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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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Stadt gibt es echt kranke Leute!!
    Nachdem ich mich gesättigt hatte, schaute ich mich etwas in der Geisterbahn um. Überall Skelette und Totenköpfe mit Glühbirnenaugen. Gut, daß ich Hersophiles im Sarg gelassen hatte, er wäre sicher ausgerastet beim Anblick all der grinsenden Schädel.
    Als ich in die Nähe des Kassenhäuschens kam, hörte ich eine nicht ganz zufriedene Kundin und ein weinendes Kind.
    »Der Kerl hat uns angesprungen! Verkleidet wie ein Vampir! Wenn Sie das komisch finden, ich nicht! Sehen Sie sich meinen Jungen an! Der Ärmste ist ganz verstört!«
    »Sehen Sie das Schild?« fragte eine völlig desinteressierte Stimme und zitierte ebenso monoton: »»Benutzung der Attraktion auf eigene Gefahr. Für Schäden jeglicher Art wird keine Haftung übernommen^ Außerdem haben Sie Tickets gekauft, damit Sie sich in der Bahn gruseln, also versteh' ich nicht, was Sie wollen.«
    Die Welle an Beleidigungen und Flüchen ersparte ich mir dann, obwohl einige dabei waren, die ich nicht mal in den Straßen von New York gelernt hatte.
    Ich verließ die Geisterbahn, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Die Nacht war noch jung; es war höchstens zwei oder drei Uhr, doch die meisten Attraktionen hatten bereits geschlossen. Als ich am Riesenrad vorbeischritt, sah ich, wie einer der Schausteller mit einer Taschenlampe die Routinekontrollen begann, während ein anderer das Kassenhäuschen absperrte. Auch die Achterbahn war bereits geschlossen, nur die Bierbuden hatten noch einen regen Ansturm an Kundschaft zu bewältigen.
    Nachdem ich das Riesenrad und die Kühlung der Bierfässer sabotiert und die Popcornmaschine auf Höchstleistung gestellt hatte, verspürte ich schon wieder leichten Appetit. Die ganzen Opfer, die mir heute per Zimmerservice geliefert worden waren, hatten mir die Lust genommen, noch einmal richtig zu jagen, und so begab ich mich in den nahegelegenen Park, in der Hoffnung auf leichte Beute.
    Schließlich fand ich dieselbe schlummernd auf einer Bank. Ich setzte mich leise daneben, denn ich wollte den Schlaf dieses 200 Pfund schweren, laut schnarchenden Dornröschens nicht stören. Auch als ich meine Zähne in seinen ungewaschenen Hals schlug, rührte er sich nicht. Ich dachte mir nichts dabei, denn der nahe Mor-gen machte mich schon etwas träge. Erst nach mehreren kräftigen Schlucken reifte in mir die schreckliche Erkenntnis über den Grund seiner Reaktionslosigkeit: Mein Nachtisch war stinkbesoffen! - Und leider haben Vampire immer noch keine Immunität gegen die Auswirkungen von Alkohol entwickelt.
    Als ich mich von seinem Hals losriß, war es bereits zu spät. Ich spürte, wie der billige Fusel zu wirken begann. Mein Blickfeld trübte sich, als ich aufzustehen versuchte. Ich war nicht mehr Herr über meine Gliedmaßen und fiel der Länge nach hin. Diese Auswirkungen kannte ich noch zu gut aus meinem Leben als Sterblicher.
    Erinnerungen! - Wild kämpfte ich gegen den Drang an, »Memo-ries« zu singen. Ich rappelte mich wieder auf und versuchte mich zu orientieren. Als das nicht klappte, schwankte ich einfach drauflos.
    Ich war so sehr mit der Koordination meiner diversen Körperteile beschäftigt, daß ich zunächst gar nicht merkte, wie es am Firmament immer heller wurde. Als der Reiz meines Sehnervs schließlich die zugehörige Gehirnwindung gefunden hatte und diese sich bequemte, sämtliche Alarmglocken auf einmal schrillen zu lassen, war bereits höchste Eile geboten.
    Ich mußte zurück in meine Irrenanstalt, in meinen Sarg oder irgendwohin, wo die Strahlen der Sonne mich nicht erreichen konnten.
    Gerade wollte ich loshetzen, da fiel mir Hersophiles ein. Ich hatte ihn gar nicht mehr dabei! Irgendwo liegengelassen! Natürlich, die Geisterbahn! Hersophiles lag noch immer in dem Plastiksarg in der Geisterbahn!
    Wieder quollen ein paar Sonnenstrahlen über den Horizont.
    Was tun? Ich konnte Hersophiles unmöglich einen ganzen Tag lang allein lassen. Das würde er mir nie verzeihen!
    Nach Hause - mein Sarg, Geisterbahn - Plastiksarg, nach Hause -Geisterbahn, mein Sarg - Plastiksarg ... Es schien Minuten zu dauern, bis über meinem Kopf die sprichwörtliche Glühbirne aufleuch-tete! Ich hechtete zur Geisterbahn zurück.
    Nachdem ich Hersophiles in den Arm genommen und mich bei ihm entschuldigt hatte, das ich ihn so einfach vergessen konnte, überprüfte ich den Plastiksarg auf seine Lichtdurchlässigkeit. Es war perfekt. Die ganze Bahn war so mit Folien überdeckt, daß im Innenraum immer

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