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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Spülbecken. Er ging hin und drehte den Hahn auf. Kaltes, klares Wasser strömte heraus. Über ihnen, unter ihnen und rings um sie herum heulte und plärrte die Sirene immer weiter.
    »Kannst du stehen?«
    Jake nickte. »Ich glaube schon.«
    Roland stellte den Jungen auf die Füße, war aber bereit, ihn zu fangen, sollte der Junge zu unsicher sein; doch Jake hielt sich am Becken fest und streckte den Kopf unter das fließende Wasser. Roland hob Oy hoch und betrachtete dessen Wunden. Sie gerannen bereits. Du hast großes Glück gehabt, mein pelziger Freund, dachte er, dann griff er über Jake hinweg und schöpfte eine hohle Hand voll Wasser für das Tier. Oy trank gierig.
    Als Jake vom Spülbecken zurückwich, klebte ihm das Haar am Kopf. Seine Haut war immer noch zu blaß und die Spuren der brutalen Schläge waren allzu deutlich, aber er sah besser aus als zu dem Augenblick, in dem Roland sich das erstemal über ihn gebeugt hatte. Einen schrecklichen Moment war der Revolvermann überzeugt gewesen, daß Jake tot war.
    Er wünschte sich, er könnte hinausgehen und Schlitzer noch einmal töten, und das führte ihn zu einem anderen Gedanken.
    »Was ist mit dem, den Schlitzer den Ticktackmann genannt hat? Hast du ihn gesehen, Jake?«
    »Ja. Oy hat ihn angegriffen. Ihm das Gesicht zerrissen. Dann habe ich auf ihn geschossen.«
    »Tot?«
    Jakes Lippen fingen an zu zittern. Er kniff sie fest zusammen. »Ja. In die…« Er klopfte sich hoch über der rechten Augenbraue an die Stirn. »Ich hab’… ich hab’ Glück gehabt.«
    Roland sah ihn bewundernd an, dann schüttelte er langsam den Kopf. »Das glaube ich nicht. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Komm mit.«
    »Wohin gehen wir?« Jakes Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern, und er sah ständig über Rolands Schulter zu dem Raum, in dem er fast gestorben wäre.
    Roland deutete durch die Küche. Hinter einer zweiten Schleuse ging der Korridor weiter. »Das muß fürs erste genügen.«
    »REVOLVERMANN«, dröhnte plötzlich eine Stimme von überall.
    Roland wirbelte herum, hielt Oy in einem Arm und den anderen um Jake geschlungen, aber es war niemand da.
    »Wer spricht zu mir?« rief er.
    »NENNE DEINEN NAMEN, REVOLVERMANN.«
    »Roland von Gilead, Sohn von Steven. Wer spricht zu mir?«
    »GILEAD EXISTIERT NICHT MEHR«, stellte die Stimme fest, ohne auf die Frage einzugehen.
    Roland sah auf und erblickte Muster konzentrischer Ringe an der Decke. Die Stimme kam von dort.
    »SEIT FAST DREIHUNDERT JAHREN IST KEIN REVOLVERMANN MEHR DURCH INWELT ODER MITTWELT GEWANDERT.«
    »Ich und meine Freunde sind die letzten.«
    Jake nahm Roland Oy ab. Der Bumbler leckte dem Jungen sofort das geschwollene Gesicht; seine goldenen Augen drückten Bewunderung und Glück aus.
    »Es ist Blaine«, flüsterte Jake Roland zu. »Oder nicht?«
    Roland nickte. Natürlich war er das – aber er hatte eine Ahnung, als wäre Blaine viel mehr als nur eine Einschienenbahn.
    »JUNGE! BIST DU JAKE VON NEW YORK?«
    Jake drängte sich dichter an Roland und sah zu den Lautsprechern auf. »Ja«, sagte er. »Das bin ich. Jake von New York. Äh… Sohn von Elmer.«
    »HAST DU DAS BUCH DER RÄTSEL NOCH? VON DEM MAN MIR BERICHTET HAT?«
    Jake griff über die Schulter, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck betroffener Erkenntnis an, als er nur den eigenen Rücken berührte. Als er Roland wieder ansah, hielt ihm der Revolvermann den Schulranzen hin, und obwohl das schmale, feingeschnittene Gesicht des Mannes so ausdruckslos wie eh und je war, spürte Jake den Hauch eines Lächelns um seine Mundwinkel spielen.
    »Du mußt die Gurte richten«, sagte Roland, als Jake den Ranzen nahm. »Ich habe sie länger gemacht.«
    »Aber Ringelrätselreihen …?«
    Roland nickte. »Beide Bücher sind noch da.«
    »WAS HAST DU DA, KLEINER PILGER?« erkundigte sich die Stimme im Plauderton.
    »Donnerwetter!« sagte Jake.
    Er kann uns sehen und hören, dachte Roland, und einen Moment später sah er ein kleines Glasauge in der Ecke. Er spürte, wie ihm Gänsehaut über den Rücken kroch, und erkannte am besorgten Ausdruck des Jungen und der Art, wie er Oy an sich drückte, daß er nicht allein mit seinem Unbehagen war. Die Stimme gehörte einer Maschine, einer unvorstellbar klugen Maschine, einer verspielten Maschine, aber dennoch stimmte etwas durch und durch nicht mit ihr.
    »Das Buch«, sagte Jake. »Ich habe das Rätselbuch.«
    »GUT.« Die Stimme drückte fast menschliche Zufriedenheit aus. »WIRKLICH

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