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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Luft ab. Mit zitternder Hand nahm er den Hörer entgegen, mehr als ein ersticktes »Ja?« brachte er nicht heraus.
    »Mister Secada?« fragte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung.
    »Ja, Darren Secada hier. Geht es um -?«
    Natürlich wußte er, worum es ging. Es gab nur eine Person, die ihn mit dem Saint Gabriel's Hospital verband.
    »Ja, Mister Secada. Ihre Mutter, sie -«
    »Ist sie -?« stieß er hervor. Das letzte Wort wollte ihm nicht von den Lippen. Es schien sich in seinem Hals zu einem stacheligen Etwas zu ballen.
    »Nein, Mister Secada, aber Ihre Mutter hat mich gebeten, Sie anzurufen. Sie möchte Sie . noch einmal sehen.«
    Darren ließ den Hörer einfach fallen. Wortlos stürmte er aus dem Raum, durch die Flure und aus dem Institut. Vom Straßenrand winkte er nach dem ersten Taxi, das vorbeifuhr - und ihn stehenließ.
    Da erst bemerkte Darren, daß seine Hände blutverschmiert waren.
    Achtlos wischte er sie an seiner Hose ab.
    Ein bitteres Lächeln huschte über seine Lippen. Seine Mutter würde ihn umbringen dafür - und er wünschte, sie hätte es noch gekonnt .
    * 
    Der wogende Busen der Stationsschwester stoppte Darren Secadas Sturmlauf.
    »Mister Secada?«
    »Ja, ja, der bin ich«, stieß Darren schweratmend hervor. Er fühlte sich, als wäre er durch die halbe Stadt gerannt und nicht mit einem Taxi hergekommen, dessen Fahrer er seine gesamte Barschaft in die Hand gedrückt hatte mit der Bitte, die Augen zuzumachen, wenn sie an eine rote Ampel kamen. Im Saint Gabriel's Hospital angekommen, hatten sich die Aufzüge gegen Darren verschworen und nicht im Foyer angehalten, so daß er die Stufen in die fünfte Etage zu Fuß hoch mußte - und er war nie im Leben schneller Treppen hinaufgelaufen.
    Die Schwester maß ihn mit so sorgenvollem Blick, als wolle sie ihn unter das nächste Sauerstoffzelt stecken.
    »Ich muß ...«, keuchte Darren.
    Die Frau unterbrach ihn und nickte. »Ich weiß. Wir haben mitein-ander telefoniert.«
    »Oh, gut«, sprudelte Darren hervor. »Dann wissen Sie ja Bescheid. Meine Mutter - ist sie noch ...?«
    »Zimmer 523.« Die Schwester wies den Korridor hinab.
    »Ich weiß, danke«, sagte Darren. Natürlich kannte er die Zimmernummer. Schließlich kam er seit genau sechs Wochen täglich mindestens einmal hierher, um seine Mutter aufzusuchen. Und heute -zum letzten Mal?
    Darren schluckte, aber der bittere und schmerzende Kloß wich nicht aus seinem Hals.
    Seine hastigen Schritte hallten von den kahlen Wänden wider. Das Saint Gabriel's war nicht die allererste Adresse unter den Krankenhäusern in Sydney; aber zumindest das beste, das die Secadas sich leisten konnten.
    Im Zimmer seiner Mutter waren die Vorhänge zugezogen. Das Sonnenlicht wurde zur Farbe schmutzigen Goldes gefiltert, und alles in dem schlichten Raum wirkte wie von Patina überzogen -Bridget Secada eingeschlossen.
    Darren hatte den Eindruck, seine Mutter hätte sich seit seinem gestrigen Besuch nicht bewegt. Noch immer lag sie auf dem Rücken, ihr Körper vom Krebs so ausgezehrt, daß er sich unter der dünnen Bettdecke kaum noch abzeichnete.
    Wäre der grüne Punkt nicht träge, aber gleichmäßig über den Bildschirm der Vitalüberwachung gewandert, hätte Darren angenommen, er sei zu spät gekommen.
    Sacht drückte er die Tür hinter sich zu. Bridget Secada wurde dennoch auf ihren Sohn aufmerksam. Ohne die Augen zu öffnen, flüsterte sie seinen Namen. Wie ein jenseitiger Hauch wehte er durch das Zimmer und ließ Darren frösteln.
    Er trat an das Bett, in dem seine Mutter so winzig, so schrecklich verloren aussah, und ließ sich daneben auf die Knie nieder. Seine Hände faßten behutsam nach ihrer rechten. Warm und seidig war ihre Haut, wie die eines kleinen Kindes. Und die Hand und die Finger selbst schmal und schön wie ehedem, als habe die Krankheit die Hände seiner Mutter verschont.
    Melodien lösten sich aus Darrens Erinnerung und schwebten durch seinen Kopf.
    Er sah sich selbst als kleinen Jungen in seinem Bett liegen, das Licht schon gelöscht, und verträumt der Musik lauschen, die durch den Türspalt zu ihm drang. Manchmal war Darren an solchen Abenden aufgestanden, hatte sich heimlich bis zur Tür des Wohnzimmers geschlichen und seiner Mutter beim Klavierspiel zugesehen, wie sie ganz und gar aufgegangen war in dieser herrlichen Musik.
    Für Darren würde dieser Anblick der Inbegriff aller Schönheit bleiben, für immer. So würde seine Mutter für ihn weiterleben; dieses Bild von ihr trug er in

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