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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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»Warum?«
    »Zu teuer«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen. »Zu hohe Kosten, zu wenig Gewinn.«
    »Was ist mit der Reputation?« faucht Fahd.
    Hier könnte ich politisch argumentieren, aber irgend etwas - vielleicht der Ausdruck in Blakes Augen - verrät mir, daß ich damit nicht durchkommen werde. Vielleicht ist es an der Zeit, ein Risiko einzugehen. Wenn ich gewinne, habe ich Zugang zum inneren Kreis, was meinen Wert exponentiell steigern würde. »Was soll damit sein?« schieße ich zurück. »Wenn es nach euch geht, stehen wir bald in dem Ruf, dämlich zu sein, weil wir uns in einen kostspieligen Krieg gestürzt haben, den wir hätten vermeiden können.« Fahds Wieselgesicht wird weiß, und ich weiß, daß ich mir noch einen Feind gemacht habe. Ereignisreicher Tag. Ich erwäge kurz, an dieser Stelle aufzuhören, aber Scheißwas? »Wenn ihr unbedingt eurem Ego schmeicheln wollt«, sage ich direkt zu Fahd, »dann nehmt euch jemanden zur Brust, bei dem ihr euch keine blutige Nase holen könnt. Macht einen Handel mit den Ancients, wie Vladimir vorschlägt, aber vermöbelt die Eighty-Eights.« Das ist eine der hiesigen, den chinesischen Verhältnissen nachempfundenen Triaden. »Die werden in letzter Zeit sowieso zu dreist.«
    Und an dieser Stelle brennen sich Blakes Laseraugen wieder in meinen Schädel, und ich habe ein Gefühl, als zähle er meine Zahnfüllungen oder durchforste meinen Verstand. Einen Augenblick lang habe ich eine Scheißangst, daß er vielleicht ein Schamane oder Magier ist, der tatsächlich meine Gedanken lesen kann. Doch ich verwerfe diese Idee sofort wieder. Wenn Blake das könnte, hätte er es bereits getan, und ich würde mittlerweile längst an einer Neun-Millimeter-Migräne leiden.
    Die Stille dehnt sich unerträglich, und ich verspüre den irrationalen Drang loszuplappern, nur um die Zeit schneller verstreichen zu lassen. Doch bevor ich die Beherrschung verliere, nickt Blake zögernd. »Die Eighty-Eights«, sinniert er, »ja. Ein warnendes Beispiel für andere, hmm?« Er lächelt Vladimir zu, der ebenfalls nickt. »Du hast freie Hand, hinsichtlich einer Entschädigung an die Führung der Ancients heranzutreten«, sagt Blake zu seinem Ratgeber. »Schließlich ist es dein Baby.«
    Dann wendet sich der Anführer an Fahd, und das Wiesel scheint unter seinem spekulativen Blick zu schrumpfen. Wiederum dehnt sich die Stille unerträglich, dann tippt Blake mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte - für ihn eine überwältigende Zurschaustellung von Emotion. »Es wird keine Vergeltungsmaßnahmen gegen die Ancients geben«, sagt er entschlossen. »Keine. Ich mache dich persönlich dafür verantwortlich, ihm das zu sagen.« Er deutet auf den immer noch bewußtlosen Ranger. »Aber ich will, daß ein paar Überfälle auf die Eighty-Eights stattfinden. Schlagt mit aller Härte zu, tut ihnen weh. Und sorgt dafür, daß man auf der Straße erfährt, wer dafür verantwortlich ist. Sag ihm auch das.«
    Der Bandenboss hält inne, und diesmal gibt es keinen Zweifel: Er lächelt schwach. »Und sag ihm, ich meine, er sollte Larson als bedeutenden Aktivposten einsetzen«, fügt er hinzu.
    Der Art nach zu urteilen, wie Fahd mich ansieht, kann ich mir ganz gut vorstellen, wie er Ranger diese Botschaft präsentieren wird. Ich behalte meine ausdruckslose Miene bei, als ich einen flüchtigen Blick auf Blake werfe. Die Frage, die ich mir zuvor gestellt habe, gewinnt plötzlich sehr an Bedeutung. Wen von uns beiden versucht er zu testen? Weil so, wie sich die Dinge entwickeln, einer von uns beiden die ganze Sache nicht lebend überstehen wird.
    Und genau das scheint Blake vorzuschweben.

4
    Das Treffen soll in der Kaffeebohne stattfinden, einem der piekfeinen Kissaten - Kaffeehäuser im japanischen Stil -, die in letzter Zeit in Seattles Innenstadt aus dem Boden sprießen. Mitten im Konzernsektor, schräg gegenüber dem Yamatetsu-HQ, Ecke Fünfte und Pike gelegen, ist die Kaffeebohne wahrscheinlich das einträglichste und renommierteste. Die Einrichtung hat genau den richtigen Grad von Schrägheit, eine Art Retrospektive der Zukunftsbetrachtung - wie jemand im Jahre 1954 vorausgesagt hat, daß 2054 aussieht, oder irgend so ein Drek. Haufenweise Spiegel, haufenweise HiTech, die sich als auf HiTech getrimmte LowTech maskiert, wenn Sie wissen, was ich meine. Die Hintergrundmusik, wenn man sie so nennen kann, besteht aus wahllos erzeugten synthetischen Tönen, die angeblich von einer Art Algorithmus überwacht

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