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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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urteilen, die Ranger und Fahd mir zuwerfen, muß ich mich durch die Bestätigung von Vladimirs Lagebeurteilung unverrückbar in dessen Lager begeben haben. Einfach entzückend.
    Vladimir fixiert Ranger über den Tisch hinweg, und man kann beinahe spüren, wie die Raumtemperatur plötzlich um ein Dutzend Grad sinkt. Er hält seinen langen, durchdringenden Blick zehn Sekunden oder noch länger aufrecht, dann verziehen sich seine Lippen zu einem schwachen und ach so herablassenden Lächeln. »Wenn du das sagst«, bemerkt er gelassen, und Ranger wird erst rot und dann weiß, als habe man ihn gerade beschuldigt, es mit Teufelsratten zu treiben. Der gute Vladimir kümmert sich nicht darum, sondern fährt gleich fort: »Um es noch mal zu wiederholen: Ich glaube, ein direkter, offener Krieg mit den Ancients wäre unseren Interessen höchst abträglich.« Er betrachtet die Leute am Tisch, als wolle er ihnen Stellungnahmen entlocken. Derzeit scheint niemand eine abgeben zu wollen - abgesehen natürlich von Ranger, dessen Augen alles sagen.
    Vladimir nickt, als habe er damit seine Auffassung durchgesetzt. »Aber«, fährt er fort, »wir haben Geld verloren. Ich würde vorschlagen, an die Führung der Ancients heranzutreten, und zwar mit einer umfassenden Aufstellung unserer Verluste.« Er richtet seinen kühlen Blick auf Musen. »Zweikommafünf Millionen Nuyen. Ist das richtig?«
    Musen nickt, wobei sein vorstehender Adamsapfel auf und ab hüpft, als versuche er gerade einen Tennisball zu verschlucken. »Hinzu kommen Gebäudeschäden in Höhe von fünfhunderteinundzwanzig-tausend, außerdem eine Entschädigung für die Terminierung von vier Personaleinheiten.« Damit meint er tote Cutters. »Insgesamt beläuft sich die Summe« -einen Moment lang verdrehen sich seine Augen, als er auf seine Headware zugreift - »auf drei Millionen einhundertzweitausend Nuyen. Mal vorsichtig geschätzt.« Ich frage mich, wie sich die vier terminierten Personaleinheiten‹ fühlen würden, wenn sie wüßten, daß Musen den Wert ihres Lebens auf etwas über zweiundzwanzig K Nuyen pro Person beziffert.
    »Dann also dreikommaeins Millionen.« Vladimir akzeptiert die Korrektur mit äußerstem Gleichmut. »Ein Krieg wäre wesentlich teurer, und darum würde ich nachgeben. Ein Krieg wäre für beide, für Cutters und Ancients, wesentlich teurer. Ja, ich denke, ein Krieg käme beide Seiten wesentlich teurer zu stehen, wenn man die verlorenen Einkünfte und Werte und die Beeinträchtigung unserer Fähigkeit in Betracht zieht, während der Wiederaufbauphase aus neuen Geschäftsgelegenheiten Kapital zu schlagen.« Er lächelt -jedenfalls glaube ich, daß er das tut -, wobei seine Lippen einen dünnen geraden Strich bilden. »Ich glaube, die Führung der Ancients wird Vernunft walten lassen.«
    »Was ist mit unserem Ruf?« knirscht Ranger. »Was werden die anderen Gangs von uns denken, wenn sie sehen, daß uns die Ancients einen harten Schlag verpassen und wir nicht zurückschlagen?« Er grinst Vladimir höhnisch an, der lediglich eine Augenbraue hebt, und ich verspüre den plötzlichen Drang, mich hinter Box zu verstecken. Doch Ranger schnauzt einfach weiter. »Was werden die Seoulpa-Ringe von uns denken, wenn sie sehen, wie uns Schaden zugefügt wird und wir uns dann zieren und nichts anderes tun, als den Müslifressern 'ne verdammte Rechnung zu präsentieren? Und was werden sie dann tun?«
    »Sie werden nichts tun«, erwidert Vladimir, dessen zivilisierte Stimme in beängstigendem Kontrast zu seinem mörderischen Blick steht, »gar nichts. Das einzige, was sie sehen werden, ist, daß wir immer noch auf gutem Fuß mit den Ancients stehen und uns nicht durch einen idiotischen Krieg ablenken und schwächen lassen. Sie werden sehen, daß wir stark sind und bereit, jeden Schritt, den sie gegen uns unternehmen, zu kontern. Wenn wir den Ancients andererseits den Krieg er-klären, werden sie sehen, daß wir genau die Ressourcen in die Schlacht werfen, die sie bisher davon abgehalten haben, gegen uns aktiv zu werden.«
    Absolut logisch, aber für Ranger ist Logik zu oft das, was für einen Stier ein rotes Tuch ist. Der Kriegsboss ist aufgesprungen und holt gerade tief Luft, um etwas zu sagen, das ihn in bezug auf Vladimir in echte Schwierigkeiten bringen wird. Na los doch, Ranger, sage ich.
    Doch Blake unterbricht ihn. Nicht dadurch, daß er ihm sagt, er solle die Klappe halten, nicht einmal dadurch, daß er die Hand hebt und auf diese Weise um Ruhe bittet. Nein,

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