Der Einzelgänger
ist.
»Paco, in Deckung!« rufe ich, und keine Millisekunde zu früh. Er reagiert, als sei er bis zur Halskrause ver-chippt, und wirft sich vorwärts und in die Deckung einiger Makroplast-Transportbehälter.
Die Schrotflinte donnert, und der Dreifachschuß pulverisiert die Kiste, vor der Paco einen Augenblick zuvor noch gestanden hat. Paco könnten noch ein paar Schrotkörner aus dem äußersten Streubereich erwischt haben, und er ist mit Sicherheit von den Überresten der Kiste getroffen worden, aber es ist recht wahrscheinlich, daß er es überlebt hat. Was natürlich nicht Barts Verdienst ist.
Ich lege mit meiner H&K an, und der rote Laserzielpunkt fällt auf die Schläfe des Orks. »Du bist raus«, sage ich.
Doch bevor ich abdrücken kann, wirbelt er herum und reißt die AS7 hoch. Schneller, als er sich je bewegt hat, schneller, als irgend jemand das Recht hat, sich zu bewegen. Er drückt ab, und die Schrotflinte donnert erneut.
Zu früh, einen Augenblick zu früh. Das Licht neben mir, die Metallverkleidung und ein gutes Stück der Wand explodieren in einem Hagel von Splittern. Metallfetzen peitschen über mein nacktes Gesicht und die gleichfalls nackten Hände. Instinktiv reiße ich die rechte Hand - meine Waffenhand - vor das Gesicht, um meine Augen zu schützen. Dann muß ich die H&K erneut auf mein Ziel ausrichten.
Diesmal habe ich jedoch genug Zeit, um nichts mehr anbrennen zu lassen. Bart mußte das Schockpolster der Schrotflinte von der Hüfte nehmen, als er zu mir herumgewirbelt ist, um auf mich zu schießen, also hat das Schockpolster auch nicht den Rückschlag absorbiert. Er ist zwar stark, aber nicht stark genug, um eine auf Halbautomatik gestellte AS7 davon abzuhalten, hierhin und dorthin zu rucken. Und so stark er auch sein mag, es reicht nicht, um die Schrotflinte wieder auf mich auszurichten, bevor ihm ein Feuerstoß von fünf Neun-Mil-limeter-Kugeln den Schädel zerschmettert.
»Zum Teufel mit allem«, murmele ich, als ich die Leiter herunterklettere und versuche, das plötzliche Zittern in meinen Händen und den Knoten in meinem Magen zu kontrollieren.
7
Wenn ich bedenke, wie schwer mir die Frage im Magen gelegen hat, was ich hinsichtlich Ranger unternehmen soll. Elementar, mein lieber Watson, und der ganze Drek. Ich brauchte keinen Finger zu rühren.
Nachdem Big Bad Barts Hirn in alle Richtungen verspritzt war, ließ ich die Teams A und B die restlichen Eighty-Eights geeken und sich mit ihren Granaten austoben, während sich Paco und ich zu einer raschen Beratung nach draußen verzogen. Ich mußte mich verdammt zusammenreißen, um meine Reaktion auf Barts Tod zu unterdrücken - das Zittern, die Übelkeit, das Gefühl absoluten, verdammten Unrechts -, die jedesmal auftritt, wenn ich jemanden umbringen muß. (Jedesmal? Tja, um die Wahrheit zu sagen, Priyatel, war das nur zweimal der Fall - einschließlich Bart.) Jedenfalls war ich davon überzeugt, daß ich vor Paco mein Gesicht verlieren würde, falls ich mir etwas anmerken ließe, und das wäre zu diesem Zeitpunkt äußerst kontraproduktiv gewesen. Also verdrängte ich alles und schob es in den alten emotionalen Jutesack, wo meine Alpträume nach Rohmaterial Ausschau halten.
Wie vorauszusehen, war Paco nicht gerade begeistert, als er erfuhr, daß Ranger sowohl ihn als auch mich zum Abschuß freigegeben hatte, und ich brauchte nicht mal anzudeuten, daß die Zeit des Kriegsbosses vorbei war. Doch Paco war auch so clever zu erkennen, daß zu Ranger zu gehen und ihm eine Kugel durch den Kopf zu jagen, zwar möglicherweise die befriedigendste Art war, die Angelegenheit aus der Welt zu schaffen, aber nicht unbedingt die beste. Ich brauchte nur darauf hinzuweisen, daß Ranger grundsätzlich mit seiner BMW Blitzen überallhin fuhr und er leider sehr nachlässig zu sein schien, was die Wartung seines Motorrads betraf. Ein satanisches Grinsen breitete sich auf Pacos Miene aus, und er sagte: »Das Schwein ist so gut wie tot. Verlaß dich drauf.«
Die Sache regelte sich blitzsauber am nächsten Tag. Die kleine Bombe, die Paco mit der Zündung der Blitzen kurzschloß, war groß genug, um das unmittelbare Problem zu lösen, doch gleichzeitig auch so klein, daß sich der die Explosion begleitende Schaden in Grenzen hielt. Die Explosion erschütterte den Unterschlupf in Ravenna und ließ ein paar Fensterscheiben zu Bruch gehen, und sowohl Paco als auch ich selbst waren dort und rannten mit den anderen schockierten Gangmitgliedern nach draußen, um
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