revolvermann trug zwei weitere Wasserschläuche überkreuzt auf dem Rücken und die Schlinge mit den Konserven unter der Achselhöhle, sein linker Arm drückte sie an den Körper.
    Sie schritten durch das gegenüberliegende Tor des Rasthofs und fanden die verwehte Spur der Kutschenroute wieder. Sie waren vielleicht fünfzehn Minuten gegangen, als Jake sich umdrehte und den beiden Gebäuden zuwinkte. Sie schienen sich im gewaltigen Raum der Wüste niederzukauern.
    »Lebt wohl!« rief Jake. »Lebt wohl!«
    Sie schritten aus. Der Kutschenweg führte um eine festgebackene Sandmoräne herum, und als sich der Revolvermann umdrehte, war das Rasthaus verschwunden. Wieder einmal war die Wüste um ihn herum, und ausschließlich sie.
     
    Das Rasthaus lag drei Tage hinter ihnen; die Berge waren jetzt trügerisch deutlich. Sie konnten sehen, wie die Wüste in Vorgebirge überging, die ersten kahlen Hänge, das Urgestein, das voll dumpfem, erodiertem Triumph aus der Erde emporwuchs. Weiter oben stieg das Land wieder sanfter an, und der Revolvermann konnte zum ersten Mal seit Monaten oder Jahren Grün sehen – echtes, lebendes Grün. Gras, Zwergkiefern, vielleicht sogar Weiden, die alle von der Schneeschmelze weiter oben am Leben erhalten wurden. Dahinter freilich begann erneut die Vorherrschaft der Felsen, die mit zyklopenhafter, kunterbunter Pracht bis zu den gleißenden Schneekappen anstiegen. Links wies eine gewaltige Kluft den Weg zu den kleineren, erodierten Sandsteinfelsen und Hochebenen und Klippen auf der anderen Seite. Dieser Einschnitt wurde von der fast unablässigen grauen Membran von Regenschauern verhüllt. Abends saß Jake die wenigen Minuten, bevor er einschlief, fasziniert da und betrachtete den gleißenden Schwertkampf der fernen weißen und purpurnen Blitze, die in der Klarheit der Nachtluft erstaunlich aussahen.
    Sie kamen in regelmäßigen Abschnitten an den symmetrischen Überresten der Lagerfeuer des Mannes in Schwarz vorbei, und der Revolvermann hatte den Eindruck, daß diese Überbleibsel nun viel frischer waren. In der dritten Nacht war der Revolvermann sicher, daß er den fernen Widerschein eines anderen Lagerfeuers irgendwo in den ansteigenden Hängen des Vorgebirges erkennen konnte.
    Am vierten Tag ihres Aufbruchs vom Rasthaus strauchelte Jake gegen zwei Uhr und wäre um ein Haar gestürzt.
    »Halt, setz dich hin«, sagte der Revolvermann.
    »Nein, alles in Ordnung.«
    »Setz dich.«
    Der Junge setzte sich gehorsam. Der Revolvermann kauerte sich dicht neben ihm nieder, so daß Jake in seinem Schatten saß.
    »Trink.« – »Ich soll erst wieder, wenn…« – »Trink.«
    Der Junge trank drei Schluck. Der Revolvermann machte einen Zipfel der Decke naß, die schon deutlich leichter geworden war, und legte dem Jungen den feuchten Stoff auf Handgelenke und Stirn, die fiebrig trocken waren.
    »Von jetzt an machen wir jeden Nachmittag um diese Zeit Rast. Fünfzehn Minuten. Möchtest du schlafen?«
    »Nein.« Der Junge sah ihn beschämt an. Der Revolvermann erwiderte den Blick ausdruckslos. Er holte geistesabwesend eine Patrone aus dem Gurt und wirbelte sie zwischen den Fingern. Der Junge sah ihm fasziniert zu.
    »Das ist gut«, sagte er.
    Der Revolvermann nickte. »Auf jeden Fall.« Er machte eine Pause. »Als ich in deinem Alter war, wohnte ich in einer befestigten Stadt, habe ich dir das schon gesagt?«
    Der Junge schüttelte schläfrig den Kopf. »Doch, doch. Und dort war ein böser Mann…«
    »Der Priester?«
    »Nein«, sagte der Revolvermann, »aber ich glaube inzwischen, daß die beiden irgendwie verwandt waren. Vielleicht sogar Halbbrüder. Marten war ein Zauberer… wie Merlin. Erzählt man sich dort, wo du herkommst, von Merlin?«
    »Merlin und Arthur und die Ritter der Tafelrunde«, sagte Jake verträumt.
    Der Revolvermann spürte, wie ihn eine garstige Regung durchlief. »Ja«, sagte er. »Ich war sehr jung.«
    Aber der Junge war eingeschlafen, er saß aufrecht und hatte die Hände ordentlich im Schoß gefaltet.
    »Wenn ich mit den Fingern schnippe, wirst du aufwachen. Du wirst

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