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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wort darauf, daß sie welche sind.«
    Maud deutete auf den großen Revolver mit dem abgenutzten Sandelholzgriff, den Susannah in der Hand hielt. Jeeves sah hin… und einen Moment später streckte er der Frau die Hand entgegen. Als Maud sie ergriff, stürzte das Bild gefährlicher Killer, das Susannah sich von ihnen gemacht hatte, in sich zusammen. Sie sahen mehr wie Hänsel und Gretel als Bonnie und Clyde aus; müde, ängstlich, verwirrt und so tief im Wald verirrt, daß sie dort alt geworden waren. Ihr Haß und ihre Angst verschwanden. Mitleid und eine zutiefst empfundene, quälende Traurigkeit traten an ihre Stelle.
    »Lebt wohl, ihr beiden«, sagte sie leise. »Geht, wie’s euch beliebt, und fürchtet nichts von mir oder meinem Mann hier.«
    Maud nickte. »Ich glaube, daß ihr uns nichts zuleide tun wollt, und ich vergebe euch, daß ihr Winston erschossen habt. Aber hört mir zu – und hört gut zu: Betretet die Krippe nicht. Welche Gründe euch immer bewegen mögen, dorthin zu gehen, sie sind nicht ausreichend. Es bedeutet den sicheren Tod, Blaines Krippe zu betreten.«
    »Wir haben keine andere Wahl«, sagte Eddie, und über ihm grollte der Donner wieder wie zustimmend. »Und jetzt will ich euch etwas sagen. Ich weiß nicht, was unter Lud liegt und was nicht, aber ich weiß, daß die Trommeln, wegen derer ihr so ausrastet, Teil einer Aufnahme sind – eines Lieds –, das aus der Welt stammt, aus der meine Frau und ich kommen.« Er sah ihre verständnislosen Gesichter und hob frustriert die Arme. »Himmel, Herrgott, begreift ihr denn nicht? Ihr tötet einander wegen eines Musikstücks, das nicht einmal als Single ausgekoppelt worden ist.«
    Susannah legte ihm eine Hand auf die Schulter und murmelte seinen Namen. Er achtete nicht auf sie, sah von Jeeves zu Maud und wieder zu Jeeves.
    »Möchtet ihr Ungeheuer sehen? Dann seht euch selbst genau an. Und wenn ihr in die Geisterbahn zurückkommt, die ihr ein Zuhause nennt, dann seht euch auch eure Freunde und Verwandten gut an.«
    »Du verstehst nicht«, sagte Maud. Ihre Augen waren dunkel und ernst. »Aber das wirst du. Ay – das wirst du.«
    »Geht jetzt«, sagte Susannah leise. »Ein Gespräch zwischen uns bringt nichts; die Worte fallen nur auf toten Boden. Geht einfach und versucht, euch an die Gesichter eurer Väter zu erinnern, denn ich glaube, diese Gesichter habt ihr schon vor langer, langer Zeit vergessen.«
    Die beiden gingen ohne ein weiteres Wort in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Aber von Zeit zu Zeit sahen sie über die Schultern, und sie hielten sich immer noch bei den Händen: Hänsel und Gretel, die sich im tiefen, dunklen Wald verirrt hatten.
    »Ich will hier raus«, sagte Eddie niedergeschlagen. Er sicherte die Ruger, steckte sie in den Hosenbund, rieb sich die Augen mit dem Handrücken. »Ich will nur hier raus, mehr will ich nicht.«
    »Ich verstehe, was du meinst, Hübscher.« Sie hatte eindeutig Angst, den Kopf aber dennoch auf die trotzige Weise geneigt, die er so sehr liebte. Er legte ihr die Hände auf die Schultern, bückte sich und küßte sie. Und er ließ sich weder von ihrer Umgebung noch von dem aufziehenden Sturm daran hindern, das gründlich zu machen. Als er schließlich zurückwich, sah sie ihn mit großen, leuchtenden Augen an. »Mann! Wofür war der denn?«
    »Weil ich dich so sehr liebe«, sagte er, »und ich schätze, das reicht. Reicht es?«
    Ihr Blick wurde sanft. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie ihm das mögliche Geheimnis verraten sollte, das sie hütete, aber selbstverständlich waren Zeit und Ort völlig falsch – sie konnte ihm jetzt ebensowenig sagen, daß sie möglicherweise schwanger war, wie sie verweilen und die Inschriften auf den Portaltotems lesen konnte.
    »Es reicht, Eddie«, sagte sie.
    »Du bist das Beste, das mir je über den Weg gelaufen ist.« Seine Mandelaugen waren einzig und allein auf sie gerichtet. »Es fällt mir schwer, so etwas zu sagen – ich schätze, das Leben mit Henry hat es mir schwer gemacht –, aber es stimmt. Ich glaube, anfangs habe ich dich geliebt, weil du alles verkörpert hast, was Roland mir weggenommen hatte – in New York, meine ich –, aber mittlerweile ist es viel mehr, weil ich nicht mehr zurück will. Du?«
    Sie betrachtete die Krippe. Sie hatte Todesangst vor dem, was sie dort finden mochten, aber dennoch… sie sah ihn wieder an. »Nein, ich will nicht zurück. Ich will den Rest meines Lebens damit verbringen, vorwärts zu gehen. Das

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