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Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
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lernte eine Menge. Zunächst einmal ist nichts, was Blake tut, zufällig - nichts. Alles ist geplant, jedes mögliche Ergebnis, jede mögliche Kombination und Permutation in seinem großen Schädel zuvor durchgespielt. Ich habe gesehen, wie er eine ›zufällige‹ Begegnung mit Bubba auf dem Flur des Unterschlupfs gesteuert hat, indem er zunächst über ganz belanglose Dinge mit ihm redete, bis Bubba seine anfängliche Vorsicht aufgab, und dann ›ganz spontan‹ den Punkt in das Gespräch einfließen ließ, um den es die ganze Zeit bei diesem Spiel ging, und dann seine Reaktion beobachtete.
    Es ist eine gute Technik, das will ich Blake gerne zugestehen. Wenn man jemanden ganz offiziell nach seiner Meinung fragt, reagiert er so, als zwinge man ihn -öffentlich und unwiderruflich - Stellung zu beziehen. Das Ergebnis? Er windet sich, macht Ausflüchte, läßt sich mindestens eine Hintertür offen und versucht möglichst wenig zu sagen. Wenn man ihn aber dazu bringen kann, seine Meinung in einem ›inoffiziellen‹ Gespräch zu äußern, wird man etwas hören, das der Wahrheit - seiner tatsächlichen Meinung - so nah kommt, wie man ihr ohne magische Gedankensondierungen oder Folter nur kommen kann.
    Blake ist ein Meister dieser und auch anderer Techniken. Er ist ein verdammt guter Anführer. Er hört sich alles an, was die Leute in seiner Umgebung zu sagen haben - und zwar nicht nur mit ihren Stimmen -, und destilliert daraus eine Art Weltbild. Nichts scheint ihn zu überraschen, und er scheint immer schon im voraus zu wissen, was die Leute - mich selbst eingeschlossen -sagen werden, bevor sie es tatsächlich sagen. Er äng-stigt mich zu Tode. Und was es noch schlimmer macht, ist die Tatsache, daß ich ihn dafür nicht einmal hassen kann.
    Also denke ich, daß ich in einer Woche mehr darüber erfahren habe, wie die Cutters funktionieren - richtig funktionieren, ganz tief unten an der Basis -, als in den vergangenen achtzehn Monaten zusammen. Zuvor li.ibe ich gesehen, wie Beschlüsse ausgeführt werden. Jetzt sehe ich, wie diese Beschlüsse zustande kommen. I lätte ich vorher gewußt, daß die Brüder derart kompe-tent sind, hätte ich den Auftrag sehr wahrscheinlich abgelehnt. Es gibt keine offensichtlichen Gefahren für mein Leben und meine Gesundheit, aber ganz tief in meinen Eingeweiden spüre ich, daß ich jetzt in viel größerer Gefahr schwebe als in den ganzen vergangenen achtzehn Monaten.
    Aber genug gejammert. Ich sammelte härtere Fakten über die Cutters als je zuvor - genau die politikbezogenen Interna, deretwegen mich der Star vermutlich auf die Gang angesetzt hat. Das Problem war nur, daß es viel schwieriger war, Gelegenheiten zu finden, meine Berichte abzuliefern. Als Blakes persönlicher Berater‹ und Handlanger tat ich in der Regel sieben oder acht Stunden am Tag Dienst und hielt mich die übrige Zeit auf Abruf bereit. Dadurch war es verdammt schwierig, Treffen zu arrangieren, wo ich meine Berichte abliefern konnte.
    Drek, es war schon schwierig, mich in das UOL einzuschalten und das schwarze Brett zu überprüfen. Wer weiß, wie viele potentielle Treffen ich versäumte, nur weil ich nichts von ihnen wußte? Aber ich nahm an, daß sich das mit der Zeit ändern würde. Die Dinge würden sich beruhigen, wenn ich mich eingearbeitet und einen regelmäßigeren Arbeitsplan hatte. Im Moment konnte ich meine Vorgesetzten beim Star nur wissen lassen, daß ich noch lebte und atmete - indem ich ganz einfach harmlose Botschaften in verschiedene BTX-Systeme einschleuste, deren eigentliche Botschaft nicht der Text, sondern die Tatsache war, daß ich mich überhaupt meldete. In der Zwischenzeit faßte ich alle Fakten, die ich sammelte, für einen riesigen Bericht zusammen, den ich hoffentlich irgendwann würde abliefern können.
    Und der Hammer in diesem Bericht wird die Tatsache sein, daß die Cutters mit irgendeinem in Tir beheimateten Konzern ins Bett steigen.
    Gut, die Verbindung zu einem Konzern ist gar nicht so ein Hammer. Jeder weiß - oder vermutet zumindest -, daß die Cutters die Drekarbeit für eine ganze Reihe in Seattle angesiedelter Konzerne erledigen. Meines Wissens hat die Gang kleinere Kontrakte mit verschiedenen Konzernen abgeschlossen, darunter Kleinvieh wie Designer Genes, aber auch ein halbes Dutzend Megakonzerne aus der allerersten Reihe wie Ares Macrotechnology. Und das sind nur diejenigen, von denen ich weiß.
    Das Interessante an diesem neuen Kontrakt ist die Tatsache, daß der Konzern

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