Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
bezahlen musste), aber wenn man erst mal damit angefangen hatte, kam das Ende meistens ziemlich schnell.
    »Sie haben keinen Respekt«, sagte der alte Mistkerl. »Und keine Ahnung.«
    »Aye, das haben sie nicht«, sagte Depape, der den Akzent der Küste und der Schräge noch nicht ganz hatte ablegen können.
    Der alte Mistkerl stand schwankend da, schaute zu ihm auf und wischte, wenn auch ohne großen Erfolg, das Blut weg, das ihm von der Platzwunde am Kopf über die runzeligen Wangen lief. »Sohn, hast du Geld für einen Drink? Erinnere dich an das Angesicht deines Vaters, und gib einem alten Mann das Geld für einen Drink!«
    »Ich bin nicht die Fürsorge, Alter«, sagte Depape, »aber vielleicht könntest du dir das Geld für einen Drink verdienen. Komm hier rüber, in mein Büro, dann werden wir ja sehen.«
    Er hatte den alten Mistkerl von der Straße herunter zurück auf den Gehsteig geführt, wobei er sich ein gutes Stück links der schwarzen Schwingtür hielt, über und unter der sich goldenes Licht ins Freie ergoss. Er wartete, bis eine Gruppe von Bergarbeitern vorbei war, die aus vollem Halse sangen (»Woman I love… is long and tall… she moves her body… like a cannonball…«), und dann leitete er den alten Mistkerl, den er immer noch am Ellbogen führte, in die Gasse zwischen dem Hattigan’s und dem Bestattungsunternehmen nebenan. Für manche Leute, überlegte Depape, konnte ein Besuch in Ritzy gut und gern zu einem einmaligen Einkaufserlebnis werden: Hol dir deinen Drink, hol dir deine Kugel, lass dich nebenan aufbahren.
    »Dein Büro«, gackerte der alte Mistkerl, während Depape ihn die Gasse entlang zum Bretterzaun und den Abfallhaufen am anderen Ende führte. Der Wind wehte und brannte mit dem Geruch von Schwefel und Karbolsäure aus den Minen in Depapes Nase. Rechts ertönte der Lärm trunkener Ausgelassenheit durch die Wand des Hattigan’s. »Dein Büro, das ist gut.«
    »Aye, mein Büro.«
    Der alte Mann sah ihn im Licht des Mondes an, der am Ausschnitt des Himmels über der Gasse stand. »Bist du aus Mejis? Oder Tepachi?«
    »Vielleicht aus dem einen, vielleicht aus dem andern, vielleicht aus keinem von beiden.«
    »Kenne ich dich?« Der alte Mistkerl sah ihn noch eingehender an und stellte sich dabei auf die Zehenspitzen, als würde er sich Hoffnung auf einen Kuss machen. Bäh.
    Depape stieß ihn weg. »Komm mir nicht zu nahe, Väterchen.« Aber er fühlte sich ein wenig ermutigt. Er und Jonas und Reynolds waren schon hier gewesen, und wenn sich der alte Bursche schon an sein Gesicht erinnerte, konnte es gut sein, dass er sich auch an Leute erinnerte, die erst vor kurzem hier gewesen waren.
    »Erzähl mir von den drei jungen Lords, alter Mann.« Depape trommelte mit den Fingern auf die Wand des Hattigan’s. »Die da drinnen interessiert das vielleicht nicht, aber mich schon.«
    Der alte Mistkerl sah ihn mit trübem, berechnendem Blick an. »Könnte ein Stück Metall für mich dabei rausspringen?«
    »Yar«, sagte Depape. »Wenn du mir sagst, was ich hören will, gebe ich dir Metall.«
    »Gold?«
    »Erzähl mir was, dann werden wir sehen.«
    »Nein, Sir, erst die Mücken, dann erzählen.«
    Depape packte ihn am Arm, wirbelte ihn herum und bog ein Handgelenk, das sich wie ein Bündel Stöckchen anfühlte, bis zu den knochigen Schulterblättern des alten Mistkerls. »Wenn du mich verscheißerst, Väterchen, fangen wir damit an, dass wir dir den Arm brechen.«
    »Loslassen!«, schrie der alte Mistkerl atemlos. »Lasst mich los, ich vertraue auf Eure Großzügigkeit, junger Sir, Ihr habt nämlich ein großzügiges Gesicht! Ja! Ja, wahrhaftig!«
    Depape ließ ihn los. Der alte Mistkerl sah ihn argwöhnisch an und rieb sich die Schulter. Im Mondschein sah das Blut, das auf seiner Wange trocknete, schwarz aus.
    »Zu dritt waren sie«, sagte er. »Junge Burschen von edlem Geblüt.«
    »Burschen oder Lords? Was denn nun, Väterchen?«
    Der alte Mistkerl hatte die Frage nachdenklich aufgenommen. Der Schlag auf den Kopf, die frische Luft und der umgedrehte Arm hatten ihn zumindest vorübergehend nüchtern gemacht.
    »Beides, glaube ich«, sagte er schließlich. »Einer war mit Sicherheit ein Lord, ob die da drinnen es glauben oder nicht. Ich habe nämlich seinen Vater gesehen, und sein Vater trug die Revolver. Und keine so armseligen, wie Ihr welche habt – bitte um Verzeihung, ich weiß, dass es die besten sind, die man heutzutage bekommen kann –, sondern richtige Revolver, wie man sie sehen

Weitere Kostenlose Bücher