Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Einzelgänger

Der Einzelgänger

Titel: Der Einzelgänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel Findley
Vom Netzwerk:
von der Elfe. Für einen Moment haben wir Blickkontakt, aber - erst die Arbeit, dann das Vergnügen, zum Teufel - ich sehe rasch weg und konzentriere meine Aufmerksamkeit auf den Elf, der den Besprechungsraum neben Blake verläßt.
    Diesmal betrachte ich ihn genauer. Er ist ein oder zwei Zentimeter größer als die Frau und genauso schlank, doch während sie nur aus Anmut und Geschmeidigkeit zu bestehen scheint, sieht er aus, als versteckten sich außerdem auch noch stahlharte Muskeln unter seinem Anzug. Adlernase, dunkle Augen, olivfar-bene Haut. Schwarzes, oben kurzgeschnittenes Haar, das an den Seiten und im Nacken schulterlang ist - ein typischer konservativer Konzernhaarschnitt. Kein Schmuck und keine besonderen Kennzeichen, die mir auffallen. Nicht viel, aber mehr kann ich nicht tun.
    Den Abschluß bildet der menschliche Assistent/Irgendwas. Er ist nicht so groß wie die anderen und wiegt achtzig bis fünfundachtzig Kilo. Mittelgroß, durchschnittlicher Körperbau, im wesentlichen das, was ich schon beim erstenmal registriert habe. Er trägt einen konservativ geschnittenen Geschäftsanzug in einem gedämpften Dunkelbraun mit schwarzen Accessoires und Schnörkeln. Dunkles, überall kurzgeschnittenes Haar. Dunkler olivfarbener Teint, dunkle Augen...
    Jene Augen begegnen meinen, und mich trifft ein Blitz des Wiedererkennens wie eine Nadel im Rückgrat. Ich habe ihn schon einmal gesehen - keine Ahnung, wo, keine Ahnung, wann. Ich weiß nicht, wer, zum Teufel, er ist, aber ich weiß, ich habe ihn schon gesehen - entweder persönlich auf einem Holo, im Trid oder sonstwo.
    Und ich will verdammt sein, wenn er mich nicht ebenfalls erkennt! Ich kann es sehen, ich kann es spüren - und ich wette meinen letzten Nuyen, daß er weiß, daß das Erkennen auf Gegenseitigkeit beruht.
    Seine Augen weiten sich ein wenig, und seine Miene wird vollkommen ausdruckslos. Ich bin ganz sicher, daß meine Reaktion genauso ausfällt. Es ist so, als begegnete man jemandem auf der Straße, von dem man genau weiß, daß man ihn kennt, sich aber ums Verrecken nicht an seinen Namen oder daran erinnern kann, woher man ihn kennt, oder ob er wichtig - oder unwichtig - ist. Anstatt sich also zum Affen zu machen, läßt man den Blick ganz einfach weiterschweifen, als habe man ihn überhaupt nicht gesehen. So ähnlich ist es, aber es ist schlimmer, weil wir beide ganz genau wissen, daß wir einander gesehen haben.
    Was, zum Teufel, soll ich jetzt tun? Der Reaktion des anderen Burschen nach zu urteilen, befindet er sich in genau der gleichen Situation. Ich kenne ihn, kann ich seine Gedanken förmlich hören, ich bin ihm schon begegnet - aber wo? Und wer ist der Kerl überhaupt?
    Wir setzen beide die ausdruckslose Miene auf und versuchen einander vorzumachen, daß wir nichts gesehen haben. Und das tun wir so lange, bis er die Treppe hinaufgegangen und außer Sicht ist.

8
    Okay, ich will ganz ehrlich sein: Ich habe 'ne Scheißangst.
    Nennen Sie es ichbezogene Hellsichtigkeit, nennen Sie es die notwendige Paranoia des verdeckten Ermittlers, nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich weiß nur, daß es ein Gefühl der Enge in der Brust ist, ein brennendes, wäßriges Gefühl in den Eingeweiden.
    Theoretisch weiß niemand in Seattle, wer und was ich wirklich bin. Das ist zumindest die Absicht. Und das ist auch der Grund, warum mich der Star aus Mil-waukee geholt hat. Abgesehen von meinen direkten Vorgesetzten und verschiedenen Kontaktpersonen innerhalb des Star - und ihren Liebhabern, Vertrauten und allen sonstigen Personen, bei denen sie sich verplappern -, kennt mich jeder in Seattle nur als Rick Lar-son, Gangmitglied der Extraklasse, Soldat der Cutters und Mitglied von Blakes Prätorianergarde.
    Jeder Versuch von offizieller Stelle, Hintergrundmaterial über mich auszugraben, würde nach Milwaukee führen, wo das dortige Büro des Star eine wasserdichte Tarnung für mich aufgebaut hat. Falls die Suche inoffiziell erfolgt - über die Milwaukee-Gangszene zum Beispiel -, stößt man auf dieselbe Geschichte, weil Rick Larson dort ebenfalls tätig war. Also sind die einzigen Personen, die mein Gesicht in Seattle kennen, meine Vorgesetzten bei Lone Star und Leute, die mir in meiner Cutter-Identität begegnet sind. Hübsch und logisch und beruhigend, richtig?
    Tja nun, das ist die Theorie, und wir wissen alle, was mit den Theorien passiert ist, der Mensch würde nie fliegen und eine Kettenreaktion könnte nie stattfinden. Bedenkt man zusätzlich noch die Tatsache,

Weitere Kostenlose Bücher