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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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tatsächlich besaß. Einen Moment lang stutzte Linden angesichts der Fremdartigkeit seiner Gangart. Die Knie waren nach hinten geknickt, ähnlich wie bei einem Vogel, und die Füße glichen breiten Pfoten, gewährleisteten die Fähigkeit, Sand mit beträchtlicher Schnelligkeit und sicherer Stärke zu überqueren. Gleich darauf hatte die Sandgorgone Hergrom und Ceer fast erreicht, und Linden konnte weitere Einzelheiten ihrer Erscheinung unterscheiden. Sie besaß Arme, aber keine Hände. Die Unterarme endeten in glatten, beweglichen Stümpfen, die aussahen wie Rammböcke, aber anscheinend auch zum Greifen taugten; die Arme wirkten allerdings, als wären sie zum Umgang mit Sand, nicht aber zum Anrennen gegen Mauern geschaffen. Und die Sandgorgone hatte kein Gesicht. Der Kopf wies keine Gesichtszüge auf, lediglich schwache Umrisse des Schädels unter der Haut sowie an den Seiten verdeckte Schlitze, die an Kiemen erinnerten. Das Wesen erweckte den Eindruck, so tobsüchtig und unumschränkt zu sein wie eine Naturgewalt. Linden spürte keine Atmung mehr, während sie es beobachtete. Ihr Herz hätte genausogut zu schlagen aufgehört haben können. Nicht einmal Covenant mit all seiner wilden Magie hätte gegen so ein wildes Vieh eine gute Chance gehabt.
    Hergrom und Ceer lösten sich gleichzeitig aus dem Schatten des Sandwalls, entfernten sich voneinander, so daß die Sandgorgone sie nicht beide angreifen konnte. Das Geschöpf änderte ein wenig seine Richtung. In einem Heransausen von weißer Haut und tierischer Wut stürzte es sich geradewegs auf Hergrom. Im letzten Augenblick sprang der Haruchai beiseite. Zum Anhalten außerstande, krachte die Sandgorgone mit dem Kopf voran gegen den Wall. Linden verspürte einen Anprall, als wäre die gesamte Sandbastei ein Stück weit weggerückt worden. Risse breiteten sich im Stein aus; Brocken fielen aus der Mauer und hinab in den Sand. Gemeinsam hechteten Hergrom und Ceer der Sandgorgone in den Rücken. Mit aller Kraft und Geschicklichkeit hieben sie auf ihren Hals ein. Doch sie nahm die Schläge hin, als wären sie bloß Hände voll Sand. Sie vollzog eine scharfe Kehrtwendung und drosch mit den Armen nach den beiden Haruchai . Ceer duckte sich und entging dem Hieb. Der andere Arm jedoch traf Hergrom auf der Brust und schleuderte ihn rückwärts wie eine Puppe. Weder die Haruchai noch die Sandgorgone gaben einen Laut von sich. Nur die Geräusche der Schläge und der Bewegungen durch den Sand begleiteten die Auseinandersetzung. Ceer attackierte und versetzte dem Wesen einen dermaßen wuchtigen Schwinger ans Kinn, daß die Sandgorgone um einen Schritt zurückwankte. Unverzüglich drängte er nach und deckte sie mit einem Hagel von Hieben ein. Aber sie hatten keine nachhaltige Wirkung. Die Bestie fand ihr Gleichgewicht wieder. Sie spannte die nach hinten gebeugten Beine, setzte zu einem Sprung an. Ceer begegnete dieser Bedrohung durch einen zeitlich haargenau abgestimmten Schlag gegen die Kehle des Wesens. Nochmals schwankte die Sandgorgone. Diesmal jedoch fuhr einer ihrer Arme auf die Schulter des Haruchai nieder. Lindens Sinne erfaßten wie in Entgeisterung das Brechen von Knochen. Ceer kam beinahe zu Fall. Zu schnell, um dagegen etwas unternehmen zu können, hob die Sandgorgone einen ihrer Stempelfüße und trat gegen Ceers Bein. Hilflos maß er mit ausgebreiteten Gliedmaßen den Staub, Splitter ragten aus den Verletzungen seines Oberschenkels und Knies. Rings um ihn tränkte Blut den Sand.
    An der Brüstung machte Seeträumer Anstalten zum Hinabspringen, als könne er den Sprung überleben. Blankehans und die Erste hielten ihn gewaltsam zurück. Das Gekicher des Gaddhi klang nach dem boshaften Vergnügen eines Dämons. Cails Finger umklammerten Lindens Oberarm, als wolle er sie umgehend zur Verantwortung ziehen.
    Als Ceer stürzte, nahm Hergrom den Kampf von neuem auf. Indem er unter Aufbietung aller Kraft einen schwungvollen Anlauf durch den nachgiebigen Sandboden nahm, vollführte er einen Luftsprung und versetzte der Kreatur einen fürchterlichen Tritt gegen den Kopf. Das Biest wich auch diesmal einen Schritt weit zurück, ehe es den Tritt verkraftet hatte, dann drehte es sich, versuchte Hergrom mit den Armen zu umschlingen. Er entzog sich dem Zugriff. Flink wie ein Derwisch, gelangte er hinter die Sandgorgone und sprang ihr ins Genick. Augenblicklich schlang er die Beine um ihren Oberkörper, klammerte beide Arme um ihren Hals. Er spannte jeden Muskel an und drückte seinen

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