Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
lehnte sich seufzend zurück. »Ich bin nicht mehr die naive junge Frau, die sich damals von dir hat verführen lassen. Ich habe begriffen, wer du wirklich bist.«
    »Und wer bin ich?«
    »Du kennst die Geschichte deines Fachs, die Theorien und die Leute, die sie entwickelt haben. Du hast im Bereich Kulturanthropologie alles gelesen, und du kennst dich verdammt gut in Archäologie aus. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so mitreißende Vorträge hält. Aber tief in deinem Inneren ...«
    Seine Lippen zuckten. »Nichts aber. Sprich weiter! Es wurde gerade spannend.«
    »Mark, du hast mir immer einen Teil deiner Arbeit vorenthalten. Das ist der springende Punkt.«
    »Der springende Punkt«, wiederholte er flüsternd.
    Anika warf den Kopf zurück und schaute ihn fragend an.
    Mark dachte kurz nach und sah dann wieder auf die Uhr. »Egal, was du von mir hältst, du würdest das Modell doch gerne weiterentwickeln, oder?«
    »Natürlich.« Anika kniff die Augen zusammen. »Solange das nicht bedeutet ...«
    »Hier ist der Deal. Wenn es klappt, bekommst du eine Stelle hier, ein hübsches Gehalt, Extra-Boni und die Gelegenheit, unbegrenzt an einem Aspekt des Modells zu arbeiten, der dir gefällt. Und die ganzen Einführungsveranstaltungen, mit denen wissenschaftliche Mitarbeiter sich im ersten Jahr ihrer Anstellung herumschlagen müssen? Du musst nicht einmal Seminare geben, wenn du nicht möchtest.«
    »Und als Gegenleistung?«
    »Du brauchst nur Datenmaterial zu sammeln.« Er zögerte. »Ach so, ja, es könnte auch ein paar Einschränkungen geben in Bezug auf das, was du veröffentlichen darfst, und ... hm ...«
    »Verzeihung?«, fragte Anika in spitzem Ton.
    Mark rutschte verlegen auf dem Stuhl hin und her. »Anika, es könnte sein, dass ein Teil der Forschungsergebnisse zuerst einer Sicherheitsprüfung unterzogen wird.«
    »Was zum Teufel redest du da?«
    Er beugte sich vor und spreizte die Hände. »Du kannst das Modell weiterentwickeln, neue Daten hinzufügen und von deiner Forschungsarbeit alles, was du willst, unter deinem Namen veröffentlichen. Wenn es um prähistorische Daten geht, kannst du auch einen kritischen Artikel schreiben. Es ist mir egal. Aber alles, was du für mich machst ... Da sieht es anders aus.«
    »Bist du verrückt? Du weißt, wie wichtig das Modell ist! Ich kann den Niedergang und Zusammenbruch jeder prähistorischen Zivilisation beschreiben, die jemals existiert hat. Zum ersten Mal können Archäologen nachvollziehen und begreifen, warum Zivilisationen untergehen.«
    Mark stand auf. Offensichtlich fühlte er sich nicht wohl in seiner Haut. »Ich habe einen Termin. Wir sprechen später weiter darüber.« Er öffnete die Tür. »Und bitte tu mir einen Gefallen. Sprich mit niemandem darüber, bis wir unser Gespräch fortgesetzt haben und du Zeit hattest, darüber nachzudenken!«
    Mit diesen Worten ging er davon.

2. KAPITEL
     
    WASHINGTON D. C. HATTE Dr. Maureen Cole immer in Staunen versetzt. Der polierte Fußboden im berühmten Foyer des Mayflower Hotels reflektierte das Licht. Maureen betrachtete die glänzenden Bodenfliesen, ehe sie den Blick zu den geschmackvoll dekorierten Wänden, den Holzverzierungen und Kunstwerken hob. Alles strahlte Eleganz aus, sogar die uniformierten Portiers waren elegant.
    Und mitten in diesem feinen Ambiente stand Dusty Stewart. Er wirkte hier so fehl am Platz wie ein Kojote in einem Streichelzoo. Mit dem verschmutzten Westernhut aus Stroh und den abgelaufenen Cowboystiefeln bildete er einen starken Kontrast zu Maureen, die ein tadellos sitzendes Seidenkostüm von Marc Jacobs trug. Der ausgefranste Saum von Dustys zu langer Jeans schleifte über den glänzenden Marmorboden. Dazu trug er ein knallgelbes T-Shirt, auf dem in großen schwarzen Lettern der Aufdruck prangte: CHACOKRIEGER FRESSEN IHRE NACHBARN. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille mit verspiegelten Gläsern versteckt, doch als Zugeständnis an den Ort und die Tageszeit hatte er zumindest seinen blonden Bart gekämmt.
    Dusty trat von einem Bein aufs andere, worauf sich die aufgeplatzte Naht an der Sohle des Stiefels wölbte. Maureen zuckte zusammen, als Sand auf den blitzsauberen Marmorboden rieselte.
    Du kannst den Archäologen aus der Wüste bringen , dachte sie, aber die Wüste begleitet ihn immer .
    In diesem Augenblick öffnete der Portier die glitzernde Glastür, um einer Gruppe französischer Touristen Einlass zu gewähren. Sie trugen europäische Freizeitkleidung und verstummten, als sie

Weitere Kostenlose Bücher