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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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weisen?«
    Die Edle zögerte nicht im geringsten. »Ja. Hier steht für mich kein Leben mehr zu erwarten.« Die Erste wollte sich erneut zur Treppe wenden; doch die mißhandelte Frau hielt sie zurück. »Dort gelangt man ins Erste Rund. Aus selbigem führt kein Weg außer dem durch die Tore nach draußen – und ihr müßtet auf den Widerstand der ganzen Sandbastei treffen. Ich werde euch einen anderen Weg zeigen.«
    Covenant war dafür. Aber er hatte noch andere Pläne. Mit jedem Herzschlag flackerte Energie aus seiner Gestalt. »Beschreibe ihn mir!«
    »Die Sandgorgone hat eine große Bresche in die Sandbastei gebrochen«, antwortete die Edle. »Indem wir den Fußstapfen des Ungeheuers folgen, werden wir innerhalb der Grenzen des Sandwalls ins Freie gelangen. Von dort aus führt der sicherste Pfad zum Hafen über den Sandwall selbst. Es wird auf dem Sandwall Wachen haben, doch es mag sein, des Wesirs Gedanken gelten anderen Dingen ... den Toren.«
    »Und auf dem Wall wird man uns weit weniger leicht bedrängen können«, sagte die Erste grimmig, »als innerhalb der Tore oder in den Straßen von Bhrathairain. Dein Vorschlag ist tauglich. Laßt uns gehen.«
    »Na schön«, sagte Covenant augenblicklich. »Ich stoße auf dem Sandwall zu euch. Irgendwo. Falls nicht, wartet bei den Spitzen auf mich.«
    Die Erste drehte sich um, widmete ihm einen eindringlichen Blick. »Wohin willst du?«
    Covenant strotzte von Gift und Macht. »Es wird uns nichts nutzen, die Wächter niederzukämpfen. Die eigentliche Gefahr ist Kasreyn. Wahrscheinlich kann er das Schiff versenken, ohne einen Fuß aus der Wesirswacht zu setzen.« Erinnerungsbilder wallten in ihm auf – Erinnerungen an damals, als er nach der Verteidigung des Steinhausens Mithil vor Schaumfolger, Triock und Lena gestanden und Versprechungen gemacht hatte. Sie waren von ihm gehalten worden. »Ich werde ihm seinen verdammten Turm um die Ohren zusammenfallen lassen.«
    Zu der Zeit hatte er wenig oder nichts von der wilden Magie verstanden. Seine Versprechungen hatte er abgelegt, weil er keine andere Abhilfe für seine Gemütsbewegungen wußte. Doch nun herrschte in Linden Schweigen, um seinetwillen war sie inwendig leer und blind; und er glühte rundum von weißem Feuer. Als die Erste ihm zunickte, entfernte er sich von der Gruppe der Gefährten, lief zur Treppe. Brinn blieb an seiner Seite. Covenant widmete dem Haruchai einen kurzen Blick. Sie waren nur zwei gegen die gesamte Sandbastei. Aber das genügte. Einmal hatten er und Brinn es mit ganz Schwelgenstein aufgenommen und die Oberhand gewannen. Doch als Covenant die Treppe hinaufzuhasten begann, erregte ein Wehen von cremigem Weiß seine Aufmerksamkeit, und er merkte, daß Findail ihnen nachrannte. Covenant zögerte mitten auf den Stufen. Der Elohim bewegte sich mit ähnlicher Leichtigkeit fort wie Hohl. »Tu's nicht, ich beschwöre dich!« sagte Findail mit aufdringlichem Nachdruck. »Bist du gleichermaßen taub wie irrsinnig?«
    Im ersten Moment verspürte Covenant nicht wenig Lust, es dem Elohim zu zeigen. Die Hände juckten ihm von Energie; Flammen züngelten an seinen Armen auf und ab. Aber er nahm sich zusammen. Möglicherweise ergab sich demnächst eine bessere Gelegenheit, um an die Antworten zu gelangen, die er haben wollte. Er ließ den Elohim stehen und erklomm die Treppe mit der Schnelligkeit des Feuers in seinen Beinen.
    Die Treppe war lang, und als sie sie überwunden hatten, gerieten sie in das Labyrinth der Flure und Gänge an der Rückseite des Ersten Runds. Alle Räumlichkeiten wirkten verlassen. Anscheinend hatte man sämtliche Streitkräfte der Sandbastei bereits woanders hinkommandiert. Covenant wußte nicht, wohin er sich wenden sollte. Aber Brinn kannte sich aus. Er übernahm die Führung; und Covenant folgte ihm im Laufschritt.
    Das Rumpeln gelockerten Steins war mittlerweile verstummt. Die Steine bebten nicht länger. Aus der Ferne jedoch ertönte das Heulen von Alarmsirenen, ein wüstes, gedehntes Jaulen, das klang, als käme es aus den aufgerissenen Mäulern von Scheusalen. Sie heulten, als riefen sie ganz Bhrathairealm zum Krieg. In die Erkenntnis verbissen, daß keine Flucht aus der Sandbastei oder dem Hafen von Bhrathairain Hoffnung auf Erfolg haben konnte, solange Kasreyn von dem Wirbel lebte, beschleunigte Covenant sein Tempo. Rascher als erwartet, ließ er das Gewirr der rückwärtigen Räume hinter sich und eilte wie ein Fließen von Silber in den riesigen Vorsaal des Ersten Runds, auf

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