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Der einsame Baum - Covenant 05

Der einsame Baum - Covenant 05

Titel: Der einsame Baum - Covenant 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gedächte es den gesamten Kosmos zu verschlingen. Nach einiger Zeit war das Würd satt gewesen und hatte sich zusammengerollt, um zu ruhen, auf diese Weise die Erde geformt. Und die Erde würde so bleiben, bis es sich zum Weiterfressen entschloß. Bis auf die eine Abweichung war es genau die gleiche Geschichte, die Linden von Pechnase gehört hatte. Konnte es sein, daß sie von den Riesen mißverstanden worden war, die sie ursprünglich aus Elemesnedene mitbrachten? Oder erzählten die Elohim ihren Gästen verschiedene Versionen? »Sonnenkundige«, beendete Daphin ihre Erzählung, als antworte sie auf diese Fragestellung, »wir sind das Würd der Erde – wir stammen unmittelbar von ihrer Schöpfung ab. Aus ihr sind wir erstanden, und in ihr haben wir unser Wesen. So sind wir das Herz, der Mittelpunkt und die Wahrheit, und deshalb sind wir, was wir sind. Wir sind alle Antworten, so wie wir alle Fragen sind. Aus diesem Grund darfst du über die Antwort, die wir euren Nöten geben werden, nicht urteilen.«
    Linden hörte die Elohim kaum noch. Implikationen wirbelten durch ihren Verstand. Eingebungen lärmten gegen die Grenzen ihres Begreifens wie mit dem Dröhnen von Sturmglocken an. Wir sind das Würd der Erde . Farben durchstrudelten Morgenlicht, als wären ihre Präsentationen eine Metapher des Clachan . Eine von lauter Schmetterlingen wie belaubte Weide. Selbstbetrachtung. Macht. Guter Gott! Inmitten der unhörbaren Aufdringlichkeit der Glöckchen konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen. Die Elohim ...! Sie sind Erdkraft. Das Herz der Erde. Verkörperte Erdkraft. Linden vermochte nicht mehr in ordentlicher Reihenfolge zu denken. Hoffnungen und Einsichten jagten einander. Dies Volk konnte alles tun, was es wollte. Diese Leute waren alles, was sie zu sein wünschten. Sie konnten jedes Geschenk gewähren, ob aus Überzeugung oder nur aus Lust und Laune. Sie konnten ihr geben, was sie suchte. Was Blankehans ersehnte. Und Covenant ... Sie waren die Antwort auf Lord Foul. Das eine Mittel gegen das Sonnenübel. Sie ... »Daphin«, setzte Linden an. Welche geheime Entgegnung hatten die Elohim bereits beschlossen, um sie den Gefährten zu geben? Aber das Glöckchenläuten übertönte alles. »Ich kann nicht richtig denken«, schimpfte sie gegen ihren Willen los. »Was, zum Teufel, sind das für Glöckchen? «
    In diesem Moment zog sich Morgenlicht, indem er seine Sumpf-Inkarnation aufgab, zu menschlicher Gestalt zusammen. Er war groß und stattlich, besaß grau gesträhntes Haar und einen nach innen gekehrten Blick. Sein Gewand trug er ähnlich wie Chant, nämlich als wäre es ein Ausdruck seiner Selbsterkenntnis. Er kam den Hang herauf und schenkte Linden ein freundliches Lächeln. Wir müssen uns sputen , sagten die Töne in Lindens Kopf so deutlich wie gesprochenes Wort, während er sich näherte, bevor diese Sonnenkundige unsere Unterhaltung zu genau zu verstehen lernt.
    Als werde sie von Musik emporgetragen, stand Daphin auf, streckte Linden eine Hand entgegen. »Komm, Sonnenkundige!« sagte sie völlig unbefangen. »Das Elohim -Fest harrt deiner.«

8
     

DAS ELOHIM-FEST
     
     
    Zum Donnerwetter, was war das? Linden konnte sich nicht regen. Die Klarheit, mit der die lautlosen Glöckchen gesprochen hatten, brachte sie außer Fassung. Linden starrte Daphins ausgestreckte Hand an. Ihr war, als könne sie den Sinn der Geste nicht begreifen. Fieberhaft versuchte sie, die Bedeutung der Musik zu verstehen. Wir müssen uns sputen ... Hatte sie das tatsächlich vernommen – oder sich in ihrer Verwirrung nur eingebildet? Zu genau zu verstehen lernt. Ihr vom Land verliehenes Wahrnehmungsvermögen war auf etwas gestoßen, das ihr vorenthalten hätte bleiben sollen. Die Sprecher der Glöckchensprache hatten nicht gewollt, daß sie mitbekam, worüber sie sich verständigten. Linden rang um Konzentration. Aber sie war nicht dazu imstande, sich in die Kommunikation hineinzuhören. Obwohl das Läuten um so gedämpfter klang, je nachdrücklicher sie es zu erfassen versuchte, verschwand es nicht ganz. Im Hintergrund ihres Bewußtseins tönte es weiter wie eine Konversation feinen Kristalls. Doch es blieb Linden unzugänglich. Je stärker sie sich abmühte, es zu verstehen, um so mehr klang es nach Glöckchen und sonst nichts.
    Daphin und Morgenlicht betrachteten sie, als könnten sie ihre überstürzten Gedankengänge ohne weiteres erkennen. Linden brauchte Ruhe, Zeit zum Überlegen. Aber die Augen der Elohim wichen nicht von

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