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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Rippenstümpfen durchstochenen Lungen. Vielleicht konnte er gerettet werden.
    Nein. Die Verletzungen waren zu arg. Er benötigte all das, was nur eine moderne Klinik hätte bieten können – Transfusionen, chirurgische Eingriffe, Streckverbände. Linden dagegen verfügte über nichts als ihre zu Heilzwecken ausnutzbare Sinneswahrnehmung.
    Hinter ihr verstummte das Jaulen der Trosse, als die Riesen sie wieder in den Griff bekamen. Sofort versuchten sie, die verlorene Länge zurückzugewinnen. Die Sternfahrers Schatz stob vorwärts.
    Aber noch schlug das Herz des Riesen. Er atmete. Er hatte eine Chance. Ein Versuch war die Mühe wert. Ohne Zögern kniete sich Linden neben ihn, verscheuchte alles andere aus ihrem Bewußtsein. Sie drang mit ihren Sinnen in den Riesen ein, machte sich daran, sein im Schwinden begriffenes Leben zu bewahren. Sie stärkte seinen Pulsschlag mit ihrem, widmete sich dann den schlimmsten seiner inneren Verletzungen. Sein Schmerz durchströmte Linden, doch sie wehrte sich dagegen, von ihm überwältigt zu werden. Seine Hilfsbedürftigkeit überwog jeden Schmerz. Außerdem ermöglichte er es ihr, seine Verletzungen zu untersuchen, als lägen sie offen vor ihr. Als erstes befaßte sie sich mit den Lungen. Gebrochene Rippen hatten sie an mehreren Stellen durchbohrt. Nachdrücklich schloß sie das Gewebe um die Knochen, damit die Lungen sich nicht mit Blut füllten. Anschließend beschäftigte sie sich mit den anderen Körperschäden. Die Eingeweide des Riesen waren perforiert worden, aber darin bestand nicht die ernsteste Gefahr. Andere Organe bluteten stark. Linden verlagerte ihre Tätigkeit auf sie, bemühte sich um ...
    »Auserwählte.« Cails Stimme schreckte sie aus ihrer Konzentration. »Brinn ruft dich. Der Ur-Lord hat sich zu regen begonnen.« Die Worte schlugen Linden mit eisigem Entsetzen. Unwillkürlich zuckte ihre Wahrnehmung in die Richtung des Achterdecks. Cail hatte recht. Covenants energetischer Kokon hatte zu flackern angefangen, pulsierte einem Desaster entgegen. Im Innern wand sich Covenant, als läge er im Todeskampf. Aber der Riese ...! Das Leben wich aus ihm. Linden konnte es entweichen fühlen, als bilde es um ihre Knie eine regelrechte Lache. Wie die Wunde in ihrem Alptraum. Nein!
    In ihrem Flackern ballte sich Covenants magische Kraft zu einem abermaligen Ausbruch zusammen. Die entscheidende Bedeutung dieser Akkumulation ließ sich am Übermaß an Not in seiner Aura unmißverständlich erkennen. Covenant bereitete sich darauf vor, sein weißes Feuer freizusetzen, es völlig nach außen zu leiten. Damit wäre die letzte Barriere zwischen ihm und dem Gift dahin. Ohne ihn zu sehen, erkannte Linden, daß seine gesamte rechte Seite, von der Hand bis zur Schulter, von der Hüfte bis zum Hals, vom Gift auf groteske Weise verquollen war. Einer mußte draufgehen: Covenant oder der Riese. Während Linden auf dem Deck kauerte, vor Unentschlossenheit wie gelähmt, mochten möglicherweise beide sterben. Nein! Sie konnte es nicht ertragen. Es war für sie untragbar, daß einer von beiden sterben sollte. »Windsbraut!« Ihre Stimme brach, als sie den Namen rief. Doch sie scherte sich nicht darum, wie abgehackt ihre Stimme übers Vordeck krächzte, wartete nicht auf Antwort. Cail rüttelte an ihrer Schulter; sie ignorierte ihn. Covenant! Inwendig raste sie, als sie ihre Sinne wieder in den besinnungslosen Riesen senkte. Die Verletzungen, die ihn am schnellsten umbringen konnten, befanden sich da und dort – zwei betroffene Stellen, die zu stark bluteten, um ohne weiteres überlebt werden zu können. Womöglich arbeiteten seine Lungen weiter, aber sein Herz würde nicht mitmachen. Infolge des beträchtlichen Blutverlusts drohte es bereits zu versagen. Mit nüchtern-kühler Genauigkeit sah Linden, was sie tun mußte, um ihn am Leben zu halten. Ihre Wahrnehmung in seinem Leib konzentriert, beeinflußte sie seine Nerven und Muskeln, bis die tiefere der zwei Blutungen sich auf ein schwaches Sickern beschränkte. Da kam Knolle Windsbraut zu ihr, kniete sich an die andere Seite des Riesen, Linden gegenüber. Covenant war dem Tod geweiht. Seine magische Kraft sammelte sich, staute sich an. Aber Linden erlaubte sich keine Schwäche. Ohne in ihrer Konzentration zu ermatten, packte sie Windsbrauts Hand, setzte den Daumen an einer bestimmten Stelle an den Bauch des Riesen und ließ fest zudrücken. Dort! Der Druck preßte die zweite lebensgefährliche Blutung weitgehend ab.
    »Auserwählte.« Cails

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