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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Blicks fieberfrei. Das Gift wiederum war nur noch latent. Linden stützte seinen Kopf auf und fütterte ihn mit so viel von dem Essen und Trinken, das Cail zuvor für sie gebracht hatte, wie er verzehren konnte. Danach sank er unverzüglich in einen deutlich natürlicheren Schlaf. Anschließend zog sich Linden zum erstenmal seit Tagen in ihre Kabine zurück. Sie war ihr ferngeblieben, als wäre sie noch voller Alpträume; aber sie wußte, daß die Finsternis gewichen war, zumindest vorerst. Sie bettete ihren abgeschlafften Körper in die Hängematte und schlief sich aus.
    Während des folgenden Tages erwachte Covenant in unregelmäßigen Abständen, ohne die Besinnung vollends wiederzuerlangen. Jedesmal wenn er die Augen öffnete, den Kopf zu heben versuchte, fütterte sie ihn; und jedesmal sank er fast sofort zurück in seine Träume. Aber Linden bedurfte nicht einmal ihres heilerischen Sinns, um zu sehen, daß seine Kräfte, während sein Körper sich an Schlaf und Nahrung stärkte, wieder zunahmen. Und das bereitete ihr eine seltsame Erleichterung. Sie fühlte sich auf irgendwie symbiotische Weise mit ihm verbunden, hatte das Gefühl, daß die Pforten der Wahrnehmung und Ungeschütztheit, die sie ihm aufgetan hatte, nie mehr geschlossen werden konnten. Seine Genesung tröstete sie in mancherlei Hinsicht mehr, als sie zu überblicken vermochte. Diese Tatsache verstieß gegen ihren lebenslangen Wunsch nach Unabhängigkeit, widersprach ihrer strengen Entschlossenheit, ihr Leben nach keinen anderen Maßstäben als ihren eigenen zu führen. Hätte sie jemals gestattet, jemandes Not und Leidenschaften gegenüber derartig empfänglich zu sein, wie wäre es ihr gelungen, trotz des Erbteils ihrer Eltern durchzuhalten? Dennoch konnte sie sich nicht dazu durchringen, sich frei von diesem so paradox konfliktreichen und doch selbstsicheren Mann zu wünschen. Ihn gesunden zu sehen lockerte die Knoten in ihrem Innern.
    Am nächsten frühen Morgen fütterte sie ihn abermals. Sobald er wieder schlief, stieg sie aufs Achterdeck und stellte fest, daß das schlechte Wetter sich verzogen hatte. Steter Wind blies die Sternfahrers Schatz nachgerade unbeschwert über die See. In der Höhe wölbten sich die Segel unterm ungetrübt blauen Himmel wie Schwingen. Blankehans grüßte Linden vom Achterkastell herab mit einem Ruf, der einem Jubeln glich; dann erkundigte er sich nach Covenants Befinden. Linden gab ihm kurz angebunden, beinahe verdrossen Auskunft, nicht weil die Frage sie irgendwie bekümmert hätte, sondern weil sie nicht wußte, wie sie mit der unerwünschten Gefühlsbetontheit ihrer Antwort fertig werden sollte. Etwas in ihr wollte vor Freude über den Wind, den klaren Sonnenschein und das Tanzen der Wellen lachen. Die Dromond sang unter ihr. Trotzdem hatte sie unerwartet das Empfinden, Tränen nahe zu sein. Ihre nicht recht faßbaren inneren Widersprüche verwirrten sie. Sie war sich nicht länger sicher, wer sie eigentlich war.
    Als sie übers Achterdeck ausschaute, sah sie Pechnase in der Nähe der Stelle, wo Covenant in seinem energetischen Kokon gelegen hatte. Hohl stand noch immer dort herum – er hatte sich seit Covenants Rettung nicht im geringsten geregt –, aber Pechnase beachtete ihn nicht. Auf der Schulter trug der mißgestaltete Riese eine unregelmäßig geformte steinerne Platte. In der anderen Hand hielt er einen großen Kessel aus Stein. Teils von Neugier getrieben, teils von einem immer spürbareren Drang nach einem Gespräch, ging Linden zu ihm, um zu sehen, was er tat. Pechnase hegte allem Anschein nach ein besonderes Verständnis für verwirrte Gemüter. »Ach, Auserwählte«, empfing er sie, als sie sich näherte; doch sein Blick bezeugte, daß er abgelenkt war, und Konzentration furchte seine Stirn. »Du siehst mich bei meinem Handwerk.« Er lächelte ihr trotz seiner Beanspruchung zu. »Gewißlich hast du das Tun an Bord von Sternfahrers Schatz mitverfolgt und daraus ersehen, daß ein jeder Riese den Erfordernissen des Schiffs dient. Und ohne Zweifel hast du auch bemerkt, daß ich eine Ausnahme bin. Pechnase ersteigt keine Wanten, er steht nie an Herzensfreude. Er arbeitet nicht in der Schiffsküche, nicht an Segeln oder Leinen. Welchen Zwecken also dient er inmitten dieser wackeren Mannschaft?« Sein Ton deutete Humor an; seine hauptsächliche Aufmerksamkeit galt jedoch etwas anderem. Er setzte Steinplatte und Kessel ab, begutachtete zuerst die von der wilden Magie verursachten Schrammen auf dem Deck,

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