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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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das Feuer, aber die Kugeln schlagen einen guten Meter neben dem anvisierten Zielpunkt ein. Drek! Das ist der Unterschied zwischen Daten, die man auf einem Chip bekommt, und dem Wissen, das aus der Übung mit der Tech entsteht, sie zu integrieren und sich zu eigen zu machen. Das habe ich mit den Es-crima- und H&K-Chips getan, aber nicht mit diesem neuen. Auch mit Gasdruck-Schockpolster bewirkt ein längerer Feuerstoß, daß der Lauf hochgerissen wird. Ich mühe mich, das Gewehr wieder auf das Ziel an/u legen, doch zu spät. Ich versuche mich zur Seite zu werfen...
    Feuer blitzt aus dem Lauf meines Ziels, und ein halbes Dutzend Einschläge in meine Rüstung pressen mir die Luft aus den Lungen. Die schiere Wucht der Einschläge ist beängstigend und jagen Schmerzensstiche durch meine Brust. Gebrochene Rippen? Durchaus möglich, aber jetzt ist nicht der passende Moment, sich darüber Gedanken zu machen. Ich bringe das Gewehr mit Mühe wieder in Anschlag und drücke ab.
    Einen Augenblick zu spät. Neben mir ertönt ein dumpfer Knall, und mein Ziel wird von der Granate einer Sturmkanone auseinandergerissen. Ich lasse den Abzug los, doch erst, nachdem ich noch ein paar Kugeln durch die menschlichen Überreste auf dem Dach gejagt habe.
    Argent betrachtet mich von oben bis unten. »Bist du okay?«
    Ich schaue an mir herab und sehe die Einschlagpunkte der Kugeln auf meiner Brust. Die Rüstung ist an diesen Stellen deformiert und gesprungen, da sie ihre Aufgabe erfüllt hat, die kinetische Energie der Projektile durch Verformung zu absorbieren. Ich hole tief Luft, und es fühlt sich an, als hätte mich jemand mit einem Baseballschläger bearbeitet. Aber das ist wesentlich besser, als es sich ohne Rüstung anfühlen würde...
    Ächzend rapple ich mich auf. »Ich bin okay«, antworte ich, und das ist eine weitere Notlüge.
    Er verzieht das Gesicht. »Deine Rüstung ist beschädigt.«
    Ich nicke und betrachte noch einmal das verbeulte Makroplast. Ohne Scherz, Sherlock. Was bedeutet, wenn ich mich noch einmal zur Zielscheibe machen lasse, wird mich die Rüstung nicht mehr adäquat schützen. Eine Tatsache, die man unbedingt berücksichtigen sollte.
    Andererseits kann ich mich aber nicht einfach hinhocken und abwarten, bis alles vorbei ist. (Warum nicht? will ein Teil von mir wissen. Schlichter, dämlicher Macho-Stolz?) Ich verdränge meine Zweifel, packe mein Gewehr fester und versuche cool auszusehen. Ich meine, Argent die Achseln zucken zu sehen, als ich mich wieder in Bewegung setze, aber mit all der Rüstung läßt sich das nicht so genau sagen. Vor mir ist eine Tür, ich trete sie ein und ducke mich danach in die Deckung des Türrahmens.
    Kein Kugelhagel schlägt mir entgegen, also wirble ich geduckt durch die Tür und versuche das, was sich dahinter verbirgt, mit einem Blick und mit dem Gewehrlauf aufzunehmen. Es ist stockdunkel in dem Gebäude, und das Licht von draußen reicht gerade mal aus, um das erste halbe Dutzend Meter des Flurs vor mir zu erhellen. Was, zum Teufel, ist mit dem Licht passiert? Haben unsere Leute die Stromversorgung lahmgelegt, oder sind unsere Gegner zu der Überzeugung gelangt, daß Dunkelheit eher ein Nachteil für uns als für sie ist? Vorsichtig bewege ich mich vorwärts.
    Und zum zweitenmal in den letzten zwei Minuten habe ich das Gefühl, in der Vergangenheit zu leben. Es dauert nur einen Sekundenbruchteil, aber diesmal sind es die stockfinsteren Gänge im Fi nes Que t in Renton, wo Lynne Telestrians Leute mich wie eine Marionette herumgeschubst haben. Diesmal ist es anders, ganz anders. Erstens, weil die Helmelektronik automatisch Lichtverstärker und Infrarotsensoren zugeschaltet hat und den Gesamteindruck auf den HUD meines Visirs projiziert. Und zweitens, weil ich die beruhigende Anwesenheit Argents und seiner Sturmkanone rechts hinter mir spüren kann.
    Irgendwo tiefer in dem Gebäude höre ich das charakteristische Knattern einer Uzi auf Vollautomatik, das langsam lauter wird. Ich glaube nicht, daß einer unserer Männer mit einer Uzi ausgerüstet ist, also ducke ich mich und halte meine Waffe bereit.
    Vor mir am Ende des Flurs fliegt eine Tür auf, und eine Gestalt taucht hindurch. In Infrarot ist das Mündungsfeuer ihrer Uzi, als sie eine Salve durch die Tür schickt, eine meterlange leuchtende Lanze. Das Gesamtbild ist körnig, und die falschen Farben entsprechen weder der tatsächlichen Rüstungsfarbe unserer
    noch der der anderen Seite. Also dauert es eine Sekunde, um zu bestätigen,

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