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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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meiner Erinnerung. Wahrscheinlich falscher Alarm. Ich muß daran denken, was Roland gesagt hat: Ein gutes Rätsel ist immer sinnvoll und immer lösbar. Es ist wie ein Zaubertrick.«
    »In die Irre führen.«
    Sie nickte. »Gib noch einen Schuß ab, Eddie – laß sie wissen, daß wir noch da sind.«
    »Ja. Wenn wir nur sicher sein könnten, daß sie noch da sind.«
    »Glaubst du es, Eddie?«
    Eddie hatte sich abgewandt und antwortete, ohne sich umzudrehen oder stehenzubleiben. »Ich weiß es nicht – das ist ein Rätsel, das nicht einmal Blaine lösen könnte.«
     
     

31
     
    »Könnte ich etwas zu trinken haben?« fragte Jake. Seine Stimme klang krächzend und nasal. Sein Mund und das empfindliche Gewebe in der Nase waren geschwollen. Er sah aus wie das Opfer eines gemeinen Faustkampfs, das am meisten abbekommen hat.
    »O ja«, antwortete Ticktack genüßlich. »Du könntest. Aber gewiß doch könntest du. Wir haben genug zu trinken, oder nicht, Copperhead?«
    »Ay«, sagte ein großer Mann mit Brille in einem weißen Seidenhemd und schwarzer Seidenhose. Er sah aus wie ein Universitätsprofessor in einer Karikatur im Punch der Jahrhundertwende. »Nicht zu knapp.«
    Der Ticktackmann, der wieder bequem auf seinem thronähnlichen Sessel saß, sah Jake heiter an. »Wir haben Wein, Bier, Ale und natürlich gutes frisches Wasser. Manchmal wünscht man sich nicht mehr, richtig? Kühles, klares, frisches Wasser. Wie hört sich das an, Bübchen?«
    Jakes Hals, der ebenfalls geschwollen und trocken wie Sandpapier war, kribbelte schmerzhaft. »Hört sich gut an«, flüsterte er.
    »Jetzt hat er mich auch durstig gemacht, soviel steht fest«, sagte Ticktack. Ein Lächeln verzog seine Lippen. Seine grünen Augen funkelten. »Bring mir einen Krug Wasser, Tilly – ich weiß gar nicht, wo meine Manieren geblieben sind.«
    Tilly verschwand durch die Schleuse auf der anderen Seite des Raums – sie lag direkt gegenüber von der, durch die Schlitzer und Jake eingetreten waren. Jake sah ihr nach und leckte sich die geschwollenen Lippen.
    »Nun denn«, sagte der Ticktackmann und richtete den Blick wieder auf Jake, »du sagst, diese amerikanische Stadt, aus der du kommst – dieses New York – ist ähnlich wie Lud.«
    »Nun… nicht genau…«
    »Aber du erkennst einige Maschinen«, drängte Ticktack. »Ventile und Pumpen und so. Ganz zu schweigen von Glühfeuerröhren.«
    »Ja. Wir nennen sie Neonröhren, aber es sind die gleichen.«
    Ticktack streckte die Hand nach ihm aus. Jake zuckte zusammen, aber Ticktack tätschelte ihm nur die Schulter. »Ja, ja; gut und schön.« Seine Augen funkelten. »Und du hast von Computern gehört?«
    »Sicher, aber…«
    Tilly kam mit dem Krug zurück und näherte sich dem Thron des Ticktackmannes zaghaft. Ticktack nahm den Krug und hielt ihn Jake hin. Als Jake danach greifen wollte, zog Ticktack ihn zurück und trank selbst. Als Jake sah, wie Ticktack das Wasser aus den Mundwinkeln floß und die Brust hinabtropfte, fing er an zu zittern. Er konnte es nicht verhindern.
    Der Ticktackmann sah ihn über den Krug hinweg an, als wäre ihm gerade eingefallen, daß Jake auch noch da war. Hinter ihm grinsten Schlitzer, Copperhead, Brandon und Hoots wie Schuljungen, die gerade einen lustigen dreckigen Witz gehört haben.
    »Herrje, jetzt hab’ ich nur daran gedacht, wie durstig ich bin, und dabei hab’ ich dich ganz vergessen!« rief Ticktack. »Das ist verdammt gemein, Gott verfluche meine Augen! Aber es hat eben so köstlich ausgesehen… und es ist köstlich… kalt… klar…«
    Er hielt Jake den Krug hin. Als Jake die Hände danach ausstreckte, zog er ihn wieder weg.
    »Zuerst, Bübchen, sag mir, was du von dipolaren Computern und Transitivkreisen weißt«, sagte er kalt.
    »Was…« Er sah zum Lüftungsgitter, aber die goldenen Augen waren fort. Er glaubte allmählich, daß er sie sich doch eingebildet haben mußte. Er sah den Ticktackmann an, und eines war ihm jetzt sonnenklar: Er würde kein Wasser bekommen. Er war dumm gewesen, daß er sich überhaupt Hoffnungen gemacht hatte. »Was sind dipolare Computer?«
    Das Gesicht des Ticktackmannes wurde verzerrt vor Wut; er schüttete Jake den Rest Wasser ins verquollene, blaugeprügelte Gesicht. »Nimm mich nicht auf den Arm!« kreischte er. Er zog die Seiko-Uhr vom Handgelenk und schüttelte sie vor Jake. »Als ich dich gefragt habe, ob die hier einen dipolaren Schaltkreis hat, hast du nein gesagt! Also sag mir nicht, daß du keine Ahnung hast, wovon

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