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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ohrenbetäubenden Krachen auf der Straße aufschlug. Rosa Trümmer, manche so groß wie Seifenkisten, flogen durch die Luft. Mehrere kleine Trümmer prallten Roland ins Gesicht. Andere strich er aus Oys Fell. Er sah über die behelfsmäßige Barrikade. Der Brunnen war wie ein riesiger Teller in zwei Teile zerbrochen. Diesen Weg werden wir nicht zurückgehen, dachte Roland. Der Durchgang, der zuvor schmal gewesen war, war nun völlig versperrt.
    Er fragte sich, ob Jake den Sturz des Brunnens gehört hatte und, wenn ja, was er sich dabei dachte. Bezüglich Schlitzer stellte er solche Spekulationen nicht an; Schlitzer würde denken, er wäre zu Brei zerquetscht worden, und Roland wollte, daß er genau das dachte. Würde Jake das auch denken? Der Junge sollte schlau genug sein zu wissen, daß ein Revolvermann nicht auf so einen simplen Mechanismus hereinfallen würde, aber wenn Schlitzer ihn hinreichend terrorisiert hatte, konnte Jake vielleicht nicht mehr so klar denken. Nun, es war zu spät, sich jetzt Gedanken darüber zu machen, und wenn er es noch einmal zu tun hätte, würde er wieder genauso handeln. Todgeweiht oder nicht, Schlitzer hatte Mut und animalische List bewiesen. Wenn er jetzt unachtsam wurde, hatte sich der Trick gelohnt.
    Roland stand wieder auf. »Oy – such Jake.«
    »Ake!« Oy streckte den langen Hals, drehte sich schnuppernd im Halbkreis, nahm Jakes Geruch wieder auf und lief, gefolgt von Roland, weiter. Zehn Minuten später blieb er an einem Kanaldeckel auf der Straße stehen, schnupperte in alle Richtungen, sah zu Roland auf und bellte schrill.
    Der Revolvermann ließ sich auf ein Knie nieder und betrachtete sowohl das Durcheinander der Spuren wie auch eine breite Bahn Kratzer auf dem Pflaster. Er dachte, daß dieser spezielle Kanaldeckel oft bewegt worden war. Er kniff die Augen zusammen, als er einen Klumpen blutigen Schleims in einer Furche zwischen zwei Pflastersteinen in der Nähe sah.
    »Der Dreckskerl schlägt ihn ständig«, murmelte er.
    Er zog den Kanaldeckel auf, sah hinunter und löste die Wildlederschnüre, die sein Hemd zusammenhielten. Er hob den Bumbler hoch und steckte ihn in das Hemd. Oy fletschte die Zähne, und Roland konnte einen Moment spüren, wie seine Krallen gleich scharfen Messern über die Haut von Brust und Bauch strichen. Dann zog Oy sie ein, sah mit seinen klugen Augen aus Rolands Hemd und schnaufte wie eine Dampflok. Der Revolvermann konnte den schnellen Herzschlag des Tiers an seinem eigenen spüren. Er zog die Wildlederschnur aus den Ösen des Hemds und holte eine andere, längere aus der Tasche.
    »Ich muß dich anbinden. Das gefällt mir nicht, und dir wird es noch weniger gefallen, aber da unten ist es stockdunkel.«
    Er band die beiden Wildlederschnüre zusammen und bildete mit einem Ende eine Schlinge, die er über Oys Kopf legte. Er rechnete damit, daß Oy wieder die Zähne fletschen, vielleicht sogar nach ihm schnappen würde, aber Oy blieb ruhig. Er sah nur mit seinen goldumrandeten Augen zu Roland auf und bellte wieder »Ake!« mit seiner ungeduldigen Stimme.
    Roland nahm das lose Ende seiner behelfsmäßigen Leine in den Mund und setzte sich an den Rand des Kanalisationsschachts… wenn es sich darum handelte. Er tastete nach der obersten Sprosse der Leiter und fand sie. Er stieg langsam und vorsichtig hinunter und mußte schmerzlicher denn je spüren, daß ihm eine halbe Hand fehlte und die Sprossen glitschig von Öl und einer dicklichen Substanz waren, bei der es sich wahrscheinlich um Moos handelte. Oy war eine schwere, warme Last zwischen Hemd und Bauch und hechelte unablässig und harsch. Im düsteren Licht leuchteten die Goldringe seiner Augen wie Medaillons. Schließlich trat der tastende Fuß des Revolvermanns ins Wasser auf dem Grund des Schachts. Er sah kurz zu der Münze aus weißem Licht über sich hinauf. Ab jetzt wird es schwierig, dachte er. Der Tunnel war warm und feucht und roch wie ein uraltes Beinhaus. Irgendwo in der Nähe tropfte Wasser hohl und monoton. Weiter entfernt konnte Roland das Dröhnen von Maschinen hören. Er hob einen überaus dankbaren Oy aus dem Hemd und setzte ihn in dem seichten Rinnsal ab, das träge durch den Kanalisationstunnel floß.
    »Jetzt liegt es ganz bei dir«, murmelte er dem Bumbler ins Ohr. »Zu Jake, Oy. Zu Jake!«
    »Ake!« bellte der Bumbler und verschwand plätschernd in der Dunkelheit, wobei er den Kopf auf dem langen Hals wie ein Pendel hin und her schwang. Roland folgte ihm und hielt das Ende

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