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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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oder Monate, wenn man Lust hat -, bis ein Großteil der Zielbevölkerung erfaßt ist.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Drek, man könnte sogar Jahre warten. Dann, wenn man meint, daß der richtige Zeitpunkt gekommen ist, belegt man die Zielgruppe mit dem Zauber - wahrscheinlich einem mit starker Streuwirkung -, und das war's. Sicher, wichtige Leute -die Leute, die mit astralen Sicherheitsvorkehrungen herumlaufen - werden nicht krank, weil der Zauber die Viren nicht erreicht. Aber wie groß ist der Prozentsatz dieser Leute? Ziemlich klein, würde ich sagen.
    Zweitens.« Der nächste Finger. »Es dauert lange, bis der Tod eintritt, was aus der Sicht der Terroristen alle möglichen Vorteile hat. Zunächst die Hysterie. Panik, Fremdenfeindlichkeit, gegenseitige Schuldzuweisungen verschiedener Gruppen - all das, was es bei jeder Plage in der Geschichte gegeben hat. Wahrscheinlich führt es dazu, daß es auch unter denjenigen Leuten eine Menge Tote gibt, die dem Virus oder dem Zauber nie ausgesetzt waren, und zu viel größeren Anforderungen an die Infrastruktur der Stadt oder des Landes.
    Und schließlich ist da noch die medizinische Belastung. Wenn Terroristen jemanden umbringen, ist er tot. Die Leiche wird auf Eis gelegt, bis der Rummel vorbei ist, und dann eingeäschert. Aber mit diesem Virus läuft es nicht annähernd so problemlos. Das Virus bringt keine Leute um, es macht sie sehr krank. Also gehen sie in ein Krankenhaus oder eine Klinik, wo sie so lange, bis sie wieder gesund oder tot sind, ein Bett, die Zeit und Energie ergie der Ärzte und des Krankenhauspersonals, Medikamente und medizinische Apparaturen in Beschlag nehmen.« Sie sieht jetzt richtig griesgrämig aus, und ich kann es ihr nicht verdenken. »Wenn der Prozentsatz der Todesopfer bei einer Epidemie sehr hoch ist, wäre es logisch, die Betroffenen nicht mehr zu behandeln, weil sie sowieso sterben. Aber das könnte keine Gesellschaft durchsetzen. Und wenn eine Gesellschaft es durchsetzen könnte, hätten die Terroristen sie damit im wesentlichen bereits zerstört.«
    Sie seufzt, tief und aus ganzem Herzen. »Und es gibt noch andere Vorteile«, fährt sie fort - jetzt mit monotoner Stimme, fast mechanisch, als unterdrücke sie ihre Emotionen. »Theoretisch könnte man das Virus verbreiten, lange bevor man mit der Terrorkampagne beginnt. Die Gesellschaft oder Regierung weiß nicht, was auf sie zukommt, also sind ihre Sicherheitsvorkehrungen gering. Wenn die Kampagne beginnt, werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, aber das spielt keine Rolle mehr, weil die Opfer längst infiziert sind. Dann, wenn die Zeit reif ist, aktiviert man das Virus. Drek, man brauchte die Epidemie gar nicht ausbrechen zu lassen, wenn man mit anderen Mitteln bekäme, was man wollte, und niemand würde je etwas erfahren.« Sie erschauert. »Damit könnte man eine Regierung stürzen.«
    Ich wechsle einen Blick mit Argent. Keiner von uns sagt etwas - es braucht auch nichts gesagt zu werden. Doc Dicer hat recht, ihre Analyse ist absolut logisch, und ich kann kein Loch entdecken. Ich spüre, wie es mir selbst kalt über den Rücken läuft. Die perfekte Terroristenwaffe stimmt. Nur...
    »Warum hat es dann Paco erwischt?« frage ich. »Und warum die anderen Cutters? Schließlich holt man sich den Drek nicht von einem verdammten Toilettensitz, oder? Man muß mit dem Virus infiziert werden -indem man ihn durch Nahrung oder die Luft auf- nimmt - und dann noch mit dem Zauber belegt werden. Warum sollte das jemand den Cutters antun?«
    »Eine rivalisierende Gang?« fragt Dicer zögernd, verzieht jedoch sofort das Gesicht und schüttelt den Kopf. »Nein, geschenkt. Viel zu kompliziert. Viel zuviel HiTech für einen Bandenkrieg, stimmt's?«
    Der Shadowrunner und ich nicken. Dann wechseln wir wieder einen Blick, und ich habe den Eindruck, daß er die Sache genauso sieht wie ich. Und ihm gefällt es auch nicht.
    Ich bin der erste, der es ausspricht. »Ein Feldtest?«
    »Ja«, grollt Argent. »Das paßt.«
    Doc Dicer sieht von einem zum anderen. Offensichtlich paßt es für sie nicht.
    »Man wird so etwas wie das hier ausprobieren wollen, bevor man eine ganze Terroristenkampagne auf dieser Basis führt«, erkläre ich. »Man sucht sich eine eng begrenzte soziale Gruppe, die der Gesellschaft, die man sich eigentlich vornehmen will, so ähnlich wie möglich ist, und zieht die Sache dann durch. Dadurch erkennt man frühzeitig die Fehler.« Ich zucke die Achseln. »Und warum keine Gang? Eine Gang

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