Der dunkle Turm - Gesamtausgabe
ich spreche, du hast es mir nämlich schon gesagt!«
»Aber… aber…« Jake konnte nicht weitersprechen. Sein Kopf kreiste vor Angst und Verwirrung. Er nahm weit entfernt am Rande wahr, daß er soviel Wasser wie möglich von den Lippen leckte.
»Tausende von diesen beschissenen dipolaren Computern befinden sich direkt unter der Scheißstadt, vielleicht Hunderttausende, und der einzige, der noch funktioniert, macht nichts anderes als Watch Me spielen und diese Trommeln laufen lassen! Ich will diese Computer! Ich will, daß sie für mich arbeiten!«
Der Ticktackmann schnellte auf seinem Thron nach vorne, packte Jake, schüttelte ihn hin und her und warf ihn zuletzt auf den Boden. Jake stieß gegen eine Lampe und warf sie um; die Glühbirne platzte mit einem hohlen, hustenden Plop. Tilly stieß einen kurzen Schrei aus, wich zurück und riß ängstlich die Augen auf. Copperhead und Brandon sahen einander unbehaglich an.
Ticktack beugte sich nach vorne, stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel und schrie Jake ins Gesicht: »Ich will sie UND ICH WERDE SIE BEKOMMEN!«
Schweigen senkte sich über den Raum, in dem nur das leise Zischen der Luft aus den Lüftungsgittern zu hören war. Dann verschwand die wutverzerrte Fratze des Ticktackmannes so schnell, als wäre sie überhaupt nie dagewesen. Ihr folgte wieder ein bezauberndes Lächeln. Er beugte sich weiter nach vorne und half Jake auf die Beine.
»Tut mir leid. Manchmal denke ich an die Möglichkeiten dieser Anlage, und dann geht es eben mit mir durch. Bitte nimm meine Entschuldigung an, Bübchen.« Er hob den umgestürzten Krug auf und warf ihn Tilly zu. »Mach ihn voll, unnütze Schlampe! Was ist denn los mit dir?«
Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder Jake zu und lächelte sein Quizmasterlächeln.
»Nun gut; du hast deinen Witz gemacht und ich meinen. Und jetzt sag mir alles, was du über dipolare Computer und Transitivkreise weißt. Dann bekommst du etwas zu trinken.«
Jake machte den Mund auf, um etwas zu sagen – er hatte keine Ahnung was –, als plötzlich unglaublicherweise Rolands Stimme in seinem Kopf sprach.
Lenk sie ab, Jake – und wenn es einen Knopf an der Tür gibt, versuch, in seine Nähe zu kommen.
Der Ticktackmann betrachtete ihn eingehend. »Dir ist gerade was durch den Kopf gegangen, Bübchen, oder nicht? So was weiß ich immer. Behalt das Geheimnis nicht für dich; sag es deinem alten Freund Ticky.«
Jake nahm aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Er wagte nicht, zum Lüftungsgitter zu sehen – zumal der Ticktackmann ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte –, aber er wußte, daß Oy wieder da war und durch die Lamellen sah.
Sie ablenken… und plötzlich wußte Jake genau, wie er das anstellen konnte.
»Mir ist gerade was eingefallen«, sagte er, »aber das hat nichts mit Computern zu tun. Es geht um meinen alten Freund Schlitzer. Und seinen alten Kumpel Hoots.«
»He! He!« schrie Schlitzer. »Wovon redeste, Junge?«
»Warum sagst du Ticktack nicht, wer dir das Paßwort wirklich gegeben hat, Schlitzer? Dann kann ich Ticktack sagen, wo du es versteckst.«
Der verwirrte Blick des Ticktackmannes wanderte von Jake zu Schlitzer. »Wovon redet er?«
»Nichts!« antwortete Schlitzer, konnte aber einen raschen Seitenblick zu Hoots nicht vermeiden. »Er läßt nur sein’ Wichs ab und versucht, vom Haken zu kommen, indemer mich inne Pfanne haut, Ticky. Ich hab’ dir gesagt, er ist keck! Hab’ ich nich gesagt…«
»Warum sehen Sie nicht in seinem Kopftuch nach?« fragte Jake. »Da versteckt er ein Stück Papier, auf dem das Wort steht. Ich hab’ es ihm vorlesen müssen, nicht mal das hat er selbst gekonnt.«
Diesmal bekam Ticktack keinen plötzlichen Wutausbruch; statt dessen wurde sein Gesicht langsam dunkler wie der Himmel vor einem schrecklichen Sommergewitter.
»Laß mich dein Kopftuch sehen, Schlitzer«, sagte er mit sanfter, belegter Stimme. »Laß deinen alten Kumpel einen Blick riskieren!«
»Ich sag dir, er lügt!« schrie Schlitzer, preßte die Hände auf den Schal und wich zwei Schritte zur Wand zurück. Direkt über ihm leuchteten Oys Augen mit ihren goldenen Rändern. »Man muß ihm nur ins Gesicht sehn und weiß, daß’n kecker kleiner Bengel wie er lügen am besten kann!«
Der Ticktackmann sah zu Hoots, der starr vor Angst zu sein schien. »Was ist?« fragte Ticktack mit seiner sanften, schrecklichen Stimme. »Was ist dran an der Sache, Hootermann? Ich weiß, du und Schlitzer – ihr seid schon lange
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