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Der Effekt - Roman

Der Effekt - Roman

Titel: Der Effekt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Caitlin wusste, schon zweiundzwanzig. Sie wusste eine ganze Menge über Monique. Die anderen stimmten genauso begeistert zu. »Diese Faschisten von der Front National, die Schläger von Le Pen, die haben den Bus angehalten und uns rausgetrieben, uns getreten und geschlagen. Du hast dich gegen sie gestellt, Cathy. Du hast gegen sie gekämpft, bis die Gewerkschafter eintrafen, um uns zu helfen.«
    »Gewerkschafter?«

    »Arbeiter«, erklärte Maggie. »Genossen von den Docks in Calais. Wir werden sie in Berlin wieder treffen. Für den nächsten Einsatz, wenn du so weit bist. Wir müssen Bush weiterhin auf die Pelle rücken und alle Menschen auf die Straße holen.«
    Caitlin versuchte, sich an den Zwischenfall zu erinnern, aber es war, als würde sie in eine Nebelwand hineinfassen. Offenbar hatte sie bei der Auseinandersetzung ganz schön was abbekommen.
    »Ich verstehe«, sagte sie, obwohl sie nichts verstand. »Ich hab diese Mistkerle also verprügelt?«
    Monique lächelte zum ersten Mal.
    »Du bist richtig hart. Du hast uns vom Surfen erzählt, und wie du immer kämpfen musstest, damit du in der Brandung einen guten Platz ergattern konntest. Richtig kämpfen. Einmal hast du einen Mann von seinem Surfbrett geworfen, weil er sich … dazwischengedrängt hatte.«
    Caitlin hatte das Gefühl, als würde ein riesiges Zahnrad in ihrem Kopf endlich wieder richtig einrasten. Das war ihre verdeckte Existenz. Für diese Frauen war sie Cathy Mercure, eine halbprofessionelle Surferin, auf Platz 46 der Weltrangliste. Teilzeit-Organisatorin der »Meeresschützer«, einer militanten Umweltschutzgruppe, die bekannt war für ihre rücksichtslosen und gelegentlich gewalttätigen Aktionen gegen Öko-Sünder, wie Wasserverschmutzer, Thunfischfänger und japanische Walfangboote. All diese Verbrecher wurden von den Meeresschützern fernsehwirksam angegriffen. Aber Caitlins Zugehörigkeit zu dieser Gruppe war nur Teil ihrer verdeckten Tätigkeit. Ihre Tarnung.
    Sie trank noch einen Schluck Wasser und schloss kurz die Augen.
    Ihr richtiger Name war Caitlin Monroe. Sie war eine hochrangige Agentin von »Echelon«, einer geheimen Organisation, die von etlichen Geheimdiensten mit finanziellen Mitteln ausgestattet wurde, ohne dass man eine direkte
Verbindung herstellen konnte. Die Hälfte des Geldes kam von amerikanischen Institutionen. Sie war Auftragskillerin, und diese Frauen hier waren …? Einen Moment lang fiel ihr gar nichts dazu ein. Dann erinnerte sie sich wieder. Klar und deutlich. Diese Frauen waren nicht die, die sie umbringen sollte, aber sie sollten sie zu ihrem Ziel bringen.
    Al-Banna.
    Caitlin fluchte leise vor sich hin. Sie hatte keine Ahnung, was heute für ein Tag war. Keine Ahnung, wie lange sie bewusstlos gelegen hatte, und was in dieser Zeit passiert war.
    »Alles in Ordnung?«
    Diese Französin, Monique, sie war der Grund, warum sie hier war, zusammen mit diesen beiden Tanten.
    »Alles klar«, sagte Caitlin. »Könnten wir vielleicht …?« Sie deutete auf den Fernsehapparat, der oben an der Wand befestigt war. »Ich hab das Gefühl, ich könnte was verpasst haben. Wie ist der Friedensmarsch denn ausgegangen?«
    »Großartig!«, sagte die Rothaarige. Tante Celia.
    Sie kam aus London und hatte einen ziemlich scharfen Akzent. »Es waren Hunderttausende«, sagte sie. »Chirac hat eine Grußbotschaft geschickt. In Berlin wird es auch richtig groß werden.«
    »Wirklich?« Caitlin heuchelte Begeisterung. »Super. Wurde denn in den Nachrichten drüber berichtet? Und über den Krieg?«, fragte sie und schaute zum Fernseher.
    »Oh, entschuldige«, murmelte Monique und zog eine weitere Fernbedienung unter Caitlins Decke hervor. Oder Cathys Decke, wie sie natürlich denken würde.
    Ein Knopfdruck, und der Bildschirm flammte auf.
    »CNN?«, fragte Caitlin.
    Monique zappte durch die Kanäle, konnte den Nachrichtenkanal aber nicht finden. Auf Kanal 13, wo der Sender sich normalerweise befand, war kein Bild zu sehen
und nur weißes Rauschen zu hören. Auch beim US-Sender MSNBC war nichts zu sehen, nur ein leeres Studio, aber alle französischen Sender waren vorhanden, ebenso BBC World.
    »Können wir uns BBC anschauen?«, bat Celia. »Mein Französisch ist nicht so gut, wie ihr wisst.«
    Caitlin wollte einfach nur ein paar Minuten haben, um für sich herauszufinden, wie sie wieder in ihren Alltag zurückfand. Ihre Verletzungen waren offenbar ziemlich schwer und hatten sie wahrscheinlich um drei Tage zurückgeworfen. Auch wenn ihre

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