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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einer Dame sagt. Warum…«
    »Hör auf, Mercy!« zischte Si, aber Eddie schenkte diesem Austausch ländlicher Artigkeiten kaum Beachtung. Für ihn klang es logisch, was die alte Frau gesagt hatte. Natürlich würde kein Überschallknall zu hören sein, nicht von einem Zug, der seine Fahrt in Lud begann; er konnte sich nicht genau erinnern, wie hoch die Schallgeschwindigkeit war, aber er dachte, daß sie in der Gegend von dreihundert Metern pro Sekunde lag. Ein Zug, der bei Null anfing, würde einige Zeit brauchen, bis er diese Geschwindigkeit erreicht hatte; und bis er sie erreicht hatte, würde er außer Hörweite sein… es sei denn, die Bedingungen wären gerade richtig, wie es – laut Mercy – in der Nacht der Fall war, als Big Charlie Wind gekommen war – was immer das auch sein mochte.
    Und das barg Möglichkeiten. Blaine, der Mono, war kein Landrover, aber vielleicht… vielleicht…
    »Du hast das Geräusch dieses anderen Zugs seit sieben oder acht Jahren nicht mehr gehört, Sai?« fragte Roland. »Bist du sicher, daß es nicht viel länger her ist?«
    »Kann nicht sein«, antwortete sie, »denn das letztemal war in dem Jahr, als der alte Bill Muffin die Bluterkrankheit bekommen hat. Armer Bill!«
    »Das ist fast zehn Jahre her«, sagte Tante Talitha mit eigentümlich sanfter Stimme.
    »Warum hast du nie gesagt, daß du so was gehört hast?« fragte Si. Er sah den Revolvermann an. »Man kann nicht alles glauben, was sie sagt, Herr – sie möchte immer gern im Mittelpunkt stehen, meine Mercy.«
    »Also wirklich, du alte Schlammassel!« schrie sie und schlug ihm auf den Arm. »Ich hab’ nie was gesagt, weil ich dir mit deiner Geschichte, auf die du so stolz bist, nicht die Schau stehlen wollte, aber jetzt ist es wichtig, was ich gehört habe, und darum rede ich jetzt!«
    »Ich glaube dir, Sai«, sagte Roland. »Aber bist du ganz sicher, daß du das Geräusch des Mono seither nicht mehr gehört hast?«
    »Nee, seither nicht mehr. Ich denke, er hat schließlich das Ende seines Wegs erreicht.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Roland. »Das bezweifle ich wirklich sehr.« Er sah nachdenklich auf den Tisch und war plötzlich sehr weit von ihnen entfernt.
    Tschuff-tschuff, dachte Jake und erschauerte.
     
     

13
     
    Eine halbe Stunde später standen sie wieder auf dem Platz. Susannah saß im Rollstuhl, Jake rückte die Gurte seines Rucksacks zurecht, während Oy auf den Hinterbeinen saß und ihnen aufmerksam zusah. Nur die Ältesten hatten an dem Essen in dem kleinen Garten Eden hinter der Kirche des Ewigen Blutes teilgenommen, schien es, denn als sie auf den Platz zurückkehrten, wartete noch ein rundes Dutzend Menschen. Diese betrachteten Susannah, sahen Jake aber länger an (seine Jugend schien offenbar interessanter zu sein als ihre dunkle Haut), doch es war deutlich, daß sie eigentlich gekommen waren, um Roland zu sehen; uralte Ehrfurcht leuchtete in ihren staunenden Augen.
    Er ist das lebendige Überbleibsel einer Vergangenheit, die sie nur aus Geschichten kennen, dachte Susannah. Sie sehen ihn an, wie religiöse Menschen einen der Heiligen angesehen haben müssen – Petrus, Paulus oder Matthäus –, wenn dieser beschlossen hatte, zum samstagabendlichen Bohnenessen vorbeizuschauen und ihnen erzählte, wie es gewesen war, mit Jesus, dem Zimmermann auf dem Meer von Galiläa herumzuspazieren.
    Das Ritual, mit dem das Essen zu Ende gegangen war, wurde nun wiederholt, aber diesmal nahmen alle Einwohner von River Crossing daran teil. Sie stellten sich alle in einer Reihe auf, schüttelten Eddie und Susannah die Hände, küßten Jake auf die Wange oder Stirn und knieten dann vor Roland nieder, um seine Berührung und seinen Segen entgegenzunehmen. Mercy schlang die Arme um ihn und drückte das blinde Gesicht an seinen Bauch. Roland umarmte sie ebenfalls und dankte ihr für ihre Informationen.
    »Möchtet Ihr nicht die Nacht bei uns verbringen, Revolvermann? Der Sonnenuntergang nähert sich in Eile, und es ist lange her, seit Ihr und die Euren die Nacht mit einem Dach über dem Kopf verbracht habt, möchte ich meinen.«
    »So ist es, dennoch müssen wir weiter.«
    »Werdet Ihr wiederkehren, so es möglich ist, Revolvermann?«
    »Ja«, sagte Roland, aber Eddie mußte seinem seltsamen Freund nicht ins Gesicht sehen, um zu wissen, daß sie River Crossing nie wiedersehen würden. »Wenn ich kann.«
    »Ay.« Sie umarmte ihn ein letztes Mal, dann legte sie eine Hand Si auf die sonnengebräunte Schulter. »Lebet

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