Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
ein wenig davon gegessen hatte.
    »Wieso hast du dort nicht gesprochen«, schalt Jake den Bumbler. »Ich habe dagestanden wie ein Idiot!«
    »Id-jot«, sagte Oy und legte die Schnauze auf Jakes Knöchel.
    »Er redet jedesmal besser«, bemerkte Roland. »Er hört sich sogar schon wie du an, Jake.«
    »Ake«, stimmte Oy zu, ohne die Schnauze von Jakes Knöchel zu nehmen. Die goldenen Ringe in Oys Augen faszinierten Jake; im flackernden Feuerschein schienen sich diese Ringe langsam zu drehen.
    »Aber bei den alten Leuten wollte er nicht sprechen.«
    »In solchen Dingen sind Bumbler wählerisch«, sagte Roland. »Sie sind seltsame Geschöpfe. Ich vermute, daß der hier von seiner Meute ausgestoßen worden ist.«
    »Wieso denkst du das?«
    Roland deutete auf Oys Flanke. Jake hatte das Blut abgewischt (das hatte Oy nicht gefallen, aber er hatte es über sich ergehen lassen), und der Biß heilte, obwohl der Bumbler immer noch ein wenig hinkte. »Ich gehe jede Wette ein, daß das der Biß eines anderen Bumblers ist.«
    »Aber warum sollte seine eigene Meute…«
    »Vielleicht hatten sie sein Schwatzen satt«, sagte Eddie. Er hatte sich neben Susannah niedergelassen und ihr einen Arm um die Schultern gelegt.
    »Vielleicht«, sagte Roland, »besonders wenn er der einzige war, der noch zu sprechen versucht hat. Die anderen sind vielleicht zum Ergebnis gekommen, daß er zu klug – oder zu hochgestochen – für ihren Geschmack war. Bei Tieren ist die Eifersucht nicht so häufig wie bei Menschen, aber durchaus üblich.«
    Der Gegenstand dieser Unterhaltung hatte die Augen zugemacht und schien zu schlafen… aber Jake stellte fest, daß seine Ohren zu zucken anfingen, sobald das Gespräch fortgesetzt wurde.
    »Wie klug sind sie eigentlich?« fragte Jake.
    Roland zuckte die Achseln. »Der alte Stallknecht, von dem ich dir erzählt habe – der meinte, daß gute Bumbler Glück bringen –, hat geschworen, daß er in seiner Jugend einen gehabt hat, der addieren konnte. Er sagte, der Bumbler hat die Summen gesagt, indem er entweder auf dem Stallboden kratzte oder Steine mit der Schnauze zusammenschob.« Er grinste. Dabei hellte sich sein ganzes Gesicht auf und vertrieb die düsteren Schatten, die darauf lagen, seit sie aus River Crossing aufgebrochen waren. »Natürlich sind Stallknechte und Fischer geborene Lügner.«
    Behagliches Schweigen senkte sich über sie, und Jake konnte spüren, wie ihn Müdigkeit überkam. Er dachte, daß er bald schlafen würde, was ihm ganz recht war. Dann erklang das rhythmische Trommelschlagen aus Südosten, und er richtete sich wieder auf. Sie lauschten wortlos.
    »Das ist ein Rock and Roll-Rhythmus«, sagte Eddie plötzlich. »Kenne ich. Wenn man die Gitarren wegläßt, bleibt das übrig. Hört sich sogar ganz an wie Z. Z. Top.«
    »Z. Z. wer?« fragte Susannah.
    Eddie grinste. »Die gab es zu deiner Zeit noch nicht«, sagte er. »Ich meine, möglicherweise schon, aber damals müssen sie noch ein paar Bengel gewesen sein, die in Texas zur Schule gegangen sind.« Er lauschte. »Der Teufel soll mich holen, wenn sich das nicht ganz genau wie der Beat von etwas wie ›Sharp-Dressed Man‹ oder ›Velcro Fly‹ anhört.«
    »›Velcro Fly‹?« sagte Jake. »Das ist ein dummer Titel für ein Stück.«
    »Aber ziemlich komisch«, sagte Eddie. »Du hast sie um zehn Jahre oder so verpaßt, Sportsfreund.«
    »Wir sollten uns besser hinlegen«, sagte Roland. »Allzu schnell ist es wieder Morgen.«
    »Ich kann nicht schlafen, wenn ich diese Scheiße höre«, sagte Eddie. Er zögerte, dann sprach er etwas aus, das ihm seit dem Morgen durch den Kopf ging, als sie Jake blaß und kreischend durch die Tür in diese Welt gezogen hatten. »Glaubst du nicht, es wird Zeit, daß wir unsere Geschichte erzählen, Roland? Vielleicht stellen wir fest, daß wir mehr wissen als wir denken.«
    »Ja, die Zeit dafür ist fast gekommen. Aber nicht in der Dunkelheit.« Roland drehte sich auf die Seite, zog die Decke hoch und schien einzuschlafen.
    »Herrgott«, sagte Eddie. Er stieß ein mißfälliges kurzes Pfeifen zwischen den Zähnen hervor.
    »Er hat recht«, sagte Susannah. »Komm schon, Eddie – gehen wir schlafen.«
    Er grinste und küßte sie auf die Nasenspitze. »Ja, Mami.«
    Fünf Minuten später waren er und Susannah eingeschlafen, Trommeln hin oder her. Aber Jake stellte fest, daß seine Müdigkeit verflogen war. Er lag da, sah zu den fremden Sternen empor und lauschte dem konstanten rhythmischen Pochen, das aus der

Weitere Kostenlose Bücher