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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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haben, hat garantiert dafür gesorgt, daß alle Gäste der Kaffeebohne verlegen weggesehen haben.
    »Du bist 'n verdammter Eisblock, hab ich recht, du Schnalle?« fauche ich. »Du hast ja keine Ahnung, was dir entgeht.«
    »Lieber würde ich's mit 'ner Teufelsratte tun«, zischt sie zurück. Netter Spruch.
    »Ließe sich vielleicht arrangieren«, sage ich zu ihr, was ihr die Andeutung eines Zwinkerns entlockt. Interessant. Ich würde die Angelegenheit gern weiterverfolgen, aber jetzt und hier ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort. Was verdammt schade ist.
    Ich stehe auf und schlendere davon. Ich sehe, wie sich der Barmann bemüht, den Schneid aufzubringen, mir zu sagen, daß ich ihm Geld schulde, also sage ich zu ihm, »Sie übernimmt die Rechnung«, und bin auch schon auf der Straße. Einer von Lone Stars Streifencops fährt langsam auf seinem Motorrad vorbei und mustert mich von oben bis unten. Ich grinse ihn an und halte meine Jacke auseinander, um ihm zu zeigen, daß ich unbewaffnet bin. Er schneidet eine Grimasse und fährt weiter.
    Und, welche Überraschung, es regnet nicht, und ich sehe sogar einen Flecken blauen Himmels von der Größe meines Daumennagels. Alles in allem entwickelt sich der Tag gar nicht so schlecht.

5
    Bis ich mein Motorrad aus dem Parkhaus des Washington Athletic Clubs geholt habe und zu meiner Bude in der Sechzigsten Straße Nordost in Ravenna -bequemerweise nur ein paar Blocks vom Unterschlupf der Cutters entfernt - gefahren bin, habe ich den Chip, den Cat mir gegeben hat, längst eingeworfen, den Inhalt kopiert und ihn durchgesehen. Hat nicht lange gedauert. Wie vorauszusehen, lauten meine Befehle: »Halten Sie sich bedeckt und berichten Sie weiter.« (Bin ich Hellseher oder was?) Es gibt nichts Bestimmtes, auf das ich achten soll, und falls der Star irgendwas darüber weiß, daß sich etwas Komisches zusammenbraut, hält man es nicht für nötig, mich davor zu warnen. Ich starte mental die Utility, die den Chip dreifach überschreibt und dann löscht, und werfe ihn aus meiner Chipbuchse aus. Ich mache mir nicht die Mühe, den Chipy-Zylinder zu benutzen, sondern lasse ihn einfach beim Fahren auf die Straße fallen.
    Im Gegensatz dazu sollte mein Bericht - der zwischen Cats Möpsen zu liegen gekommen ist, der glückliche - all denjenigen, die dazu befugt sind, ihn zu lesen, schwer zu denken geben. Der Bericht enthält zunächst eine Zusammenfassung des geplatzten Sturm-gewehr-Deals mit den Sioux. (Paco hat ein paar Hintergrundinformationen dazu ausgegraben und ist ziemlich genervt, daß nichts dahintersteckt, was ich gegen Ranger verwenden könnte. Es hat sich herausgestellt, daß der Kriegsboss Musen Geld und Ressourcen geliehen hat, um den Deal zu schaukeln. Warum wollte oder konnte der Buchhalter nicht sein eigenes Geld in die Sache investieren? Tja, dahinter steckt eine interessante Geschichte, aber eine, die weder mich noch meine Vorgesetzten sonderlich interessiert.) Dann folgt das Neueste hinsichtlich der Entscheidung der Cutters, Schadenersatz von den Ancients zu verlangen. Wenn der Star bei den Ancients einen Mann in einer mit meiner bei den Cutters vergleichbaren Position hat, können meine Vorgesetzten diese Situation nach Belieben ausnutzen und in jede noch so häßliche Richtung steuern, die ihnen vorschweben mag. Dann warne ich vor den bevorstehenden Überfällen auf die Eighty-Eights, und für sie gilt das gleiche wie für die Ancients, falls der Star dort einen Undercover-Agenten eingeschleust hat.
    Schließlich kommt der lustige Teil, im wesentlichen zwei Megabyte Geschwafel über Bürokratien und mangelhafte Kommunikation und wie dadurch die besten Pläne und Strategien zum Teufel gehen können. Natürlich alles ›zum Wohl der Truppe‹, doch in erster Linie motiviert durch mein Verschnupftsein darüber, von meinen ›Waffenbrüdern‹ bei den Taktischen Einsatzkommandos beinahe gegeekt worden zu sein. Außerordentlich verständlich, kann ich mir vorstellen.
    Und das ist auch schon alles, was sich über den Grad der Kommunikation sagen läßt, der zwischen mir und meinen Vorgesetzten herrscht. Manchmal fühle ich mich wie eine entsicherte Waffe, die einfach vergessen worden ist. Der Star hat keine Kosten und Mühen gescheut, meine Tarnidentität samt lückenlosem Hintergrund aufzubauen, als ich von Milwaukee nach Seattle versetzt worden bin. (Klar, ich habe auch schon früher als verdeckter Ermittler gearbeitet - oft -, und ich bin verdammt gut darin, aber ich

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