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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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des Send-Beckens alles anzeigten, leuchteten als brillante Pünktchenmatrizen in Rot und Grün auf. An der Decke flammten ganze Reihen Leuchtkugeln auf und erstrahlten wie gleißende Speichen. Und von unten, oben, überall ringsum ertönte das tiefe Summen der Generatoren und Maschinen, die aus ihrem langen Schlaf erwachten.
    Jake hatte schlimm zu zittern angefangen. Roland nahm ihn wieder in die Arme und folgte der Stahlkugel an Maschinen vorbei, deren Funktion und Zweck er nicht einmal ahnen konnte. Oy folgte ihm auf den Fersen. Die Kugel schwenkte nach links, und der Gang, in den sie jetzt kamen, verlief zwischen Fernsehmonitoren, die zu Tausenden wie Bauklötze eines Kindes aufgestapelt waren.
    Das würde meinem Dad gefallen, dachte Jake.
    Einige Abschnitte dieser unermeßlichen Videoarkade waren immer noch dunkel, aber viele Bildschirme waren eingeschaltet. Sie zeigten ober- wie unterirdisch eine Stadt im Chaos. Pubes rannten ziellos in Gruppen herum, rissen die Augen auf und bewegten stumm die Münder. Viele sprangen von hohen Gebäuden. Jake sah voll Grauen, daß sich Hunderte auf der Brücke über den Send versammelt hatten und sich in den Fluß stürzten. Andere Bildschirme zeigten riesige Säle voller Feldbetten – Schlafsäle. Einige dieser Säle standen in Flammen, aber die panikerfüllten Grauen schienen das Feuer selbst zu legen – sie zündeten aus Gott allein bekannten Gründen ihre eigenen Matratzen und Möbelstücke an.
    Ein Monitor zeigte einen hünenhaften Koloß, der Männer und Frauen in eine – wie es aussah – blutbespritzte Saftpresse warf. Das war schlimm, aber es kam noch schlimmer: Die Opfer standen in einer ordentlichen Schlange und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren. Der Henker, der einen gelben Seidenschal, dessen Zipfel wie Zöpfe an seinen Ohren baumelten, eng um den Kopf geschlungen hatte, packte eine alte Frau, hob sie hoch und wartete geduldig, bis der Stahlklotz der Presse in die Höhe gefahren war, damit er sie hineinwerfen konnte. Die alte Frau wehrte sich nicht; sie schien im Gegenteil sogar zu lächeln.
    »IN DEN ZIMMERN KOMMEN UND GEHEN DIE MENSCHEN«, sagte Blaine, »ABER ICH GLAUBE NICHT, DASS WELCHE VON MICHELANGELO SPRECHEN.« Plötzlich lachte er – ein seltsames, kicherndes Lachen, das sich anhörte, als würden Ratten über Glasscherben wuseln. Jake bekam eine Gänsehaut, als er es hörte. Er wollte überhaupt nichts mit einer Intelligenz zu tun haben, die so lachte… aber hatte er eine andere Wahl?
    Er richtete den Blick hilflos auf die Monitoren zurück… und Roland drehte ihm den Kopf auf der Stelle wieder weg. Er machte es sanft, aber bestimmt. »Das alles mußt du dir nicht ansehen, Jake«, sagte er.
    »Aber warum machen sie das?« fragte Jake. Er hatte den ganzen Tag nichts gegessen, trotzdem war ihm zum Kotzen zumute. »Warum?«
    »Weil sie Angst haben und Blaine ihre Angst schürt. Aber ich glaube, der eigentliche Grund ist, daß sie zu lange in den Friedhöfen ihrer Großväter gelebt und es satt haben. Und bevor du sie bedauerst, bedenke, wie gern sie dich mit auf die Lichtung genommen hätten, wo der Pfad endet.«
    Die Stahlkugel schoß wieder um eine Kurve und ließ die Bildschirme und elektronischen Überwachungseinrichtungen zurück. Vor ihnen war ein breites Band einer synthetischen Substanz in den Boden eingelassen. Dieses glänzte wie nasser Teer zwischen zwei schmalen Streifen Chromstahl, die in einem Punkt zusammenliefen, der sich nicht am anderen Ende des Saals befand, sondern an dessen Horizont.
    Die Kugel hüpfte ungeduldig über dem dunklen Streifen, und plötzlich setzte sich das Transportband – denn darum handelte es sich – stumm in Bewegung und glitt nun in Laufschrittgeschwindigkeit zwischen den Stahlfassungen. Die Kugel beschrieb kleine Bögen in der Luft und drängte die beiden aufzusteigen.
    Roland lief neben dem Transportband her, bis er ungefähr dessen Geschwindigkeit hatte, dann sprang er auf. Er ließ Jake herunter, dann wurden alle drei – Revolvermann, Junge und der Bumbler mit goldenen Augen – rasch über die schattige unterirdische Ebene befördert, wo uralte Maschinen zum Leben erwachten. Das Band brachte sie in ein Gebiet, das von Aktenschränken beherrscht zu sein schien – Reihe um endlose Reihe. Diese waren dunkel… aber nicht tot. Ein leises, schläfriges Summen ging von ihnen aus, und Jake konnte haarfeine Fugen hellgelben Lichts zwischen den Stahlpaneelen leuchten sehen.
    Plötzlich mußte er an

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