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Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Der dunkle Turm - Gesamtausgabe

Titel: Der dunkle Turm - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Kutschenlinie abhing. Drei Jungen kauerten schweigend um einen Murmelkreis herum, der an einer Seite des klaffenden Mauls der Stallung in den Staub gemalt worden war, und rauchten Zigaretten aus Maisschoten. Sie warfen lange Schatten im Hof.
    Der Revolvermann führte sein Maultier an ihnen vorbei und sah in die schattigen Tiefen des Stalls. Eine Laterne leuchtete, und ein Schatten hüpfte hin und her, während ein schlacksiger alter Mann in Latzhose mit ausholenden, grunzenden Bewegungen seiner Gabel lockeres Thimoteusgrasheu auf den Heuschober schaufelte.
    »He!« rief der Revolvermann.
    Die Gabel hielt inne, und der Stallknecht sah sich gereizt um. »Selber he!«
    »Ich habe hier ein Maultier.«
    »Schön für Sie.«
    Der Revolvermann schnippte ein schweres, unregelmäßig geformtes Goldstück ins Halbdunkel. Es klingelte auf den alten, häckselbedeckten Balken und glitzerte.
    Der Stallknecht kam nach vorne, bückte sich, hob es auf und sah den Revolvermann blinzelnd an. Sein Blick fiel auf den Revolvergurt, und er nickte verdrossen.
    »Wie lange möchten Sie es unterstellen?«
    »Eine Nacht. Vielleicht zwei. Vielleicht länger.«
    »Ich habe kein Wechselgeld für Gold.«
    »Ich habe keines verlangt.«
    »Blutgeld«, murmelte der Stallknecht.
    »Was?«
    »Nichts.« Der Stallknecht ergriff das Halfter des Maultiers und führte es hinein.
    »Reiben Sie es ab!« rief der Revolvermann. Der alte Mann drehte sich nicht um.
    Der Revolvermann ging zu den Jungs hinaus, die um den Murmelkreis kauerten. Sie hatten die ganze Unterhaltung mit verächtlichem Interesse verfolgt.
    »Wie rollen sie denn?« fragte der Revolvermann im Plauderton.
    Keine Antwort.
    »Lebt ihr Burschen hier in der Stadt?«
    Keine Antwort.
    Einer der Jungs nahm eine windschief gedrehte Maisschote aus dem Mund, ergriff eine grüne Katzenaugenmurmel und warf sie in den Kreis im Staub. Sie prallte gegen einen Irrläufer und schubste ihn hinaus. Er hob das Katzenauge auf und bereitete sich auf den nächsten Wurf vor.
    »Gibt es in dieser Stadt ein Restaurant?« fragte der Revolvermann.
    Einer von ihnen sah auf, der jüngste. Er hatte einen gewaltigen Herpes im Mundwinkel, aber seine Augen wirkten intelligent. Er sah den Revolvermann mit verschleiertem, überquellendem Staunen an, das rührend und furchteinflößend war.
    »Bei Sheb’s bekommen Sie vielleicht einen Burger.«
    »Ist das die Honky-Tonk-Kneipe?«
    Der Junge nickte, sagte aber nichts. Die Augen seiner Spielkameraden waren häßlich und feindselig geworden.
    Der Revolvermann berührte die Hutkrempe. »Vielen Dank. Schön zu wissen, daß es in dieser Stadt jemanden gibt, der so klug ist, daß er sprechen kann.«
    Er ging an ihnen vorbei auf den Gehweg und schritt in Richtung von Sheb’s, wobei er die deutliche, verächtliche Stimme eines der anderen hörte, die kaum mehr als ein kindlicher Diskant war: »Grasfresser! Wie lange vögelst du denn schon deine Schwester, Charlie? Grasfresser!«
    Drei flackernde Petroleumlampen leuchteten vor Sheb’s, eine auf jeder Seite, und eine war über der trunken schiefhängenden Schwingtür festgenagelt. Der Refrain von Hey Jude war verklungen, das Klavier klimperte eine andere alte Ballade. Stimmen murmelten wie zerrissene Fäden. Der Revolvermann verharrte einen Augenblick draußen und sah hinein. Sägemehl auf dem Boden, Spucknäpfe neben den wackligen Tischbeinen. Bretter auf Sägeböcken die Theke. Dahinter ein schmutziger Spiegel, in dem sich der Klavierspieler spiegelte, der den unvermeidlichen Klavierhockerschlapphut auf dem Kopf trug. Die vordere Abdeckung des Klaviers war entfernt worden, so daß man die hölzernen Bolzen auf und ab hüpfen sehen konnte, wenn der Apparat gespielt wurde. Die Barkeeperin war eine Frau mit strohigem Haar in einem schmutzigen blauen Kleid. Ein Träger war mit einer Sicherheitsnadel festgesteckt. Etwa sechs Stadtbewohner, die tranken und apathisch ›Watch Me‹ spielten, saßen im rückwärtigen Teil des Raumes. Ein weiteres halbes Dutzend saß zwanglos um das Klavier herum. Vier oder fünf standen an der Theke. Ein alter Mann mit wirrem grauen Haar war an einem Tisch nahe der Tür in sich zusammengesackt. Der Revolvermann trat ein.
    Köpfe wirbelten herum und betrachteten ihn und seine Pistolen. Es folgte ein Augenblick fast völligen Schweigens, abgesehen von dem selbstvergessenen Klavierspieler, der weiterklimperte. Dann wischte die Frau die Bar ab, und alles war wieder beim alten.
    »Watch me«, sagte einer der

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