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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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pissen, dachte Depape beim Reiten. Einem nach dem anderen. Mr. Arthur »Ha-ha« Heath zuletzt. Ich werde genügend aufheben, dass du ertrinken würdest, wenn du nicht schon auf der Lichtung am Ende des Pfades angekommen wärst.
    Sie waren aufgefallen, durchaus, aber das reichte nicht aus – wenn er nicht mit mehr nach Hambry zurückkam, würde Jonas ihm wahrscheinlich die Nase abschießen. Und er hätte es nicht anders verdient. Sie mögen reiche Jungs sein, aber das ist längst nicht alles. Das hatte Depape selbst gesagt. Die Frage war nur, was waren sie außerdem? Und in dem Scheiße-und-Schwefel-Gestank in Ritzy hatte er es schließlich herausgefunden. Vielleicht nicht alles, aber genug, um mit seinem Pferd kehrtmachen zu können, bevor er den ganzen Weg bis ins beschissene Neu-Kanaan zurückgelegt hatte.
    Er hatte es in zwei anderen Saloons versucht und gepanschtes Bier getrunken, bevor er im Hattigan’s gelandet war. Er bestellte noch ein gepanschtes Bier und bereitete sich darauf vor, den Barkeeper in eine Unterhaltung zu verwickeln. Aber der Apfel, den er wollte, fiel vom Baum, bevor er überhaupt angefangen hatte, am Stamm zu rütteln, und zwar geradewegs in seine Hand – was will man mehr!
    Es war die Stimme eines alten Mannes (eines alten Mistkerls), der mit der schrillen, sich durch den Schädel bohrenden Eindringlichkeit sprach, die einzig und allein alten Mistkerlen vorbehalten zu sein schien. Er erzählte von den alten Zeiten, wie alle alten Mistkerle, und davon, wie sich die Welt weiterbewegt habe und wie in seiner Jugend alles viel besser gewesen sei. Dann sagte er etwas, bei dem Depape die Ohren spitzte: etwas darüber, dass es wieder wie in den alten Zeiten sein könne, denn habe er vor zwei Monaten, vielleicht sogar kürzerer Zeit, nicht drei junge Lords gesehen, und einem sogar einen Drink spendiert, auch wenn es nur Sasparillalimonade gewesen war?
    »Du könntest doch einen jungen Lord nicht von einem jungen Scheißhaufen unterscheiden«, sagte eine junge Miss, die noch etwa vier Zähne in ihrem bezaubernden jungen Kopf zu haben schien.
    Der Satz löste allgemeines Gelächter aus. Der alte Mistkerl sah sich beleidigt um. »Das könnte ich doch«, sagte er. »Ich habe mehr vergessen, als ihr je lernen werdet, das habe ich. Mindestens einer davon stammte aus dem Geschlecht des Eld, ich habe nämlich seinen Vater in seinem Gesicht gesehen… so deutlich, wie ich deine Hängetitten sehe, Jolene.« Und dann hatte der alte Mistkerl etwas gemacht, was Depape insgeheim bewunderte – er hatte die Bluse der Saloonhure vorgezogen und ihr den Rest seines Biers hineingeschüttet. Nicht einmal das brüllende Gelächter und der Beifall, der daraufhin erschallte, konnten das giftige Keifen des Mädchens völlig übertönen, noch die Schreie des alten Mannes, als sie ihn auf Kopf und Schultern schlug. Die Schreie des Letzteren waren anfangs nur welche der Entrüstung, aber als das Mädchen den Bierkrug des alten Mistkerls ergriff und ihn ihm an den Schädel schlug, wurden Schmerzensschreie daraus. Blut – mit einigen verwässerten Bierschlieren darin – lief dem alten Mistkerl am Gesicht hinab.
    »Mach, dass du rauskommst!«, kreischte sie und stieß ihn auf die Tür zu. Mehrere kräftige Tritte der anwesenden Bergarbeiter (die so schnell die Seiten gewechselt hatten, wie der Wind sich drehte) begleiteten ihn. »Und lass dich nicht mehr hier blicken! Ich kann das Gras in deinem Atem riechen, du alter Schwanzlutscher! Verschwinde und nimm deine götterverfluchten Geschichten von alten Zeiten und jungen Lords gleich mit!«
    Auf diese Weise wurde der alte Mistkerl durch den ganzen Raum befördert, vorbei an dem tutenden Trompeter, der die Zecher im Hattigan’s unterhalten sollte (der junge Ehrenmann mit dem Bowler auf dem Schädel landete ebenfalls einen Tritt auf dem staubigen Hosenboden des alten Mistkerls, ohne auch nur eine einzige Note von »Play, Ladies, Play« zu verpassen), und schließlich zur Schwingtür hinaus, wo er mit dem Gesicht voraus auf die Straße stürzte.
    Depape war ihm nachgegangen und hatte ihm aufgeholfen. Dabei nahm er einen beißenden Geruch – kein Bier – im Atem des alten Mannes wahr und sah die verräterischen graugrünen Verfärbungen an den Mundwinkeln. Gras, wahrhaftig. Der alte Mistkerl hatte vermutlich gerade damit angefangen (und zwar aus den üblichen Gründen: Teufelsgras wuchs umsonst auf den Hügeln, ganz im Gegensatz zu Bier und Whiskey, für die man in der Stadt

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