Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
sich an, als wäre er voll Metall.
    Ein Seufzen. Ein leises Weinen. Die Genitalien des Revolvermannes fühlten sich zusammengeschrumpelt und hart an. Über sich und jenseits der Gesichter in den Bäumen konnte er die Berge sehen – hart und brutal und voller Zähne.
    Der Leib drückte sich gegen ihn, rang mit ihm. Er spürte, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Sie hatte ihm eine Vision von Susan geschickt. Susan war über ihm, die liebreizende Susan am Fenster, die mit über Schultern und Rücken fallendem Haar auf ihn wartete. Er wandte den Kopf ab, doch ihr Gesicht folgte ihm.
    Jasmin, Rosen, Geißblatt, altes Heu… der Geruch der Liebe. Liebe mich.
    »Die Prophezeiung«, sagte er.
    Bitte , weinte das Orakel. Sei nicht so kalt. Es ist immer so kalt hier…
    Hände glitten über seinen Körper, betasteten ihn, setzten ihn in Brand. Lockten ihn. Zogen ihn. Eine schwarze Spalte. Die ultimate Hure. Feucht und warm…
    Nein. Trocken. Kalt. Steril.
    Zeige eine barmherzige Regung, Revolvermann. Ah, bitte, ich flehe dich an. Barmherzigkeit!
    Hättest du Barmherzigkeit mit dem Jungen?
    Welchem Jungen? Ich kenne keinen Jungen. Ich brauche keine Jungen. O bitte.
    Jasmin, Rosen, Geißblatt. Trockenes Heu mit seiner Ahnung von Sommerklee. Aus uralten Urnen gegossenes Öl. Lust für das Fleisch.
    »Danach«, sagte er.
    Jetzt. Bitte. Jetzt.
    Er ließ seinen Verstand als Antithese von Gefühlen auf sie eindrängen. Der Leib, der über ihm hing, erstarrte und schien zu schreien. Zwischen seinen Schläfen fand ein kurzes, heftiges Tauziehen statt – sein Verstand war das graue und fasrige Tau.
    Lange Augenblicke war außer dem leisen Hauchen seines Atems und der leichten Brise, welche die Gesichter in den Bäumen bewegte, blinzeln und Grimassen schneiden ließ, nichts zu hören. Kein Vogel sang.
    Ihr Griff lockerte sich. Wieder war ein leises Schluchzen zu hören. Jetzt mußte es schnell geschehen, sonst würde sie ihn verlassen. Jetzt zu bleiben, würde eine Schwächung für sie bedeuten; vielleicht sogar ihre ureigene Art von Tod. Er spürte bereits, wie sie sich zurückzog, um den Kreis aus Steinen zu verlassen. Der Wind wogte gequält durch das Gras.
    »Prophezeiung«, sagte er – ein schmuckloses Substantiv.
    Ein schluchzendes, müdes Seufzen. Er hätte ihr beinahe die Barmherzigkeit gewähren können, um die sie bat, aber… da war Jake. Wäre er gestern nacht etwas später gekommen, hätte Jake wahnsinnig oder tot sein können.
    Dann schlafe.
    »Nein.«
    Also Halbschlaf.
    Der Revolvermann betrachtete die Gesichter in den Bäumen. Dort wurde zu seiner Unterhaltung ein Schauspiel gegeben. Welten stiegen vor ihm auf und stürzten wieder. Reiche wurden auf glitzerndem Sand erbaut, wo Maschinen für die Ewigkeit in abstrakter elektronischer Ekstase arbeiteten. Reiche gingen unter und fielen. Räder, die sich wie stumme Flüssigkeit gedreht hatten, liefen langsamer, fingen an zu quietschen, fingen an zu kreischen, blieben stehen. Sand erstickte die Edelstahlabflüsse konzentrischer Straßen unter dunklem Himmel voll kalten Juwelen gleichen Sternen. Und über alles wehte der sterbende Wind der Veränderung hinweg und trug den Zimtduft des späten Oktobers mit sich. Der Revolvermann sah zu, wie die Welt sich weiter drehte. Und versank in Halbschlaf.
     
    Drei. Das ist deine Schicksalszahl.
    Drei?
    Ja, drei ist mystisch. Drei ist im Herzen des Mantras.
    Welche drei?
    ›Wir sehen nur zum Teil, solchermaßen ist der Spiegel der Weissagung verdunkelt.‹
    Sag mir, was du kannst.
    Der erste ist jung und dunkelhaarig. Er steht am Rand von Raub und Mord. Ein Dämon hat von ihm Besitz ergriffen. Der Name des Dämons heißt HEROIN.
    Was ist das für ein Dämon? Ich kenne ihn nicht, nicht einmal aus Kindergeschichten.
    ›Wir sehen nur zum Teil, solchermaßen ist der Spiegel der Weissagung verdunkelt.‹ Es gibt andere Welten. Revolvermann, und andere Dämonen. Diese Gewässer sind tief.
    Der zweite?
    Sie kommt auf Rädern. Ihr Verstand ist hart wie Stahl doch ihr Herz und ihre Augen sind weich. Mehr sehe ich nicht.
    Der dritte?
    In Ketten.
    Der Mann in Schwarz? Wo ist er?
    Nahe. Du wirst mit ihm sprechen.
    Wovon werden wir sprechen?
    Von dem Turm.
    Der Junge? Jake?
    …
    Erzähl mir von dem Jungen!
    Der Junge ist deine Pforte zum Mann in Schwarz. Der Mann in Schwarz ist deine Pforte zu den Dreien. Die Drei sind dein Weg zum Dunklen Turm.
    Wie? Wie kann das sein? Warum muß es sein?
    ›Wir sehen nur zum Teil, solchermaßen ist der

Weitere Kostenlose Bücher