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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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heißt aber nur, solange du bei mir bist. Komisch, weißt du, daß du sagst, du hättest mich anfangs nur geliebt, weil er dir alles weggenommen hatte.«
    »Wieso komisch?«
    »Ich habe angefangen, dich zu lieben, weil du mich von Detta Walker befreit hast.« Sie machte eine Pause, dachte nach, dann schüttelte sie verhalten den Kopf. »Nein – es geht weiter. Ich habe angefangen, dich zu lieben, weil du mich von beiden Flittchen befreit hast. Eine war ein diebisches, geiles Schandmaul, und die andere ein verzogenes, hochnäsiges Gör. Ich mag Susannah Dean lieber als die beiden… und du warst derjenige, der mich befreit hat.«
    Diesmal preßte sie die Handflächen auf seine stoppligen Wangen, zog ihn nach unten und küßte ihn sanft. Als er ihr zärtlich eine Hand auf die Brust legte, seufzte sie und legte ihre darauf.
    »Ich glaube, wir sollten besser gehen«, sagte sie, »sonst vögeln wir noch hier mitten auf der Straße… und werden naß, wie es aussieht.«
    Eddie betrachtete die stummen Türme, die eingeschlagenen Fensterscheiben, die rebenüberwucherten Wände mit einem letzten stummen Blick. Dann nickte er. »Ja. Ich glaube sowieso nicht, daß es in dieser Stadt eine Zukunft gibt.«
    Er schob sie weiter, und sie verkrampften sich beide, als der Rollstuhl über die Grenze fuhr, die Maud als die Todeslinie bezeichnet hatte, weil sie fürchteten, sie könnten einen uralten Schutzmechanismus auslösen und beide sterben. Aber nichts passierte. Eddie schob sie über den Vorplatz, und als sie sich den Stufen näherten, die zur Krippe führten, setzte ein kalter, windgepeitschter Regen ein.
    Sie wußten es beide nicht, aber der erste große Herbststurm von Mittwelt hatte begonnen.
     
     

25
     
    Als sie sich in der übelriechenden Dunkelheit des Abwassersystems befanden, gab Schlitzer die tödliche Geschwindigkeit auf, die er oben angeschlagen hatte. Jake glaubte nicht, daß es an der Dunkelheit lag; Schlitzer schien jeden Winkel und jede Biegung des Wegs zu kennen, den er nahm – wie er gesagt hatte. Jake glaubte, die langsame Gangart rührte daher, daß sein Peiniger annahm, daß Roland von der Falle zu Brei zerquetscht worden war.
    Jake selbst waren mittlerweile Zweifel gekommen.
    Wenn Roland die Stolperdrähte gesehen hatte – eine weitaus unauffälligere Falle als die darauffolgende –, war es da wirklich wahrscheinlich, daß er den Springbrunnen übersehen hatte? Jake hielt es für möglich, aber logisch schien es nicht. Jake fand es wahrscheinlicher, daß Roland den Springbrunnen absichtlich hatte herunterstürzen lassen, um Schlitzer in Sicherheit zu wiegen und möglicherweise zu bremsen. Er glaubte nicht, daß Roland ihnen durch diesen Irrgarten unter der Straße folgen konnte – die völlige Dunkelheit würde selbst die Fährtensucherinstinkte eines Revolvermanns überfordern –, aber es munterte ihn auf, daß Roland möglicherweise doch nicht bei dem Versuch gestorben war, sein Versprechen zu halten.
    Sie bogen rechts ab, links, dann wieder links. Da Jakes andere Sinne immer feiner wurden, um die fehlende Sicht zu kompensieren, konnte er andere Tunnel ringsum vage erahnen. Der gedämpfte Lärm uralter Maschinen wurde einen Moment lauter und dann wieder leiser, wenn die Steinfundamente der Stadt sich erneut um sie schlossen. Ab und zu wehte ihm ein Windhauch entgegen, manchmal warm, manchmal kalt. Ihre plätschernden Schritte hallten kurz, wenn sie die Quertunnel passierten, aus denen die stinkenden Winde wehten, und einmal schlug sich Jake an einem Metallgegenstand, der von der Decke ragte, fast den Schädel ein. Er schlug mit der Hand danach und ertastete so etwas wie ein großes Ventilrad. Danach ruderte er beim Laufen mit den Armen und versuchte, Hindernisse vor sich aufzuspüren.
    Schlitzer leitete ihn mit Schlägen auf die Schultern wie ein Wagenführer seinen Ochsen. Sie schritten kräftig aus, trotteten, rannten aber nicht. Schlitzer kam wieder so weit zu Atem, daß er erst summte und dann mit einer leisen, melodiösen Tenorstimme zu singen anfing:
     
    »Ribbel-di-dibbel-di-ding-ding-ding,
    Ich such mir ‘nen Job und kauf dir ‘nen Ring,
    Und leg meinen Kopf, laß mich nicht bitten.
    Auf deine wogenden, drallen Titten,
    Ribbel-di-dibbel-di-ding-ding-ding!
     
    Oh ribbel-di-dibbel.
    Ich nehm meinen Schnibbel
    Und spiel dann an deinem Ding-Ding-Ding rum!«
     
    Es folgten fünf oder sechs ähnliche Verse, bis Schlitzer aufhörte. »Jetzt sing du was, Bübchen.«
    »Ich kenne nichts«,

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