Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
habe noch nie so verdeckt und mit derart langfristigen Zielen gearbeitet. Drek, in die Führungsspitze einer bedeutenden Gang einzudringen. Ich mache mir immer noch in die Hose, wenn ich nur daran denke.)
    Ich weiß immer noch nicht, wie sie es geschafft haben, meine Geschichte so wasserdicht und undurchdringlich zu machen. Ich weiß nur, daß ich in den ersten Monaten schrecklich Schiß hatte, daß irgendein unterbezahlter, überarbeiteter, schlecht motivierter, verkaterter Bürohengst bei Lone Star irgend etwas Wichtiges übersehen hatte, das zu meinem vorzeitigen Ableben führen würde - ich mußte immer daran denken, daß ich vom Computersystem des Stars in Milwaukee einmal drei Zahlungsaufforderungen für Falschparken bekommen habe... über eine Gesamtsumme von 0,00. Aber die Sache läuft jetzt seit fast achtzehn Monaten, und meine Tarnung kommt mir, wenn überhaupt etwas, dann höchstens noch wasserdichter vor als zu Beginn, aber manchmal wache ich immer noch schweißgebadet auf und warte auf die Katastrophe.
    Nach all den Anstrengungen - denen des Star und meinen - bin ich also an Ort und Stelle und liefere meine Berichte, aber meine Vorgesetzten scheinen sie manchmal nicht sonderlich zu beachten. Ich kann mich nur an zwei Gelegenheiten erinnern, wo man mir befohlen hat, auf etwas Bestimmtes zu achten, und das scheint mir nicht die effektivste Art und Weise zu sein, mich einzusetzen. Natürlich war es bei den beiden Gelegenheiten, von denen ich rede, fast so weit, daß mir der Drek die Beine heruntergelaufen ist, während ich herauszufinden versuchte, was der Star wissen wollte. Theoretisch gesehen sollten sie mir mehr Unterweisung angedeihen lassen. Aber praktisch und persönlich gesehen bin ich viel zufriedener so, weil es viel wahrscheinlicher ist, daß ich überlebe und meine Rente kassieren kann.
    Und überhaupt, zum Teufel damit. Das alles gerade jetzt durchzukauen, ist wahrscheinlich nur eine Methode, um mich von der Tatsache abzulenken, daß sich der blaue Himmel, den ich in der Innenstadt gesehen habe, als ebenso dauerhaft wie das Versprechen eines Politikers erwiesen und es wieder zu regnen angefangen hat. Bis ich in Ravenna angekommen bin und einen guten Parkplatz für meinen Hobel gefunden habe, bin ich naß bis auf die verdammte Haut. Meine Bude befin-det sich in einem Gebäude namens Wenonah, einem niedrigen Wohnhaus, das etwa doppelt so alt ist wie ich. Es hatte irgendwann mal einen Anstrich, glaube ich, aber das Lösungsmittel, das sie hier in Seattle Regen nennen, hat sich liebevoll seiner angenommen. Das Haus ist nur noch nackter Beton, fleckig und zerfressen und mit Taubendrek beschmiert. (Frage: Jetzt, wo so viele andere Spezies für immer vom Antlitz dieser Welt verschwinden, wie, zum Teufel, schaffen es da diese fliegenden Ratten, die die Leute Tauben nennen, zu überleben? Ende der Exkursion.) Ich spaziere die Stufen zur Haustür hinauf und stoße sie auf.
    Das Wenonah war mal ein ›Sicherheitshaus‹, und die diesbezügliche Mitteilung ist immer noch an die Wand genagelt, und zwar direkt über den Resten der Gegensprechanlage. Natürlich ist die Gegensprechanlage bereits vor vielen Monaten ausgeschlachtet und sämtliche elektronische Hardware entfernt und vermutlich verkauft worden. Was völlig egal ist, weil auch eine funktionierende Gegensprechanlage keinen Furz wert wäre. Ungefähr zur gleichen Zeit, als sich die Gegensprechanlage verabschiedete, hat jemand eine Schrotflinte genommen und damit den Schließmechanismus der Haustür weggepustet. Die für die Hausverwaltung zuständige Gesellschaft verspricht immer noch, daß sie ihn Jetzt Sehr Bald ersetzen wird.
    Ich hüpfe die Treppe hinauf, wobei ich abergläubischerweise einen großen Bogen um den Fleck mache, wo einer meiner ehemaligen Nachbarn nach einer kleinen Meinungsverschiedenheit mit seiner Freundin verblutet ist. Als ich durch den dunklen, schmalen Flur nach hinten gehe, höre ich Musik aus meiner Bude dröhnen, bevor ich nah genug bin, um zu sehen, daß die Tür einen Spalt offensteht. Die H&K liegt in meiner Hand, und ich stelle die Verbindimg zur Software her, während ich lautlos wie ein Geist weitergehe, bereit für meinen großen Auftritt und das Erteilen einer dreischüssigen Lektion über die Unverletzlichkeit des Privateigentums.
    Doch dann höre ich der Musik tatsächlich zu, anstatt sie einfach nur wahrzunehmen, und ich weiß, wer in meiner Bude ist. Bei dem Song - und ich benutze diese Bezeichnung im weitesten

Weitere Kostenlose Bücher