Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Lektion des heutigen Tages.«
    Cuthbert nickte noch einmal, und er hatte immer noch dieses furchteinflößende Lächeln im Gesicht. »Ich bedauere«, sagte er. »Ich habe das Antlitz…«
    »Laß diesen Mist«, sagte Cort, der das Interesse verloren hatte. Er wandte sich an Roland. »Geht jetzt. Beide. Wenn ich eure dummen Wurmgesichter noch länger ansehen muß, kotze ich mir die Gedärme heraus.« – »Komm«, sagte Roland.
    Cuthbert schüttelte den Kopf, um ihn zu klären, und stand auf. Cort schritt bereits mit seinem ausgreifenden, o-beinigen Gang den Hügel hinab, er sah mächtig und irgendwie prähistorisch aus. Die rasierte und polierte Fläche auf seinem Kopf ragte hinter einer Schräge auf, verschwand.
    »Ich werde den Hurensohn umbringen«, sagte Cuthbert immer noch lächelnd. Auf seiner Stirn wuchs auf geheimnisvolle Weise eine große purpurne, knotige Beule.
    »Du nicht und ich nicht«, sagte Roland und fing plötzlich auch an zu grinsen. »Du kannst mit mir zusammen in der Westküche essen. Der Koch wird uns etwas geben.«
    »Er wird es Cort sagen.«
    »Er ist kein Freund von Cort«, sagte Roland und zuckte die Achseln. »Und wenn schon?«
    Cuthbert grinste zurück. »Klar. Sicher. Ich wollte schon immer wissen, wie die Welt aussieht, wenn man den Kopf verkehrt herum und auf den Rücken gedreht auf den Schultern trägt.«
    Sie gingen gemeinsam über den grünen Rasen zurück und warfen Schatten im milden weißen Frühlingslicht.
     
    Der Koch in der Westküche hieß Hax. Er war ein Riese in weißer Kleidung voller Essensflecken, ein Mann mit der Gesichtsfarbe von Rohöl, dessen Herkunft ein Viertel schwarz, ein Viertel gelb, ein Viertel von den heute fast vergessenen südlichen Inseln (die Welt hatte sich weitergedreht) und ein Viertel Gott weiß was war. Er schlurfte in seinen großen, kalifenähnlichen Hausschuhen wie ein Traktor im ersten Gang durch drei Räume mit hohen Decken, die voller Dampf waren. Er gehörte zu jenen seltenen Erwachsenen, die mit Kindern ganz gut zurechtkommen und sie alle gleich gern haben – nicht auf eine überzuckerte Weise, sondern auf eine geschäftsmäßige Art, zu der manchmal eine Umarmung gehört, so wie ein Handschlag zum Abschluß eines guten Geschäfts. Er hatte sogar die Jungen gern, die die Ausbildung angefangen hatten, auch wenn diese anders als andere Kinder waren – nicht immer überschwenglich und irgendwie gefährlich, nicht so wie Erwachsene, sondern vielmehr, als wären sie gewöhnliche Kinder mit einer Spur Wahnsinn –, und Cuthbert war nicht der erste Schüler von Cort, dem er heimlich zu essen gegeben hatte. In diesem Augenblick stand er vor seinem riesigen, üppigen Elektroherd – einem von insgesamt sechs noch funktionierenden Geräten auf dem Anwesen. Dies war sein persönliches Reich, und hier stand er und sah den beiden Jungen zu, wie sie die Fleischstücke in Soße hinunterschlangen, die er für sie gemacht hatte. Hinter ihm, vor ihm und rings um ihn herum huschten Küchenjungen, Dienstboten und verschiedene Unterlinge durch die schäumende, feuchte Luft, klapperten mit Pfannen, rührten Eintopfgerichte um und verrichteten in anderen Ecken Sklavenarbeit über Kartoffeln und Gemüse. In einem spärlich erleuchteten Alkoven der Küche verteilte eine Putzfrau mit teigigem, kläglichem Gesicht und von einem Lappen zusammengehaltenem Haar mit einem Mop Wasser auf dem Fußboden.
    Ein Küchenjunge kam mit einem Wachsoldaten im Schlepptau herein. »Dieser Mann will was von dir, Hax.«
    »Gut.« Hax nickte dem Wachsoldaten zu, dieser erwiderte das Nicken. »Jungs«, sagte er. »Geht rüber zu Maggie, sie wird jedem ein Stück Kuchen geben. Und dann zieht Leine.«
    Sie nickten und gingen zu Maggie, die ihnen riesige Kuchenstücke auf Tellern reichte… aber vorsichtig, als wären sie wilde Hunde, die sie beißen könnten.
    »Essen wir sie auf der Treppe«, sagte Cuthbert.
    »Einverstanden.«
    Sie setzten sich hinter eine breite, schwitzende Steinsäule, wo sie aus der Küche nicht zu sehen waren, und verschlangen den Kuchen mit den Fingern. Augenblicke später sahen sie Schatten auf die gegenüberliegende gekrümmte Wand des breiten Treppenhauses fallen. Roland ergriff Cuthberts Arm. »Komm mit«, sagte er. »Da kommt jemand.« Cuthbert sah auf, sein Gesicht war überrascht und beerenverschmiert.
    Aber die Schatten hielten immer noch außerhalb ihres Sehbereichs inne. Es waren Hax und der Wachsoldat. Die Jungen blieben sitzen, wo sie waren. Wenn sie

Weitere Kostenlose Bücher