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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Busenfreunde, und ich weiß auch, ihr habt nicht mehr Hirn als eine Mastgans, aber sicher seid nicht einmal ihr so dumm, daß ihr das Paßwort für den inneren Saal aufschreibt, oder? Oder?«
    »Ich… ich hab’ nur gedacht…«, begann Hoots.
    »Sei still!« tobte Schlitzer. Er warf Jake einen Blick reinsten, unverhohlenen Hasses zu. »Dafür bring ich dich um, Herzblatt – wart’s nur ab!«
    »Nimm den Schal ab, Schlitzer«, sagte der Ticktackmann. »Ich will reinsehen.«
    Jake ging einen Schritt auf das Podium mit den Knöpfen zu.
    »Nein!« Schlitzers Hände schossen wieder zu dem Schal und hielten ihn fest, als könnte er von alleine fortfliegen.
    »Brandon, halt ihn fest«, sagte Ticktack.
    Brandon schnellte zu Schlitzer. Schlitzer bewegte sich nicht so schnell wie Ticktack, aber schnell genug; er bückte sich, riß ein Messer aus dem Stiefel und bohrte es in Brandons Arm.
    »Oh, du Aas!« schrie Brandon überrascht und unter Schmerzen, als Blut aus seinem Arm zu strömen begann.
    »Sieh dir an, was du getan hast!« kreischte Tilly.
    »Muß ich denn hier alles selbst machen?« brüllte Ticktack, mehr resigniert als wütend, und stand auf. Schlitzer wich vor ihm zurück und fuchtelte in geheimnisvollen Mustern mit dem blutigen Messer vor seinem Gesicht herum. Die andere Hand ließ er fest auf dem Kopf.
    »Geh weg«, keuchte er. »Ich lieb dich wie’n Bruder, Ticky, aber wennste nich weggehst, stoß ich dir das Messer in die Eingeweide – das mach ich.«
    »Du? Kaum«, sagte der Ticktackmann lachend. Er holte sein eigenes Messer aus der Scheide und hielt es geziert am Elfenbeingriff. Aller Augen waren auf die beiden gerichtet. Jake ging rasch zwei Schritte zu dem Podium mit der kleinen Ansammlung von Knöpfen und streckte die Hand nach dem aus, den der Ticktackmann seiner Meinung nach gedrückt hatte.
    Schlitzer drückte sich an der gerundeten Wand entlang, wo die Leuchtröhren sein mandrusgezeichnetes Gesicht in eine Abfolge widerlicher Farben tauchten: kotzgrün, fieberrot, eitergelb. Jetzt stand der Ticktackmann unter dem Lüftungsgitter, wo Oy alles beobachtete.
    »Leg es weg, Schlitzer«, sagte Ticktack mit vernünftiger Stimme. »Du hast den Jungen gebracht, wie ich dir befohlen habe; wenn jemand wegen dieser Sache eins verpaßt bekommt, dann Hoots, nicht du. Zeig mir nur…«
    Jake sah, wie sich Oy zum Sprung duckte, und begriff zweierlei: Was der Bumbler vorhatte und wer ihn dazu anstiftete.
    »Oy, nein!« schrie er.
    Alle drehten sich zu ihm um. In diesem Augenblick sprang Oy gegen das instabile Lüftungsgitter und riß es los. Der Ticktackmann drehte sich um, als er das Geräusch hörte, und Oy sprang ihm kratzend und beißend ins Gesicht.
     
     

32
     
    Roland hörte den Ruf trotz der Doppeltüren leise – Oy, nein! –, und seine Hoffnung verflog. Er wartete darauf, daß sich das Ventilrad drehen würde, aber es blieb reglos. Er machte die Augen zu und sendete mit aller Kraft: Die Tür, Jake! Mach die Tür auf!
    Er nahm keine Antwort wahr, und die Bilder waren fort. Seine von Anfang an schlechte Verbindung mit Jake war nun völlig abgerissen.
     
     

33
     
    Der Ticktackmann taumelte fluchend und schreiend rückwärts und griff nach dem zuckenden, beißenden, kratzenden Ding auf seinem Gesicht. Er spürte, wie Oys Krallen ihm ins linke Auge stachen, es auskratzten, und schreckliche rote Schmerzen breiteten sich in seinem Kopf aus wie eine brennende Fackel, die in einen tiefen Brunnen geworfen wurde. In diesem Augenblick gewann Wut die Oberhand über die Schmerzen. Er packte Oy, riß ihn von seinem Gesicht, hielt ihn über den Kopf und wollte ihn herumdrehen wie einen Lappen.
    »Nein!« heulte Jake. Er vergaß den Knopf, der die Tür öffnete, und ergriff das Gewehr, das über der Sessellehne hing.
    Tilly schrie. Die anderen stoben auseinander. Jake richtete das alte deutsche Maschinengewehr auf den Ticktackmann. Oy, der von den riesigen Händen verkehrt herum gehalten wurde und gebogen wurde, daß sein Rücken fast brach, zuckte wie von Sinnen und schnappte mit den Zähnen in der Luft. Er schrie vor Schmerzen – ein gräßlicher, menschenähnlicher Laut.
    »Laß ihn los, du Dreckskerl!« kreischte Jake und drückte ab.
    Er war geistesgegenwärtig genug, tief zu zielen. Das Dröhnen der Schmeisser Kaliber 40 hörte sich in dem engen Raum ohrenbetäubend an, obwohl sie nur fünf oder sechs Schuß abgab. Eine der Leuchtröhren zerplatzte mit einer Explosion kalten orangefarbenen Feuers. Ein

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